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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Kryolithglas - Kryptograph

sprechend der Formel 6NaF + Al2F6 ^[6 NaF + Al_{2}F_{6}]. Das technisch wichtige Mineral dient zur Herstellung von Soda, schwefelsaurer Thonerde, Alaun und Aluminium; in neuerer Zeit stellt man daraus auch ein porzellanähnliches Glas, das sog. Heißgußporzellan, in Pittsburg (Pennsylvanien) dar. Man führt von dem K. jährlich gegen 10000 t aus Grönland aus, und zwar 6000 t nach den Vereinigten Staaten und 4000 t nach Europa. Der K. ist seit 1800 bekannt und wurde lange Zeit als mineralog. Seltenheit teuer bezahlt, bis er 1822 zu Evigtok am Arksutfjord in Südgrönland in mehrern bis zu 2 m mächtigen Lagern im Gneis entdeckt wurde. 1883 hat er sich auch in geringer Menge auf einem Quarzgang im Granit in der Nähe des Pikes Peak in Colorado gefunden.

Kryolīthglas, s. Milchglas.

Kryophor (grch.), ein von Wollaston ^[William Hyde] (1813) erfundenes Instrument (s. nachstehende Figur), das die Eisbildung durch Verdunstungskälte zeigt. Der K. besteht aus einer Glasröhre, die an beiden Enden unter rechtem Winkel nach unten umgebogen ist und je in eine gläserne Hohlkugel ausläuft. In der Kugel B befindet sich etwas Wasser; sonst ist das ganze Instrument luftleer und nur mit Wasserdünsten erfüllt. Taucht man die Kugel A in eine Kältemischung (Eis und Kochsalz), so schlagen sich durch die Kälte die Dünste, deren Druck die weitere Verdunstung des in der Kugel B befindlichen Wassers hindert, in der Kugel A nieder; es entsteht nun aus dem Wasser der Kugel B sehr rasch Dampf, der ebenso schnell in der Kugel A kondensiert wird, wodurch aber wieder eine sehr lebhafte Verdunstung des Wassers in der Kugel B entsteht u. s. w. Durch diese im raschen Fortgange erhaltene Verdunstung des Wassers in der Kugel B wird dem in dieser zurückbleibenden Teile des Wassers immer mehr Wärme entzogen, bis es endlich gefriert.

Krypsis (grch.), s. Kenotiker.

Krypta (grch.), ursprünglich der das Grab eines Märtyrers enthaltende Raum unter dem Altar der altchristl. Kultusstätten. Als später die christl. Religion sich auch über Gegenden verbreitete, in welchen es Märtyrergräber nicht gab, übertrug man die Reliquien von Heiligen und setzte sie in einer von oben erhellten Gruft unter dem Chor bei, die man die Konfession nannte. Diese wurde dann oft unter den ganzen Chor hin erweitert und selbständiger ausgebildet, ihr Gewölbe mußte dann von Pfeilern oder Säulen gestützt und der darüber befindliche Chor mehr oder weniger durch Stufen erhöht werden. Auf diese Weise entstanden ganze unterirdische, nur spärlich durch kleine Fenster erleuchtete Kapellen mit zwei oder drei Schiffen, welche durch Treppen vom Langhause aus zugänglich waren. Sie wurden stets mit einem besondern Altar versehen und dienten dem Totenkultus. Die Krypten gehören vorzugsweise der Zeit der roman. Baukunst, also dem 11. bis 13. Jahrh. an; doch sind sie auch in got. Kirchen nicht gerade selten und dienten als Grabstätten von Bischöfen und andern vornehmen Personen.

Krypteia (grch.), s. Heloten.

Kryptĭker (grch.), s. Kenotiker.

^[Spaltenwechsel]

Kryptīnen (Cryptinae), Unterfamilie der Schlupfwespen (s. d.) und zwar der Familie der Ichneumoniden. Die K. haben einen flachgedrückten, gestielten Hinterleib, einen vorstehenden Legestachel, bei manchen sind die Flügel rudimentär oder ganz fehlend. Die Larven der zahlreichen Arten (in Deutschland allein mehrere hundert) schmarotzen in Larven und Puppen von andern Insekten, die größern meist in denen von Schmetterlingen, die kleinern in denen anderer Schlupfwespen.

Kryptocalvinisten (vom grch. kryptós verborgen, versteckt) nannten die orthodoxen Lutheraner die Anhänger der Schule Melanchthons, die nach Luthers Tode in der Abendmahlslehre mit Calvin sich verständigt hatten und einige Lehrstücke, wie das von der Allgegenwart des Leibes Christi, zurückwiesen. Sie bildeten anfangs in Kursachsen, besonders an den Universitäten Leipzig und Wittenberg, die herrschende Partei, bis Kurfürst August von Sachsen 1571 von seinen Theologen ein unzweideutiges Bekenntnis zur luth. Abendmahlslehre forderte. Da dasselbe nach dem Urteil der strengen Lutheraner ungenügend ausfiel, ließ der Kurfürst mehrere Artikel auf einem Konvent zu Torgau 1574 den Wittenberger Theologen und ihren Anhängern zur Unterschrift vorlegen und strafte die sich Weigernden, insbesondere Schütz, Stössel, Cracow und Peucer, mit Gefängnis und Entsetzung. Er ließ 1580 nochmals in der Konkordienformel (s. d.) eine Lehrnorm aufsetzen, zu der sich alle Prediger durch Unterschrift bekennen mußten. Nach seinem Tode (1586) kamen die Anhänger Melanchthons unter dem Kanzler des Kurfürsten Christian I., Nikolaus Crell, noch einmal empor und strebten offen eine Vereinigung mit den Calvinisten an. Da aber Christian I. schon 1591 starb und während seines Sohnes, Christians II., Minderjährigkeit der strengluth. Herzog Friedrich Wilhelm von Sachsen-Weimar die Regierung führte, so wurden gegen die K. die härtesten Maßregeln ergriffen, ihre angesehensten Führer gefänglich eingezogen, alle Prediger, die nicht widerriefen, ihrer Ämter entsetzt, festgenommen oder des Landes verwiesen und 1592 die Visitationsartikel eingeführt. - Vgl. Calinich, Kampf und Untergang des Melanchthonismus in Kursachsen (Lpz. 1866).

Kryptogāmen (grch.), bei Linné alle Pflanzen, die keine mit Staubgefäßen und Stempeln versehenen Blüten und keine eigentlichen Samen hervorbringen, bei denen, wie er glaubte, eine geschlechtliche Fortpflanzung vielleicht vorhanden, aber nicht äußerlich wahrnehmbar sei. Linné faßte sämtliche hierher gehörige Pflanzen in der 24. Klasse seines Systems zusammen. In Wirklichkeit besitzen die meisten K. eine geschlechtliche Fortpflanzung. Die Organe derselben sind mit wenigen Ausnahmen genau bekannt. Es ist deshalb der Name K. ("Verborgenehige") eigentlich nicht mehr gerechtfertigt; man hat denselben jedoch beibehalten und faßt darunter auch jetzt noch die Klassen der Gefäßkryptogamen (s. d.), Moose (s. d.) oder Bryophyten, Pilze (s. d.) und Algen (s. d.) zusammen.

Kryptogēne Gesteine, s. Gesteinsbildung (Bd. 7, S. 949 a).

Kryptogrāph (grch., "Geheimschreibmaschine"), ein Instrument, mittels dessen man bequem eine Geheimschrift namentlich für den telegr. und telephon. Verkehr herstellen kann, womit gleichzeitig Vermeidung von Fehlern, raschere Beförderung und Verminderung der Beförderungsgebühren verbunden ist.

^[Abb: Kryophor]

^[Artikel, die man unter K vermißt, sind unter C aufzusuchen.]