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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Kreuzwertheim; Kreuzwoche; Kreuzwurz-Ackereule; Kreuzzeitung; Kreuzzüge

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Kreuzwertheim – Kreuzzüge

Kapelle führen. (S. Kalvarienberg.) Durch Papst Innocenz Ⅺ. wurde eine solche Kreuzwegsandacht einer Pilgerfahrt nach Jerusalem gleichgestellt.

Kreuzwertheim, Marktflecken, s. Wertheim.

Kreuzwoche, s. Betfahrtswoche.

Kreuzwurz-Ackereule, s. Erdraupen.

Kreuzzeitung, gewöhnliche Bezeichnung der «Neuen Preußischen Zeitung» (s. d.).

Kreuzzüge, die von den christl. Völkern des Abendlandes seit dem Ende des 11. bis gegen Ende des 13. Jahrh. zur Eroberung Palästinas wiederholt unternommenen Kriegszüge nach dem Morgenlande. Im weitern Sinne bezeichnet man als K. auch die von der röm. Kirche veranlaßten oder begünstigten Kriege gegen andere nichtchristl. Völker, z. B. die heidn. Wenden und Preußen, oder gegen sog. Ketzer, wie die Albigenser und die Stedinger. Außer dem von heimkehrenden Jerusalempilgern und der Geistlichkeit angefachten religiösen Enthusiasmus wirkten als Antriebe zu den K. die ernsten Gefahren, die zeitweilig der abendländ. Kultur von dem Vordringen des Islam drohten, sowie das Streben der Päpste, auch die griech. Kirche Rom unterzuordnen und «neben der geistlichen auch die weltliche Einheit der im Glauben verbundenen Völker in sich darzustellen», endlich Übervölkerung, Wanderlust und Lust zu Abenteuern, die Hoffnung, sich dem zunehmenden Drucke der Lehnsverhältnisse und allerlei andern irdischen Nöten durch Erwerbung eigenen freien Besitzes zu entziehen.

Von den Kirgisensteppen her vorbrechend, hatten die Seldschuken (s. d.) den ägypt. Fatimiden Syrien und Palästina, dem Oströmischen Reiche nach der Schlacht bei Mantzikert am Wansee (26. Aug. 1071) Antiochien, Edessa und den größten Teil Kleinasiens mit Iconium und Nicäa entrissen. Schon Papst Gregor Ⅶ. hatte 1074 den Plan gefaßt, Palästina zu befreien, und die Hilferufe des Kaisers Alexios Ⅰ. brachten Papst Urban Ⅱ. darauf zurück. Durch zündende Reden begeisterte er auf der großen Kirchenversammlung zu Clermont in der Auvergne 26. Nov. 1095 Tausende von Geistlichen und Laien für die Befreiung des Heiligen Grabes und zur Herstellung einer christl. Herrschaft in dem Lande, «wo Christi Füße gestanden». Durch ihre Bischöfe und Volksprediger, wie Peter von Amiens, für die Sache gewonnen, stürmten ungezählte Massen aus Frankreich und den umliegenden Landen, oft ohne jegliche Zurüstung, ostwärts, mußten aber schon in Ungarn, Bulgarien, oder im besten Falle doch jenseit des Bosporus jämmerlich zu Grunde gehen. 1096 folgten die Hauptheere der Ritter und Fürsten, meist Franzosen, Normannen und Lothringer. Als Abzeichen erhielten die Gottesstreiter ein rotes Kreuz, an der rechten Schulter zu tragen. Die hervorragendsten Führer dieses sog. ersten Kreuzzuges waren: bei den Südfranzosen Graf Raimund von Toulouse; aus dem nördl. Frankreich Herzog Robert von der Normandie, der Sohn Wilhelms des Eroberers, sowie Graf Stephan von Blois, Graf Robert von Flandern und König Philipps Ⅰ. Bruder, Hugo von Vermandois; die Normannen aus Unteritalien scharten sich um Bohemund und um Tankred; an der Spitze der Ritter aus dem linksrhein. Deutschland endlich standen Gottfried von Bouillon und dessen Brüder Balduin und Eustach; zum Lenker des ganzen Kreuzheers ernannte Papst Urban Ⅱ. als seinen eigenen Stellvertreter den Bischof Adhemar von Puy, thatsächlich aber fand keine einheitliche Oberleitung statt. Auf verschiedenen Wegen gelangten die (der Sage nach) zusammen 300000 Mann zählenden Heerhaufen nach dem allgemeinen Sammelplatz Konstantinopel, wo Kaiser Alexios fast alle Heerführer bewog, ihm für die zu erobernden (ehemals byzant.) Gebiete den Lehnseid zu leisten. Im April 1097 zogen die Kreuzfahrer über den Bosporus, nahmen 20. Juni Nicäa und schlugen das Hauptheer des Sultans Kilidsch Arslan 1. Juli bei Doryläum, erreichten im Okt. 1097 Antiochia, das unter großen Verlusten 3. Juni 1098 erobert und durch einen Sieg über den Emir Kerbogha von Mosul behauptet wurde. Hier gewann Bohemund, in Edessa Balduin, der Bruder Gottfrieds von Bouillon, eine Herrschaft, und Anfang Juni 1099 erreichte das auf etwa 20000 Mann zusammengeschmolzene Kreuzheer Jerusalem, das trotz seiner Festigkeit dem Ansturm schon 15. Juli erlag. Sieben Tage nachher bestieg Gottfried von Bouillon als «Beschützer des Heiligen Grabes» den Thron des neuen Reichs, dessen Bestand er einige Tage später durch die Vernichtung eines ägypt. Heers vor den Thoren von Askalon sicherte.

Auf die Nachricht von der Eroberung Palästinas setzten sich noch weitere Kreuzheere unter dem Herzog Welf von Bayern und andern ital. und franz. Großen in Bewegung; aber durch eigene Thorheit und Mangel aller Ordnung fanden alle in Kleinasien ein klägliches Ende (1101).

Zu dem zweiten Kreuzzuge (1147‒49) gab den Anstoß die Eroberung Edessas durch Imadeddin Zengi Dez. 1144. Papst Eugen Ⅲ. beauftragte den Cistercienserabt Bernhard von Clairvaux mit der Kreuzpredigt, und diesem gelang es, sowohl die Franzosen als auch die Deutschen 1146 zur Teilnahme zu bewegen. König Konrad Ⅲ. mit, wie es heißt, 70000 Rittern, ihm nach mit ähnlicher Macht Ludwig Ⅶ. von Frankreich zogen im Sommer 1147 durch Ungarn nach Konstantinopel; aber die Feindschaft der Franzosen und Normannen gegen den byzant. Kaiser und die Schwierigkeit der Verpflegung solcher Massen ließen auch diese gewaltige Macht ohne Ergebnis zu Grunde gehen.

Veranlassung zum dritten Kreuzzug 1189‒91 gab die Eroberung Jerusalems durch Sultan Paladin 1187. Kaiser Friedrich Ⅰ. rüstete ein Heer von 100000 Mann aus, zog im Mai 1189 von Regensburg aus die Donau hinunter und nötigte den mit Saladin verbündeten griech. Kaiser im März 1190, die Schiffe zur Überfahrt zu stellen. Auf dem Marsche durch die waldleere Hochfläche Kleinasiens erlag ein großer Teil des Heers der Sonnenglut, den Entbehrungen und den beständigen Angriffen der leichtberittenen Türken; aber vor Iconium schlug Friedrich das an Zahl unendlich überlegene Heer des Sultans. Dieser Sieg und die Erstürmung der Stadt lieferten Geld, Lasttiere und Lebensmittel in Fülle. Voll froher Hoffnung zog das Heer nach achttägiger Rast über die steilen Pässe des Taurus und befand sich schon auf dem Gebiete der befreundeten Armenier, als Kaiser Friedrich 9. Juni 1190 in der Nähe von Seleucia in den reißenden Fluten des Saleph (Kalykadnos) beim Baden den Tod fand. Entmutigt kehrten viele Kreuzfahrer von der benachbarten Küste aus zur See in die Heimat zurück. Den immerhin noch ansehnlichen Rest führte des Kaisers Sohn, Herzog Friedrich, über Antiochia im Herbst 1190 vor Akka, wo er 20. Jan. 1191 einer Lagerseuche zum Opfer fiel.

^[Artikel, die man unter K vermißt, sind unter C aufzusuchen.]