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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Kullama - Kulmbach
Knllama, tatar.-kirgis. Nationalspeise, s. Bisch-
Kullen, Vorgebirge, s. Kullaberg. ftarmak.
Kullmann, Eduard Franz Ludw., bekannt durch
sein Attentat auf den Fürsten Vismarck (s. d., Bd. 3,
S. 49 a), starb 16. März 1892 im Zuchthaus zu Am-
Kulloche, s. Kohlrübe. ' fterg.
Kulm, eine Schichtenreihe von Grauwacken,
Sandsteinen, Kieselschiesern und Thonschiefern, ist
eine Facies des untern Teils der Steinkohlenfor-
mation, des Subcarbons (s. d.). Der K. ist bis-
weilen eine Strandablagerung und umfaßt deshalb
neben Resten von Meeresbewohnern (Ortdocei-HZ,
6oina.tit68, ?08iä0noiii)^, s. Tafel: Petrefakten
der Paläozoischen Formationsgruppe III,
Fig. 1, beim ArtikelPaläozoischeFormationsgruppe)
zugleich solche von Landpflanzen <(^1amit68, 83.36-
nki-ia), die sogar (so z. B. bei Hainichen in Sachsen)
zur Bildung von Kohlenflözen Veranlassung ge-
geben haben. Der K. ist weit verbreitet in West-
falen, Nassau, im nordwestl. Oberharz, in Schle-
sien, in Irland. Kulmthonschiefer sind die berühm-
ten Dachschiefer von Lehesten im Frankenwald; die
Bleiglanzgänge der Gegend von Clausthal durch-
setzen diese Formation.
Kulm, Berggipfel, s. Berg (Bd. 2, S. 750b).
Kulm, Kreis und Stadt in Westpreußen, s. Culm.
Kulm, czech. ciiwmec, Dorf im Gerichtsbezirk
Karbitz der österr. Vezirkshauptmannschaft Aussig
in Böhmen, am Fuße des Erzgebirges und an der
Linie Bodenbach-Komotau der Dux-Bodenbacher
Bahn, hat (1890) 999 deutsche E., Post, Telegraph,
Schloß mit Herrschaft (1896 lia) des Reichsgrasen
von Westphalen-Fürstcnberg, Eisengießerei und
Dampfmühle. - K. ist geschichtlich bekannt durch
die Schlacht vom 29. und 30. Aug. 1813. Das
Haupthecr der Verbündeten unter Schwarzenberg
rückte aus Böhmen gegen Dresden vor, nachdem
Napoleon I. nach Schlesien marschiert war. Dar-
auf hin kehrte Napoleon in großer Eile um und
entsendete von Stolpen 25. Aug. Vandamme mit
40000 Mann, der am 27. bei Königstein über die
Elbe ging und gegen Teplitz vordrang. Schwarzen-
berg zog sich nach der Schlacht von Dresden über
Dippoldiswalde und nach dem Kamm des Erzge-
birges bei Teplitz zurück. Den Russen unter dem
Grafen Barclay wurde die Heerstraße über Dohna
und Gießhübel nach Teplitz angewiesen; aber Bar-
clay drängte sich gleichfalls auf die Straße nach
Dippoldiswalde und wollte auch den Prinzen Eugen
von Württemberg über Mären an die Hauptarmee
heranziehen; doch erstürmte dieser, inzwischen durch
die russ. Garden unter Jermolow verstärkt, den
Kohlberg sowie den Engweg von Gießhübel und
erreichte 28. Aug. Peterswalde. Im Thalkessel von
K. wurde er von der nachdrängenden Übermacht
zurückgcdrückt. Da erfuhr er durch den König von
Preußen die gefahrvolle Lage des im Erzgebirge
befindlichen Heers, bei dem sich Kaiser Alexander
befand. Heldenmütig verteidigten 29. Aug., als
Vandamme angriff, die Russen jeden Schritt des
Bodens bis 11 Uhr mittags, wo ein österr. Dragoner-
regimcnt und bald darauf die leichte russ. Garde-
reiterci und zwei Kürassierdivisionen unter dem
Großfürsten Konstantin zu ihrer Hilfe erschienen.
Im mörderischen Kampfe wurde die Stellung bei
Arbesau behauptet. Vandamme brach gegen Abend
das Gefecht ab und bezog ein Lager bei K. Unter-
des aber hatte sich das preuh. Korps Kleist von der
überfüllten Straße über den Geiersberg nach der
Artikel, die man unter K vermißt, sind unter C aufzusuchen.
großen Straße von Peterswalde gewendet und
Schwarzenberg die Russen bei Arbesau bis auf
45000 Mann verstärken lassen. Demzufolge wurde
für den 30. Aug. der Angriff auf Vandamme be-
schlossen, Colloredo und Bianchi von Dur her näher
gezogen und Kleist, von dessen Seitenmarsch nach
Nollendorf man Nachricht hatte, zur Mitwirkung
aufgefordert. Mit Tagesanbruch griff Barclay, dem
die Leitung des Heers 30. Aug. übertragen war,
den Feind an, worauf Knorring, Colloredo und
Bianchi die Höhen des linken Flügels erstürmten.
Um 11 Uhr fiel Kleist von Nollendorf her dem
Feinde in den Rücken. Eingeschlossen in den Kessel
von K., suchte sich Vandamme nach Nollendorf durch-
zuschlagen. Nur einem Teil der Reiterei gelang es,
der Gefangenschaft zu entrinnen, die übrigen Trup-
pen muhten sich ergeben. Vandamme nebst den Ge-
neralen Haro und Guyot und 10000 Mann wurden,
nach einem Verlust von 2 Adlern, 3 Fahnen, 81 Ge-
schützen und 5000 Toten, gefangen genommen. Bei
Arbesau erinnern ein preußisches (1817 errichtet)
und ein dem Grafen Colloredo-Mansfeld 1825 er-
richtetes österreichisches, bei Priesten ein russ. Denk-
mal (1837) an diesen Sieg. - Vgl. Aster, Die
Kriegsereignisse im Aug. 1813 und die Schlacht bei
K. (Dresd. 1845); von i)elldorss, Zur Geschichte der
Schlacht bei K. (Berl. 1856); Helfert, Die Schlacht
bei K. (Wien 1863); Uhlich von Uhlenau, Das
Kriegsjahr 1813 mit besonderer Berücksichtigung
der Schlacht bei K. (Dresd. 1863).
Kulman, s. Culman, Lienhart.
Kulmbach. 1) Bezirksamt im bayr. Reg.-Bez.
Oberfrankcn, hat 396,26 c^m, (1890) 26151 (12973
männl., 13178 weibl.) E., 52 Gemeinden mit 296
Ortschaften. - 2) K. oder Culmb a ch, Unmittelbare
Stadt und Hauptort des Bezirksamtes im bayr.
Neg.-Vez. Oberfranken, am Weißen Main und an
der Linie Vamberg-Hof der Vayr. Staatsbahnen,
Sitz des Bezirksamtes und eines Amtsgerichts (Land-
gericht Vayreuth), Nebenzoll-, Forst-, Rent- und
Aichamtes, hat (1890) 6999 E., darunter 654 Katho-
liken; Posterpedition, Telegraph, Realschule, höhere
Mädchen-, gewerbliche Fortbildungs-, Präparan-
denschule, Vezirksgremium für Handel und Ge-
werbe; mechan. Baumwollspinnerei mit 27 403
Spindeln, Leinenwarenfabriken, Plüschwebereien,
Färbereien, Vüttnereien, Kunstmühlen, bedeutende
Ziegeleien und 25 Brauereien, deren Vier (jährlich
etwa 600000 Iil) zum großen Teil ausgeführt wird.
In der Nähe die ehemalige Bergfeste Plassen-
bürg (s. Andechs), jetzt Zuchthaus für Männer; sie
war seit 1398 Residenz der Markgrafen von Bran-
de n b u r g - K u l m b a ch (f. Ansbach und Bayrcuth),
bis Fürst Christian diese nach Vayreuth verlegte,
worauf sich die Markgrasen nach dieser Stadt be-
nannten. 1806 kam sie durch Kapitulation in die
Hände der Franzosen und wurde 180? geschleift. An
der Stelle der ehemaligen sog. Hohen Bastei ist
1864-65 ein Zellengefängnis erbaut worden. -
Vgl. Huther, K. und Umgebung (Kulmb. 1886).
Kulmbach, Hans von, eigentlich Hans Süß
aus Kulmbach, Maler, gest. 1522, ging zuerst bei
Iacopo de Barbari, der sich seit 1500 in Nürnberg
aufhielt, in die Schule, schloß sich dann aber an
Dürer an, zu dessen bedeutendsten Schülern er ge-
hörte. An Kraft der Empfindung und Formensprache
demselben nicht zu vergleichen, neigt er vielmehr zu
einer zarten Empfindsamkeit, zeichnet sich aber durch
ein ausgesprochenes Gefühl für Schönheit und