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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Küstenansichten - Küstenbatterien
von größter Wichtigkeit für die Zugänglichkeit des
betreffenden Landes und somit für dessen kulturelle
Entwicklung. Über die Methoden der Berechnung
dieser Gliederung s. d.
Nach ihrer vertikalen Bildung zerfallen die K. in
drei Klassen: in Steilküsten, Klippcnküsten und Flach-
küsten. Die Steilküsten bestehen aus Zum Meere
unmittelbar oder zum Strande abfallenden Fels-
wänden verschiedener Höbe und Steilheit. Das Meer
bat an ihnen meistens eine verhältnismäßig große
Tiefe, die schnell und plötzlich, dabei gewöhnlich sehr
regelmäßig zunimmt oder, wie der Seemann sich
ausdrückt, regelmäßige Sonden darbietet. Sie sind
in der Negel frei von Klippen und Untiefen, bilden
seltener kleine Einschnitte, häufig große Busen und
steile vorspringende Vorgebirge. Mitunter ziehen
sie in langen Strecken einförmig fort. Sie sind die
sichersten und gefahrlosesten, haben, wo sich Schutz
gegen die Winde findet, die besten Häfen und er-
wei,sM M daher der Schiffahrt am günstigsten.
Die Klipp enküsten oder solche, die von Klippen
umgeben sind, zerfallen wieder in zwei Arten. Die
eigentlichen Klippcnküsten sind Steilküsten, die über-
all mit isolierten, steil aus dem Meere aufsteigen-
den, durch tiefe Straßen getrennten Felsmassen oder
Klippen besetzt sind. Typisch sind die Schärenküsten
Norwegens und Schwedens. Die Korallen-
klippcnküsten sind teils Steil-, teils Flach-
küsten mit vorgelagerten zahlreichen Klippen nnd
Bänken, welche, durch die unermüdliche Thätigkeit
der Korallentiere aufgebaut und beständig ver-
ändert, sich (oft in breiten, stufenartigen Absätzen)
bis an die Oberfläche des Meers erheben und nicht
selten dadurch, daß auf den obersten Schichten das
Meer einzelne losgerissene Blöcke, Sand, Pflanzen-
reste u. s. w. aufhäuft, hervorragende Klippen und
flache Inseln bilden. Sie finden sich, da die Ko-
rallen, deren Erzeugnis die Klippen sind, nur in
den wärmern Erdstrichen wuchern, meist nur in der
Tropenzone. (S. Korallenriffe.) Die gewöhnlichste
Form der K. sind die Flachküsten, wo das Land
sich ganz allmählich bis zum Meere und ebenso
allmählich unter dessen Spiegel hinabsenkt. Das
Meer hat daher bei ihnen eine geringere Tiefe und
enthält oft Sandbänke; die K. selbst sind einför-
mig und bis auf die Flußmündungen fast ohne
Einschnitte. Auf ihnen ist der ganz flache Strand
um so breiter, je geringer seine Neigung zum
Meere ist. An Flachküsten ist sehr häufig die Bil-
dung von Dünen (s. d.) und Lagunen (s. d.). Wo
Dünen fehlen, legen Kulturvölker zu ihrem Schutze
Dämme oder Deiche (s. d.) an: im Flachlande hinter
den Dünen, besonders wenn diese durch einbrechende
Fluten zerstört sind, oder auch da, wo See- und
Flußalluvionen Teile des Meers mehr oder weniger
absperren, entstehen stagnierende Gewässer, Sümpfe,
Lagunen. Wo jene Alluvionen sich dazu tauglich
erweifen, werden sie durch Deiche oder Polder ge-
schützt und in Marschland umgewandelt. Die Flach-
küsten sind für die Schiffahrt im allgemeinen un-
günstig^ und häufig selbst auf weite Strecken für
kleine Fahrzeuge unnahbar, haben selten natürliche
Häfen und erfordern die Anlegung und Erhaltung
von künstlichen Hafenplätzen. Diese befinden sich
meist an Flußmündungen oder Durchbrüchen. Ge-
fährlich sind diese K. besonders dort, wo die Tiefe
des Meers in einiger Entfernung plötzlich zunimmt.
Dann entstehen furchtbare Brandungen (s. d.), an
der Koromandelmste Surf genannt. Die Form der
Flachküsten findet sich am Meerbusen von Venedig,
im südl., südwestl. und nördl. Frankreich, in Holland,
Norddeutschland, Dänemark, im östl. China, in Per-
sien, Arabien, im größten Teil von Afrika, in Pata-
gonien, Guayana, am Meerbusen von Mexiko, an
der Ostküste der Union nordwärts bis Kap Hatteras.
Nach der Einzelgliederung der K. können noch
eine ganze Reihe von besondern Küstcntypen aufge-
stellt werden; die wichtigsten derselben, deren Wesen
meist schon aus ihrem Namen erhellt, sind die
Fjordküsten, die Niasküstcn (s. Rias), die K. des
dalmatinischen Typus, die Limanküsten, Lagunen-
küsten u. a. m. Endlich unterscheidet man noch nach
den Beziehungen der Küstenlinien zur Plastik des
Hinterlandes als wichtigste Formen die Längs- oder
AbsperrungHküsten, die der Richtung des nächstge-
legenen Gebirges parallel laufen, und die Quer-
oder Auffchließungsküsten, welche quer zur Richtung
naher Gebirge hinziehen. Die anthropogeogr. Be-
deutung beider wird am anschaulichsten durch den
Gegensatz zwischen der West- und Ostküste der Bal-
kanhalbinsel. Nach ihrer Entstehung teilt Philipp-
son die K. in Isobypsenküsten, die durch außer-
halb der K. liegende Kräfte (tektonische Vorgänge,
Bewegungen des Meeresspiegels, Aufschüttung
durch Vulkane und Gletscher) gestaltet wurden, in
die durch Abrasion gebildeten Abrasionsküsten
und in die Sckwemmlandküsten ein. Unter
letztern unterscheidet er eine potamogene Form,
bei der die fluviatile Anschwemmung überwiegt, eine
thalassogene mit überwiegenden Meeressedimen-
ten und eine Mittelform, wo Fluß- und Meeresfedi-
mente sich das Gleichgewicht halten. - Vgl. Philipp-
son, über die Typen der Küstenformen, insbesondere
der Schwemmlandtüsten (in der "Festschrift für Ferd.
von Richthofew), Verl. 1893, S. 1-40).
Küstenansichten, s. Küstenvermessung.
Küstenartillerie, auch See-, Marineartil-
lerie, ein Zweig der fechtenden Artillerie, der
besonders zur Besetzung der Geschütze in Küsten-
befestigungen bestimmt ist (f. Artillerie, Bd. 1,
S. 950 d). In den Staaten mit Küstenbefestigungen
wird der Dienst der K. durch Abteilungen der
Festungsartillerie ausgeübt, oder es bestehen beson-
dere Formationen, die entweder der Landartillerie
oder der Marine angehören, oder es gehen die ver-
schiedenen Organisationen nebeneinander her. Im
Deutschen Reiche fällt der Dienst der K. sowie die
Anlage von Minensperren an der Nordseeküste und in
Kiel den der Marine angehörigen drei Matrosen-
artillerieabteilungen (f.d.) zu. An der Ostsee-
küste (außer in Kiel) dagegen versieht die Fußartille-
rie diesen Dienst. In Frankreich versieht das zur
Marine gehörige Marineartillerieregiment den
Dienst als K., zugleich auch den Artilleriedienst in
den Kolonien. Großbritannien hat eine Brigade K.
In Österreich, Ruhland, Italien vertreten Abtei-
lungen der Festungsartillerie die K. !Z26d).
Kustenau, s. Amerikanische Rasse (Bd. 1, S.
Küstenbatterien, Strandbatterien, in der
Kehle offene Erdwerke, sind eine Art der Küstenbe-
festigungen (s. d.). Sie verlangen eine sehr znrückge-
zogene Lage, um gegen Einsicht und Längsfeuer ge-
sichert zu sein; ihr Grundriß ist in der Regel poly-
gonal. Der Graben ist sturmfrei und mit Einrich-
tungen zur Flankierung versehen; die Geschütze be-
finden sich in hohen Lafetten und feuern über Bank.
Die Brustwehr muß, um den Geschossen der schwe-
ren Schiffsgesckütze den nötigen Widerstand leisten
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