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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Krankenwagen; Krankenwärter; Krankenwäsche; Krankenzelt; Krankenzerstreuung; Krankenzimmer; Krankheit

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Krankenwagen - Krankheit

(Freiburg 1890); Haepe, Krankenversicherungsrecht (Lpz. 1885); Rosin, Recht der Arbeiterversicherung (Bd. 1, Berl. 1890-93); Seydel, Recht der Arbeiterversicherung in seiner Anwendung auf Bayern (Freiburg 1890). Zeitschriften: Die Arbeiterversorgung (Berlin, bisher 11 Jahrgänge); Entscheidungen der Gerichte u. s. w. auf dem Gebiete des Verwaltungs- und Polizeistrafrechts, hg. von Reger (München, bisher 14 Bände).

Krankenwagen, s. Krankentransportwagen.

Krankenwärter, s. Krankenpflege und Militärkrankenwärter.

Krankenwäsche, die Leib- und Bettwäsche der Kranken, bedarf in allen jenen Fällen, in denen es sich um ansteckende Krankheiten handelt (Cholera, Pocken, Scharlach, Diphtheritis, Unterleibs- und Flecktyphus, Milzbrand, Ruhr, Tuberkulose, Kindbettfieber u. a.), einer sehr gründlichen und gewissenhaften Desinfektion, ehe sie wiederum anderweit benutzt werden darf. Leibwäsche, waschbare Kleider und Bettwäsche sind, ohne sie zu schütteln, auseinander zu nehmen oder auszustauben, im Krankenzimmer selbst in bereit stehende Behälter mit Schmierseifenlauge (15 g Schmierseife aufgelöst in 10 l lauwarmen Wassers) unterzutauchen, in diesen aus dem Zimmer zu schaffen, dann mit derselben an einem passenden Ort eine halbe Stunde lang zu kochen und endlich wie gewöhnlich zu waschen. Vom Kranken benutzte Verbandstücke werden am besten verbrannt. Betten, Matratzen, Kissen, Decken und alle nicht waschbaren Stoffe mit Einschluß der Kleider sind, wo dies angeht, in mit Sublimatlösung (1 Teil Sublimat auf 5000 Teile Wasser) getränkte Laken oder Tücher einzuhüllen und einer Desinfektionsanstalt zu übergeben, in welcher sie durch überhitzten Wasserdampf gereinigt werden. Nach der Desinfektion (s. d.) klopft man sie aus, sonnt und lüftet sie öfters und läßt die Federn reinigen. Größere Krankenhäuser besitzen jetzt fast durchweg große Waschanstalten mit Dampfbetrieb und eigene Desinfektionsapparate.

Krankenzelt, Zelt zum Unterbringen Schwerkranker und Verwundeter. Das K. der deutschen Feldlazarette (s. d.), für 12 Betten berechnet, besteht aus einem zerlegbaren Eisengerippe und einer Bekleidung von einfachem Segeltuch; es ist 9 m lang, 6 m breit; seine Seitenwände sind 1,6 m, die Dachfirst 4,3 m hoch. Zur Ableitung der Feuchtigkeit wird es von einem 0,5 m tiefen Graben umzogen.

Krankenzerstreuung, im Kriege das Bestreben, Verwundete und Kranke über eine möglichst große Zahl von Räumen und Ortschaften zu zerstreuen, um die Gefahren, welche die Anhäufung von Verwundeten und Kranken an wenigen Orten für diese selbst sowie für den gesunden Teil der Armeen und für die Bevölkerungen herbeiführt, zu vermeiden. Welche außerordentliche Ausdehnung die K. 1870/71 erreicht hat, zeigt die Thatsache, daß von den gesamten 560 851 Mann, welche bei den mobilen deutschen Heeren einer Lazarettbehandlung bedürftig wurden, etwa 250 000 Mann (44 Proz.) als noch Behandlungsbedürftige oder Rekonvalescenten in immobile Lazarette nach allen Gegenden Deutschlands gelangten. Fast alle waren vorher in mobilen Sanitätsanstalten behandelt. Nur durch so umfassenden Rückschub (Evakuation) können die Feldlazarette sich zu beweglichen Sanitätseinrichtungen gestalten, und stets an Schlachttagen zur ersten Hilfe bereit sein. Eine bisher einzig dastehende, und nur durch die K. möglich gewordene Erscheinung ist es z. B., daß während der Schlacht am 1. Sept. 1870, 14 Tage nach den drei großen Schlachten um Metz, außer 21 deutschen Sanitätsdetachements noch 21 deutsche Feldlazarette auf dem Schlachtfelde selbst oder in der Nähe in Thätigkeit treten konnten. In größerm Maßstabe ist K. erst möglich, seit zahlreiche Eisenbahnen einen raschen und schonenden Transport auch Schwerverwundeter und Schwerkranker auf weite Entfernungen ermöglichen. (S. Sanitätszüge.)

Krankenzimmer, der Raum, in welchem Kranke und Verletzte verpflegt und behandelt werden. Das K. muß geräumig sein, jedem Kranken mindestens 40-60 cbm Luftraum gewähren, ferner dem Sonnenlicht zugänglich, gut zu heizen, hinsichtlich seiner Temperatur gut zu regulieren und jederzeit gehörig zu ventilieren sowie endlich still und ruhig gelegen sein; kleine, luft- und lichtlose, nach Norden gelegene Räume dürfen unter keinen Umständen für die Krankenpflege benutzt werden. Die Temperatur des K., die jederzeit mittels des Thermometers zu kontrollieren ist, betrage für bettlägerige Kranke +12 bis 14° R. (+15 bis 17,5° C.), für Kranke, die tags über aufstehen, durchschnittlich +15° R (+18,5° C.); eine ausreichende Lufterneuerung läßt sich in Privathäusern meist nur durch öfteres und ausgiebiges Öffnen der Fenster, nötigenfalls auch der Thüren erreichen, wobei nur der Kranke durch Vorstellen von Bettschirmen, zweckmäßige Stellung des Betts u. dgl. vor direktem Luftzug zu schützen ist. Jede Verunreinigung der Zimmer durch qualmende Lampen, schlechte Heizungsanlagen, Absonderungen und Ausleerungen des Kranken u. dgl. ist möglichst zu vermeiden; ebensowenig sind Räucherungen behufs angeblicher Luftverbesserung statthaft. Der Fußboden des K., der am besten durch Ölfarbe wasserdicht gemacht wird, muß täglich feucht ausgewischt werden.

Das Mobiliar ist durch feuchtes Abwischen fleißig zu reinigen: alle Staubfänger, wie Teppiche, Vorhänge, Polstermöbel u. dgl. sind aus dem K. zu entfernen. Nach der Genesung oder dem Tod des Kranken muß das K., wenn es sich um eine ansteckende Krankheit handelte, zunächst gründlich desinfiziert werden; Fußböden, Wände, Decken, Fenster, Möbel und Gerätschaften sind zuerst mit Tüchern, Schwämmen oder Bürsten, die mit Sublimatlösung (1 Teil Sublimat auf 5000 Teile Wasser) getränkt sind, abzureiben und unmittelbar darauf mit Schmierseifenlauge (15 g Schmierseife in 10 l Wasser aufgelöst) abzuseifen; tapezierte Wände müssen mit weichem Brot (in welchem die Krankheitsstoffe am besten haften bleiben) gründlich abgerieben werden, worauf die Brotkrumen mit den Pilzkeimen sofort zu verbrennen sind. Darauf lüfte man das Zimmer fleißig und lasse es, wenn möglich, eine Woche leer stehen.

Über die K. und Krankensäle der Krankenhäuser s. Krankenhaus.

Krankheit (Morbus, in zusammengesetzten Wörtern nosos, pathos), die Abweichung einzelner oder aller Organe des Körpers von demjenigen Verhalten, wie es im Zusammenspiel der Thätigkeit der Organe zur Erhaltung des Gesamtorganismus und seiner vollkommenen Leistungsfähigkeit notwendig ist. Zum Begriff der K. gehören nicht bloß die Störungen des Gesundheitsgefühls und der normalen Funktionierung, sondern auch die Abweichungen von der normalen Form, Mischung und Zusammensetzung der Organe.

^[Artikel, die man unter K vermißt, sind unter C aufzusuchen.]