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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Kulmination - Kulturgeschichte
Anmut sowie einen feinen Farbensinn und große
technische Gewandtheit aus. Seine Hauptwerke
sind: Das Tuchersche Altarwerk in der Sebaldus-
kirche zu Nürnberg (1513), Die Anbetung der heil.
drei Könige (1511; im Museum zu Berlin), die Dar-
stellungen der Legende Pauli und Petri in den
Ufsizien zu Florenz und die der Katharinenlegende
in der Marienkirche zu Krakau. - Vgl. Kölitz, Hans
Süß von K. (in den "Beiträgen zur Kunstgeschichte",
Neue Folge, Nr. 12, Lpz. 1891).
Kulmination, der Durchgang der Sterne durch
den Meridian, weil sie in dem Augenblicke dieses
Durchgangs den höchsten Gipfel (lat. culmen) oder
Punkt ihrer Bahn über den Horizont erreicht haben,
was freilich in aller Strenge nur für die Fixsterne
gilt. Ein Stern kulminiert heißt demnach, ergeht
durch den Meridian, hat seinen höchsten Stand-
punkt am Himmel, den Kulminationspunkt,
erreicht. Da die Cirkumpolarsterne (s. d.) täglich
über dem Horizont zweimal in den Meridian
kommen, unterscheidet man bei diesen die obere
und untere K. Die Fixsterne kulminieren, wenn
die Sternzeit gleich ihrer geraden Aufsteigung ist.
So ist die gerade Aufsteigung von " Orionis jetzt
5^ 49'", also kulminiert auch dieser Stern täglich um
5^ 49'" Sternzeit. Gestirne mit eigener Bewegung
erreichen infolge ihrer veränderlichen Deklination
ihre höchste Höhe gewöhnlich kurz vor oder kurz nach
dem Meridiandurchgang, sodaß strenggenommen
ihre K. nicht mit dem Meridiandurchgang selbst zu-
sammenfällt; nach heutigem Sprachgebrauche ist in-
dessen auch für diese Gestirne K. und Meridian-
durchgang gleichbedeutend. Die Sonne kulminiert
daher immer um 12 Uhr wahre Zeit, d. h. im wahren
Mittag. Bei Fixsternen liegt die Zeit der K. genau,
bei den übrigen Himmelskörpern annähernd genau
Mischen der Zeit des Auf- und Unterganges. -
Man gebraucht dann die Ausdrücke K. und kulmi-
nieren auch in übertragener Bedeutung für die
Erreichung des Höhepunktes einer Entwicklung.
Kulon, s. Marder.
Kulp oder Kulpi, Ansiedelung im Kreise
Etschmiadzin des russ. Gouvernements Eriwan in
Transkaukasien, 65 km südwestlich von Eriwan, un-
weit rechts vom Aras, hat 1500 E., große, schon seit
dem 7. Jahrh, bekannte Steinsalzwcrke, die jährlich
über 3 Mill. 1cF Salz liefern.
Kulpa (bei den Alten ^olapig), Hauptnebenfluh
der Save, entspringt im Karstgebirge im Komitat
Modrus-Fiume, bildet von Ossiunitz bis unterhalb
Möttling (167 m) die Grenze zwischen Krain und
Kroatien und mündet, 379 km lang, unterhalb
Sissek. Die K. hat östl. Richtung bei vielfach ge-
wundenem Lauf. Sie fließt eine kurze Strecke unter-
irdisch. Ihr enges Thal erweitert sich erst unter-
halb Karlstadt (142 m). Von hier aus ist sie auf
135 km schiffbar. Die Regulierung ist erst teilweise
durchgeführt. Ihre Zuflüsse sind rechts die Dodra,
Korana und Glina, lmks Kupcina und Odra.
Kulpi, russ. Ansiedelung, s. Kulp.
Külsheim, Stadt im Amtsbezirk Wertheim des
bad. Kreises Mosbach, hat (1890) 1687 E., darunter
14 Evangelische und 152 Israeliten, Post, Tele-
graph, Vorschuhverein, Vieh-, besonders Schweine-
Kultivator (neulat.), s. Grubber. ^zucht.
Kultivieren (neulat.), anbauen, urbar machen;
pflegen (den Umgang mit jemand), bilden, verfeinern.
Kultur (vom lat. coloi-s, pflegen oder besorgen)
bezeichnet teils die Thätigkeit, die auf einen Gegen- l
Artilel, die man unter K vermißt, sind unter C aufzusuchen.
stand gewendet wird, um ihn zu veredeln oder zu
gewissen Zwecken geschickt zu machen, teils den Er-
folg dieser Thätigkeit. Man spricht daher ebenso-
woyl von der K. eines Ackers, worunter man die
Urbarmachung und den Anbau desselben versteht
und gebraucht den Ausdruck gleichbedeutend mit
Waldschonung, als von der K. (Ausbildung) des
Geistes, der K. (Pflege) der Wissenschaften, Künste
u. s. w., wie endlich in ähnlichem Sinne wie Civi-
lisation, indem man darunter die Arbeit und deren
Ergebnis begreift, welche von einem Volke oder in
einer Epoche oder im Laufe der Geschichte überhaupt
zur Veredelung des Menschen und Vervollkomm-
nung der menschlichen Gesellschaft vollbracht wor-
den ist. ^graphie (s. d.).
Kulturgeographie, soviel wie Anthropogeo-
Kulturgeschichte. Die Aufgabe einer den ge-
samten Verlauf der Geschichte umfassenden K. wäre
eine Untersuchung und Erläuterung der allgemeinen
Gesetze, welche diesen Lauf bedingen, Charakteri-
sierung der einzelnen Kulturepochen und Kultur-
völker nach ihren Hauptmerkmalen, Schilderung
ihrer Kulturleistungen auf den einzelnen Gebieten
menschlicher Arbeit, Nachweis der Ursachen, von
welchen diese Gestaltung im einzelnen abhing, Ver-
gleichung der Gesamtleistung der verschiedenen
Perioden und Völker, Vergleichung der verschiedenen
Gestaltungen unter sich, Nachweis des Typischen,
Nachweis des Veränderlichen, Angabe der Gründe,
welche die Modifikation des Typus bewirkten, der
Gesetzmäßigkeit, welche in den einzelnen Gebieten
herrscht; Aufzeigung derWcchselverhältnisse zwischen
den einzelnen Kulturgebieten, des Bleibenden und
des Veränderlichen in ihnen. Die Schwierigkeit
aber liegt darin, daß die Kultur einerseits in ihrer
Erscheinungsform eine im Laufe derZeit sich ändernde
ist, andererseits ihr Wesen und ihre Grundbestand-
teile doch überall sich gleich bleiben.
Eine Geschichtschreibung, welche sich nur mit der
Gestaltung des Staatsledcns befaßt, kann der Auf-
gabe, Inhalt und Formen der Gesittung darzulegen,
nicht gerecht werden; wohl abcr kann die polit. Ge-
schichte einen Teil der Vorarbeit sür die K. liefern,
und zwar eine um so wertvollere, je mehr sie selbst
schon nach Johannes von Müllers, Mösers, Spitt-
lers, Schlossers und Rankes Vorgang von kultur-
geschichtlicher Auffassung getragen ist. Ebenso ist
auch der Wertmesser, welchen die K. anlegt, ein
anderer als der der polit. Geschichte; nicht nur die
Kraft der Hingebung an Staat und Volkstum wer-
den von ihr gewogen, sondern einerseits die Fülle
der Ideen und Ideale, die ein Volk und Zeitalter
zeigt, andererseits die Kraft und Dauer der Hin-
gebung, die ihnen geweiht worden, der Reichtum an
Ideen, den sie zur Menschheitsentwicklung beige-
tragen haben. Endlich ist die kulturgeschichtliche
Behandlung für Zeiträume, die vor dem erkennbaren
Bestände von Staaten liegen, ebenso selbstverständ-
lich, als sie nahe liegt für Epochen, in welchen die
Staaten, ihre Wechselbeziehungen und ihr Einfluß
auf die übrigen Kulturgediete zurücktraten vor Be-
wegungen, welche eine Reihe von Staaten gleich-
zeitig trafen und den maßgebenden Einfluß auf diese
und die übrigen Kulturgebiete ausübten, wie in der
Zeit der Ausbreitung des Christentums, der Kreuz-
züge, der Renaissance und Reformation, der Auf-
tlärung, um von der Gegenwart abzusehen.
Die Berechtigung und Möglichkeit einer selb-
ständigen K. beweisen in erster Linie die Werke