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Kostomarow – Kostüm
Kostomárow (spr. -roff), Nikolaj Iwanowitsch, russ. und kleinruss. Historiker und Dichter, geb. 16. (4.) Mai 1817 zu Ostrogosch, besuchte das Gymnasium in Woronesch und die Universität Charkow, wurde 1846 Professor der Geschichte in Kiew, hier als Haupt der «Cyrill- und Methodisten-Gesellschaft» wegen panslawistischer Bestrebungen verdächtigt, arretiert und nach einjähriger Haft nach Saratow verbannt. Beim Regierungsantritt Alexanders Ⅱ. (unter Fortdauer des Verbots der Lehrthätigkeit) begnadigt, ging er 1857 ins Ausland und wurde 1859 außerord. Professor für Geschichte in Petersburg bis 1862, wo er seinen Abschied nahm. Er starb 19. April 1885 in Petersburg. Von seinen zahlreichen histor. Monographien (ein großer Teil wieder abgedruckt in den «Histor. Monographien und Forschungen», 12 Bde., Petersb. 1868 fg.) seien erwähnt: «Der Kampf der ukrain. Kosaken mit Polen bis Bohdan Chmelnizkij» (1856), «Bogdan Chmelnizkij» (1857; 4. Aufl. 1884), «Der Austand Stenka Rasins» (1858), «Skizze des häuslichen Lebens und der Sitten des großruss. Volks im 16. und 17. Jahrh.» (1859), «Die nordruss. Städterepubliken» (1863), «Die Zeit der Wirren des Reichs Moskau zu Beginn des 17. Jahrh.» (1866), «Der Fall Polens» (1869), «Kosciuszko und die Revolution von 1794» (1870), «Die letzten Jahre der Republik Polen» (2. Aufl., Petersb. 1870); von größeren Arbeiten «Russ. Geschichte in Biographien» (1873‒76; übersetzt von W. Henckel, Bd. 1, Lpz. 1886), «Mazeppa und seine Anhänger» (1883) u. s. w., ferner die Ausgaben: «Alte Denkmäler der russ. Litteratur» (1861‒62), «Akten zur Geschichte des südl. und westl. Rußlands». Seine poet. Arbeiten veröffentlichte K. unter dem Pseudonym Jeremija Halka; sie erschienen als «Gesammelte Werke» (kleinrussisch Odessa 1875). Ihnen folgte «Der Kudejar», «Der Sohn», «Tschernigowka» u. a. K.s «Litterar. Nachlaß» erschien Petersburg 1890. – Vgl. A. Pypin, N. I. K. (in der «Geschichte der russ. Ethnographie», Bd. 3).
Köstritz, Pfarrdorf im Landratsamt Gera des Fürstentums Reuß j. L., links an der Weißen Elster, an der Linie Zeitz-Gera der Preuß. Staatsbahnen, hat (1890) 1914 E., darunter 44 Katholiken, Post, Telegraph, ein fürstl. Schloß, Lehranstalt für Landwirtschaft und Gärtnerei, Heilanstalt für skrofulöse Kinder, Kuranstalt mit Sol-, Sand-, Fichtennadel- und moussierenden Bädern (1893: 350 Kurgäste), Kurhaus; bedeutende Handelsgärtnerei (Georginen- und Rosenzucht), Eichenkultur, fürstl. Brauerei (Köstritzer Schwarzbier), Gipsbrennerei, Hundezüchterei, Baustein- und Gipsbrüche.
Kostromá. 1) Gouvernement im mittlern Teil des europ. Rußlands, zu den großrussischen und den Wolgagouvernements gehörig, grenzt im N. an das Gouvernement Wologda, im O. an Wjatka, im S. an Nishegoroo und Wladimir, im W. an Jaroslawl und hat 84149,2 qkm mit 1381722 E., d. i. 16,4 auf 1 qkm. Das Land ist eine mit Wald, Wiesen und Sümpfen bedeckte Niederung, nur rechts von der Wolga und zwischen der K. und Unscha etwas erhöht, der Boden lehmig und sandig. Die Hauptbeschäftigung sind Ackerbau und Viehzucht, aber beide auf niedriger Stufe. Bedeutend ist die Waldindustrie. Ferner giebt es 55 Baumwollwebereien, Leinen- und Baumwollspinnereien, 90 Färbereien und Druckereien, 8 chem. Fabriken, 10 Eisengießereien und Kupferwerke. Der Handel wird durch die Wolga und andere schiffbare Flüsse sehr gefördert; dazu kommen 56 km Eisenbahnen. Vorhanden sind 5 Mittel-, 2 Special- und 485 niedere und Elementarschulen. Das Gouvernement, 1796 errichtet, besteht aus 12 Kreisen: K., Buj, Galitsch, Jurjewez, Kineschma, Kologriw, Makarjew, Nerechta, Soligalitsch, Tschuchloma, Warnawin und Wetluga. – 2) Kreis im westl. Teil des Gouvernements K., hat 4859,1 qkm und 139187 E. – 3) Hauptstadt des Gouvernements und des Kreises K., terrassenförmig links an der Wolga (hier 550 m breit), unterhalb der Einmündung des Flusses K. (398 km lang, schiffbar) und an der Eisenbahn Moskau-Jaroslawl-K., Sitz des Civilgouverneurs und des Bischofs, hat (1892) 30935 E., in Garnison das 140. Infanterieregiment, 40 Kirchen, ein Nonnenkloster, Knaben-, Mädchengymnasium, Realschule, ein geistliches, ein Lehrerseminar, öffentliche Bibliothek, Theater, 3 Zeitungen, 4 Buchhandlungen; Spinnereien, Webereien, Lederfabriken, Schiffbau, Flußhafen, bedeutenden Handel mit Leinwand, Flachs, Leder- und Metallwaren und Salz; 3 Banken, darunter eine Filiale der Reichsbank.
Kostschin, poln. Kostrzyn, Stadt im Kreis Schroda des preuß. Reg.-Bez. Posen, an der Nebenlinie Posen-Stralkowo der Preuß. Staatsbahnen, hat (1890) 2117 E., darunter 208 Evangelische und 41 Israeliten, Post, Telegraph, kath. Pfarrkirche, Vorschußverein und Genossenschaftsmolkerei.
Kostüm (ital. costume, d. i. Gewohnheit, Landessitte), die zu verschiedenen Zeiten in den Kulturstaaten üblich gewesene Kleidertracht. Die unendliche Mannigfaltigkeit der K. nötigt, im Folgenden nur auf diejenigen K. näher einzugehen, welche auf den Tafeln: Kostüme Ⅰ-Ⅳ zur Abbildung gelangt sind. (S. Bart, Haartracht; über das Kunstgeschichtliche s. auch Gewandung; über die Kriegstracht s. Helm sowie Rüstung.)
1) Altertum. Das älteste Nationalkleid des Ägypter s war ein rechteckiger Schurz aus Baumwolle (s. Taf. Ⅰ, Fig. 2), der sich im Neuen Reiche zu einem faltigen langen Rock ausbildete und mit einer schon früher üblichen Jacke zu einem vollständigen Leibrocke mit Halbärmeln zusammenwuchs. Die Frauen trugen die Kalasiris (s. Taf. Ⅰ, Fig. 1), ein hemdartiges Baumwollgewand mit Achselbändern oder kurzen Ärmeln. Eine bei beiden Geschlechtern, besonders den Vornehmen, häufige Kopfbedeckung war die Sphinxhaube (s. Taf. Ⅰ, Fig. 2) aus einfarbigem, gestreiftem oder gemustertem Tuch. Im übrigen ging man gewöhnlich unbekleidet. Die Tracht des Königs, der Priesterschaft und Beamten dagegen war weit reicher; auch trug der König als Kopfbedeckung eine Mütze, die Königin einen Kopfschmuck in Form eines Geiers (s. Tafel: Altägyptische Malerei, Bd. 1, S. 246). Unter den Ptolemäern drang mit der griech. Kultur auch die griech. Tracht in Ägypten ein; das hellen. Alexandria und das daselbst residierende Herrscherhaus waren auch in dieser Hinsicht tonangebend. – Das Nationalkleid der Assyrer war ein hemdförmiger langer Leibrock mit kurzen Ärmeln. Er wurde mit einer Binde gegürtet und war bei den Vornehmen bunt und mit Fransen besetzt, deren reichliche Verwendung, verbunden mit der durch ihre Schwere bedingten Faltenlosigkeit der Gewänder, das Hauptmerkmal des assyrischen K. ausmacht. Die Füße waren mit Sandalen bekleidet, das Haar wohl gepflegt und gekräuselt, der Bart rechteckig zugeschnitten. Der König trug außer dem langen Rock
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