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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Kroatien und Slawonien
ein durch zwei silberne, wellenförmig gezogene Binden (die Flüsse Save und Drau) geteilter Schild; im mittlern (roten) Teile ein naturfarbener, nach rechts laufender Marder; im obern (blauen) Teile ein goldener sechseckiger Stern (Mars); der untere (blaue) Teil ist leer. Beide bedeckt die Königskrone. (S. Tafel: Wappen der Österreichisch-Ungarischen Kronländer, Fig. 19 u. 20, beim Artikel Österreichisch-Ungarische Monarchie.)
Kirchen- und Unterrichtswesen. Die Katholiken stehen unter dem Erzbischof von Agram und drei Bischöfen zu Djakovar, Kreutz und Zengg, die Griechisch-Orientalen unter dem Patriarchen zu Karlovic und zwei Bischöfen zu Karlstadt und Pakrac. Den Mittelpunkt der geistigen Kultur bildet die Hauptstadt Agram (s. d.), wo sich eine südslaw. Akademie der Wissenschaften und Künste (1867 errichtet), die Franz-Josephs-Universität (1874 errichtet), ein Obergymnasium, eine Oberrealschule, eine Lehrerbildungsanstalt, eine Handelsschule, eine Mädchenfachschule, eine Landesgewerbeschule, eine Landesmusikschule, ein Landesnationaltheater, ein Landes- und ein Gewerbemuseum, eine Landwirtschaftsgesellschaft und Vereine für Litteratur und Geschichte befinden. Sonst bestehen vier theol. Seminarien, acht Ober- und zwei Realgymnasien, zwei Ober- und drei Unterrealschulen, eine Lehrerbildungsanstalt in Petrinja, eine land- und forstwirtschaftliche Lehranstalt (in Kreutz), eine nautische Schule (in Buccari), eine Handelsschule in Semlin, 1219 elementare Volksschulen und 9 Bürgerschulen, alle mit serbo-kroat. Unterrichtssprache.
Geschichte. Das Königreich Kroatien mit Einschluß der kroat. Militärgrenze und von Türkisch-Kroatien, d. i. dem nordwestl. Teil von Bosnien, war in frühester Zeit von verschiedenen illyr. Stämmen bewohnt, nach deren Besiegung durch die Römer unter Augustus das Land ein Teil der Provinz Pannonia wurde. Kurz vor 640 wanderten in das Gebiet zwischen der Kulpa, Cetina und dem Vrbas der slaw. Stamm der Kroaten ein, von denen das Land seinen heutigen Namen (mittellat. Chorbatia, Chrobatia, Cratia) erhielt. Am Anfang des 9. Jahrh. gerieten sie in Abhängigkeit von Karl d. Gr., rissen sich aber später wieder los und unterwarfen sich 877 dem byzant. Kaiser. Doch machten sich ihre Herzöge auch von diesem bald wieder unabhängig und dehnten im 10. Jahrh. ihre Herrschaft bis zur Drau und über die Serbenstämme an der Adria aus. Selbst Venedig zahlte ihnen Tribut, bis im J. 1000 der Doge Peter Urseoli ihnen durch einen glücklichen Kriegszug die Inseln entriß und ihre Hauptstadt Belgrad (Zara vecchia) eroberte. Noch einmal hob sich Kroatiens Bedeutung um die Mitte des 11. Jahrh. Kresimir (auch Peter genannt) führte seit 1059 den Titel eines Königs von Kroatien und Dalmatien, und Zwinimir (auch Demetrius genannt) erhielt gegen Anerkennung der Oberhoheit des Papstes 1076 bleibend die Königswürde. Mit Kresimirs Neffen Stephan erlosch um 1089 das kroat. Herrscherhaus, und Kroatien ward 1091 vom ungar. König Ladislaus I. erobert. König Koloman unterwarf 1102-5 auch die Inseln und Küstenstädte Dalmatiens; doch bildeten diese sehr häufig einen Gegenstand des Streites zwischen Ungarn und Venedig. Das Königreich Kroatien und Dalmatien behauptete fortan eine gewisse autonome Stellung, da nicht selten ein jüngerer Bruder des regierenden Königs oder dessen ältester Sohn als Herzog daselbst eingesetzt wurde; unter ihnen verwalteten Bane unmittelbar das Gebiet.
Slawonien kam unter Augustus unter die Herrschaft der Römer, gehörte zur Provinz Pannonia und wurde später nach der Save Savia genannt. Im 6. Jahrh. ließen sich Slowenen daselbst nieder, die zuerst die Oberherrschaft der Avaren und nach dem Untergange dieser die der Franken anerkennen mußten. Ihr Fürst Liudewit empörte sich 819 gegen Ludwig den Frommen, wurde aber 822 zur Flucht genötigt. 827 drangen in Slawonien die Bulgaren ein, wurden aber wieder vertrieben. Seit 884 erscheint hier als Vasall des ostfränk. Königs der Herzog Brazlaw, dem Arnulf 896 auch den Schutz Pannoniens anvertraute. Darauf schoben die Kroaten ihre Herrschaft über die Save vor. 928 erscheint Sissek, am Anfang des 11. Jahrh. sogar Sirmium in deren Besitz. Später bildete Slawonien einen Teil des ungar. Reichs, das aber 1152-72 um den Besitz dieses Landes, besonders Syrmiens (s. d.) wiederholte Kämpfe mit dem oström. Kaiser Manuel zu bestehen hatte. In der folgenden Zeit war Slawonien manchmal mit Kroatien zu einem gemeinschaftlichen Verwaltungsgebiet vereinigt, das durch Vane, zuweilen durch Sprößlinge der königl. Familie verwaltet wurde. 1490 erhielt Johannes Corvinus, der natürliche Sohn des Königs Matthias Corvinus, ganz Slawonien, mit Ausnahme von Syrmien, unter der Bedingung, daß er auf Ungarns Krone Verzicht leiste, während zugleich der König von Böhmen und Ungarn, Wladislaw, den Titel eines Königs von Slawonien annahm und dem Lande ein eigenes Wappen verlieh. 1521 fiel Syrmien in die Hände der Türken, die 1526 auch Peterwardein und in den spätern Kriegen mit Ferdinand I. auch die Komitate Valpó, Požega und Veröcze in ihre Gewalt brachten. Diese Teile standen dann unter einem in Požega residierenden Pascha, bis Leopold I. sie den Türken wieder entriß.
Nachdem König Ferdinand I. 1526 zum König von Ungarn erwählt war, huldigten ihm 1527 auch die kroat. Stände. Seit der Mitte des 15. Jahrh. wurde Kroatien auch von den Türken fast fortwährend beunruhigt, die nach und nach den ganzen südl. Teil, das türkische Kroatien, eroberten. Von 1606 ab war nur noch ein schmaler Streifen im Westen Kroatiens mit Zengg, Karlstadt, Agram und Varasdin in den Händen des Kaisers, das ganze übrige Gebiet zwischen Save und Dräu bildete das türk. Sandschak Požega und Syrmien. Die eigentliche Grenze
wurde aber erst 1699 durch den Karlowitzer Frieden bestimmt, in dem der Sultan alles Land jenseit der Unna an das österr. Kroatien abtrat. Das kroatische Litorale wurde 1717 zu der kaiserlichen deutsch-kroat. Handelsgesellschaft oder zum österr. Litorale geschlagen, blieb aber unter der Gespanschaft Agram bis 1776, wo das Litorale aufgehoben, das Küstenland in drei Komitate verteilt und wieder mit Kroatien vereinigt wurde. Die Stadt Fiume erklärte Maria Theresia jedoch 1779 zu einem für sich bestehenden und integrierenden Teil der ungar. Krone. 1809-13 gehörte Kroatien südlich der Save zu den von Österreich an Napoleon I. abgetretenen illyr. Provinzen. Auch nach Beendigung der franz. Kriege blieb Fiume 1823-48 mit der ungar. Krone vereinigt. Später behielt Kroatien zwar seinen Banus und seinen Provinziallandtag, aber Dalmatien blieb von ihm getrennt, dagegen kam seit Anfang des 18. Jahrh. das von den
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