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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Kroatische Litteratur
Türken zurückeroberte ungar. Gebiet zwischen Drau und Save als "Königreich Slawonien" zu Kroatien hinzu; die Militärgrenzen blieben für sich und behielten ihre militär. Verfassung. K. u. S. wurden in Bezug auf Gesetzgebung und oberste Verwaltung als Ungarn einverleibte Nebenländer behandelt. Die kroat.-serb. Bewegung, die 1848, namentlich unter Leitung des Van Jellachich, zugleich mit der ungar. Revolution ausbrach und die Bildung eines großen südslaw. Reichs anstrebte, das nebst Kroatien-Slawonien auch Dalmatien als "dreieiniges Königreich" umfassen sollte, hatte auf den Verlauf des Kampfes bedeutenden Einfluß. (S. Ungarn.) Die österr. Reichsverfassung von 1849 sprach die Trennung K.s u. S.s von Ungarn aus, und beide Königreiche wurden zu einem eigenen Kronlande vereinigt, dem auch das kroat. Küstenland und die Stadt Fiume nebst ihrem Gebiet einverleibt war. 1849-60 war in Kroatien, gleichwie in Ungarn, die österr. Gesetzgebung eingeführt; auf Grund des Diploms vom 20. Okt. 1860 (s. Österreichisch-Ungarische Monarchie) wurden jedoch die frühere Verfassung sowie die nationale polit. und Justizverwaltung wiederhergestellt. Gleichzeitig machte sich wieder das Bestreben nach Einverleibung Dalmatiens geltend, das dort jedoch unter der maßgebenden ital. Bevölkerung unter Führung des Freiherrn von Lapenna entschiedenen Widerstand fand und deshalb nicht zur Ausführung kam. Durch den Ausgleich von 1868 wurde die staatsrechtliche Stellung von K. u. S. gegenüber dem Königreich Ungarn festgestellt. Im Mai 1870 wurde die Stadt Fiume unmittelbar zu Ungarn, das Küstenland zu Kroatien geschlagen. Die Militärgrenze (s. d.), deren Auflösung mittels Patents vom 15. Juli 1881 erfolgt ist, stand bis dahin unter der Verwaltung des Generalkommandos zu Agram und wurde nun größtenteils Kroatien einverleibt.
Litteratur, von Csaplovics, Slawonien und Kroatien (2 Bde., Pest 1819); Südslaw. Wanderungen im Sommer 1850 (2 Tle., Lpz. 1851); Neigebaur, Die Südslawen und deren Länder (ebd. 1851); Neilreich, Vegetationsverhältnisse von Kroatien (Wien 1868); Matkowitsch, K. u. S. nach seinen physischen und geistigen Verhältnissen (Agram 1873); Codex diplomaticus regni Croatiae (2 Bde., ebd. 1874 fg.); Schwicker, Statistik des Königreichs Ungarn (Stuttg. 1877); Pesty, Die Entstehung Kroatiens (Budapest 1882); Klaić-Bojičić, Slawonien vom 10. bis zum 13. Jahrh. (Agram 1882); Schwicker, Geschichte der österr. Militärgrenze (Teschen 1883); Jekelfalussy, A magyar korona országainak Helységnévtára (Ortslexikon der Länder der Ungarischen Krone, Budapest 1888); Krauß, Die vereinigten Königreiche K. u. S. (Bd. 14 der "Länder Österreich-Ungarns in Wort und Bild", Wien 1889) sowie die Veröffentlichungen des königl. Statistischen Bureaus in Agram; Lukšić, Reiseführer durch K. u. S. (Agram 1892).
Kroatische Litteratur, Bezeichnung nicht sowohl für ein einheitliches, zusammenhängendes Schrifttum, als für drei auf verschiedenem Boden und unter verschiedenen Bedingungen entstandene Litteraturen:
1) Die slawische Litteratur der dalmatinischen Städte und Inseln vom Ende des 15. bis zum Ende des 17. Jahrh. (die sich in sehr verkümmerter Gestalt noch durch das 18. Jahrh. fortsetzt). Sie wird kroatisch genannt, weil ihre Sprache zum Teil kroatisch (westserbisch-kroatisch) im alten histor. Sinne war. Diese Litteratur war von Anfang an eine Nachahmung der jeweiligen ital.-litterar. Richtungen und trägt keine national-slaw. Färbung. Die Prosalitteratur ist geringen Umfangs, die poetische dagegen ist nicht unbedeutend. Vertreten sind wesentlich die lyrische Poesie im engern Sinne, namentlich Liebesgedichte, zwar nicht in Form, aber in Ton und Auffassung der ital. Sonettenpoesie gleichend; die poet. Erzählung (zum Teil idyllenartig) und das größere Kunstepos; das Lehrgedicht; das Drama in Tragödie und Komödie (die letztere zum Teil in Prosa). Der Hauptsitz dieser ganzen Litteratur war die Republik Ragusa, der älteste Vertreter ist indes Marko Marulić in Spalato (1450-1524), der fast durchgängig biblische oder erbauliche Stoffe behandelt und in der Form noch unvollkommen ist. Außerhalb Ragusas ragen noch hervor Hannibal Lučić (s. d.) und Peter Hektorović, beide von der Insel Lesina, durch sprachliche Gewandtheit und Versform ausgezeichnet. An der Spitze der ragusanischen Dichter stehen Menčetić (1447-1501) und Gj. Držić (gest. um 1507), beide wesentlich Lyriker im Sinne der ital. Sonettenpoesie. Während des 16. Jahrh. weist Ragusa eine große Zahl von Dichtern auf, meist von geringer Selbständigkeit in Stoff und Form; der originellste ist Mavro Vetranić (1482-1576) mit frommer, zum Teil ascetischer Richtung, wodurch auch größtenteils die Wahl seiner Stoffe bestimmt ist (z. B. "Remeta" ["Der Einsiedler"]; religiöse kleinere Gedichte; Dramen: "Abrahams Opfer", "Auferstehung Christi" u. a.); in seiner Bedeutung unerklärt ist das lange, doch unvollendete allegorische Gedicht "Pelegrin" ("Der Pilger"). Als Dramatiker ist vor allen zu nennen Marin Držić (1520-80), der in seinen Komödien (in Prosa) zum Teil ragusanisches Leben einflicht. Den Höhepunkt erreichte die ragusanische Litteratur in Ivan Gundulić (s. d.). Sein etwas jüngerer, sehr fruchtbarer Zeitgenosse Junius Palmotić (1606-57) steht ihm in der Gewandtheit des Versbaues und der äußern Form gleich, erreicht ihn aber nicht an poet. Gehalt; er schrieb eine große Anzahl Dramen, eine "Christiade" (Bearbeitung der "Christias" des Vida) und kleinere Sachen. Die Werke der dalmatin. Dichter werden herausgegeben von der Südslawischen Akademie in Agram: "Stari pisci hrvatski" (Agram 1869-93; bis dahin 20 Bde.).
2) Die Litteratur des jetzt gewöhnlich als Kroatien bezeichneten Landes (Provinzialkroatien; s. Kroatische Sprache), die von der zweiten Hälfte des 16. Jahrh. bis in die dreißiger Jahre des 19. Jahrh. Erzeugnisse aufweist. Sie hält sich mit wenigen Ausnahmen (chronikenartigen Aufzeichnungen und Gedichten) auf dem Gebiete der populärkirchlichen, erbaulichen und sonst dem Volke zugänglichen Stoffe und blieb immer unbedeutend.
3) Die neuere K.L. seit dem Wiedererwachen des serb. und kroat. Nationalbewußtseins im 19. Jahrh. Sie wurzelt in dem Bestreben nach litterar., überhaupt geistiger Vereinigung der Serben (im engern Sinne, durchweg der orient. Kirche angehörend) und der Kroaten (durchweg römisch-katholisch), hat daher auch den von Karadžić zur Schriftsprache erhobenen südserb. (Herzegowiner) Dialekt angenommen und ist nicht mehr scharf von der serb. Litteratur zu scheiden. Von einigen ältern unwirksamern Bestrebungen abgesehen, knüpfen sich die Anfänge dieser Litteratur wesentlich an die Thä-^[folgende Seite]
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