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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Landkartenhandel
von Juan de la Cosa (1500), Diego Ribeiro (1529) und eine 1527 entworfene Universalkarte, angeblich von Fern. Colon, vielleicht von Nuno Garcia. Portugiesen lieferten die ersten Ländergemälde Indiens; unter ihnen ist besonders der in Venedig lebende Diego Homem erwähnenswert, von dem aus den J. 1558-74 neun künstlerisch ausgestattete Atlanten sich erhalten haben.
Inzwischen waren mit dem Aufleben der altklassischen Studien auch die Werke Ptolemäus' mit den Karten Agathodämons wieder zur Verbreitung gelangt und dessen Ortsbestimmungen bei der Entwerfung von L. benutzt worden. Während in der bildlichen Darstellung der Erdoberfläche im 14. und 15. Jahrh. die seefahrenden Völker des spätern Mittelalters, insbesondere die Italiener, in der ersten Hälfte des 16. Jahrh. deren Schüler, die portug. und span. Lotsen, die erste Stelle einnahmen, begann um die Mitte des 16. Jahrh. die Herrschaft der deutschen Kartenzeichner, die am Schlüsse des 16. Jahrh. an die Niederländer überging, denen sie das ganze 17. Jahrh. verblieb. Von Wichtigkeit war das Wirken Martin Bchaims (s. d.), der 1492 den ältesten erhaltenen Erdglobus (s. Karten zur Geschichte der Geographie Ich verfertigte. Joh. Stöffler (geb. 1530) und nach ihm der Nürnberger Joh. Werner führten nach dem Vorbilde der alten Geographen das stereographische Gradnetz ein. Noch weitere Fortschritte führte Mercator (s. d.) herbei, der Erfinder der nach ihm benannten Projektion; die Weltkarte "Zum Gebrauch für Seefahrer" von 1569 zeigt diese Projektion Mercators. Postel wandte 1581 für nördl. und südl. Halbkugelbilder zuerst den noch üblichen stereographischen polaren Entwurf an. Sonst erwarben sich um jene Zeit noch Petrus Apianus (Weltkarte von 1520), Sed. Münster, Abraham Ortelius, Johann Schoner (Erdglobus von 1520, s. Karten zur Geschichte der Geographie Ik) und der genannte Mercator um das Landkartenwesen große Verdienste. Die gewöhnlichsten Atlanten waren im 15. und 16. Jahrh. nichts weiter als eine Sammlung der Karten des Ptolemäus mit Beigaben moderner Karten. So entstanden schon im 15. Jahrh. von einzelnen Ländern bessere selbständige Arbeiten. Dahin gehören Mercators Karte von Flandern von 1540, Phil. Apians "Bairische Landtafeln" (24 Blätter, Münch. 1568), Hennebergers Karte von Preußen (1584) und M. Oders Landesvermessung des Kurstaates Sachsen (1586-1607; erst 1889 nach den Originalen veröffentlicht von S. Ruge). Letztere beruht auf geometr. Aufnahmen und kann als erster Versuch einer topogr. Karte bezeichnet werden.
Die Fortschritte der Astronomie im 17. Jahrh. wurden zuerst in Frankreich (Picard, Labire, besonders Dominiquo Cassini) für die Verbesserung der L. benutzt. Wesentliche Fortschritte zeigten bereits die Karten von Delisle (1700-25), noch mehr die des gelehrten und kritischen d’Anville (gest. 1782). Diesen reihen sich an Buache, später Jomard, Malte-Brun, Walckenaer. Gegen Ende des 18. Jahrh. wurde mit Desbarres, Rennel, Arrowsmith (gest. 1823) England Sitz der darstellenden Geographie, wo sich infolge der Verhältnisse allmählich der größte Schatz urkundlicher Nachweise für den Kartenzeichner angesammelt hatte. Inzwischen war in Deutschland seit dem Dreißigjährigen Kriege auch auf diesem Gebiete geistige Verödung eingetreten. Die Wiederbelebung der Kartographie hat man hier Homann (s. d.) zu verdanken, der seit 1702 zu Nürnberg arbeitete und dessen Karten bis gegen Ende des Jahrhunderts in Deutschland das allgemeinste Ansehen genossen. Zunächst war man auf Wiederholung fremder Originale angewiesen,da in Deutschland für genauere Landesaufnahmen nur sehr wenig geschehen war und die vorhandenen bessern Karten aus militär. Gründen sogar geheimgehalten wurden.
Ein vollständiger Umschwung in der Kartographie bereitete sich im letzten Viertel des 18. Jahrh. vor, indem einerseits nach dem Vorgange Frankreichs, fast alle europ. Länder im militär., administrativen und anderweitigen Interesse planmäßig vermessen und aufgenommen, andererseits die außereurop. Erdteile durch wissenschaftliche Forschungsreisen mehr und mehr aufgeschlossen wurden. Die erste geometr. und topogr. Karte erhielt Frankreich von 1744 an durch Cassini de Thury (s. d.). In Dänemark begannen die Vermessungen 1766, in Sachsen 1780, in England 1784, in den übrigen Staaten noch später, über die übrigen Unternehmungen dieser Art, von denen mehrere auch in künstlerischer Beziehung als Meisterstücke der neuern Kartographie zu betrachten sind, hat Sydow ("Der kartogr. Standpunkt Europas", in Petermanns "Mitteilungen", Jahrg. 1857 -71) kritisch berichtet. Ein großer Teil derselben verdankt den Generalstäben der Armeen ihren Ursprung. In den Seestaaten, wie besonders in England, haben die hydrogr. Bureaus treffliche See- und Küstenkarten veröffentlicht.
Unter den für ein größeres Publikum berechneten L. haben sich in neuerer Zeit besonders die von Berghaus, Sydow, Heinrich und Richard Kiepert, Petermann, Lange, Ziegler, Andree u. a. die allgemeinste Anerkennung erworben. Als die besten Atlanten für den Handgebrauch sind die von Kiepert (40 Blatt; 3. Aufl., 45 Blatt, Verl. 1892 fg.), Stieler (zuerst Gotha 1817; neue Bearbeitung von Herm. Berghaus, Vogel und Habenicht, 95 Blatt, 1893), Lange (30 Blatt, 2. Aufl., Lpz. 1867), Andree (86 Karten, Lpz. 1881; 3. Aufl. 1893 in 140 Kartenseiten) und Debes (59 Hauptkarten, ebd. 1893 fg.) zu nennen. Speciell an Schulatlanten und Schulwandkarten wird neuerdings sehr Gutes geboten; unter der Fülle der bezüglichen Veröffentlichungen ragen diejenigen der Firmen Reimer, Perthes, Wagner & Teoes hervor. Die neu erscheinenden Karten werden verzeichnet in der "Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin" (1853 fg.) und noch vollständiger in Petermanns "Mitteilungen aus J. Perthes Geogr. Anstalt" (Gotha 1855 fg.). - Vgl. Gelcich und Sauter, Kartenkunde geschichtlich dargestellt (Stuttg. 1894).
Landkartenhandel, ein Zweig des Buchhandels, umfaßt den Ein- und Verkauf von Land- und Seekarten, sowie den Vertrieb von Globen, Tellurien, Lehrmitteln für den geogr. Unterricht und geogr. Litteratur. Man unterscheidet Landkarten-Verlag und -Sortiment, beides in der Praxis oft verbunden. Der Verlag beschäftigt sich oft nur mit einer ganz bestimmten Specialität, z. B. Schul-, Wandkarten, Karten für den Reisegebrauch (Comptoirwandkarten), polit. Specialkarten, Atlanten u. s. w. Meistens ist derselbe mit einem kartogr. Institut verbunden. Einen bedeutenden Teil des L. bildet auch der Vertrieb der offiziellen Generalstabskarten. Der L. verlangt infolge seines internationalen Charakters eine genaue Kenntnis der ausländischen kartogr. Litteratur. Umfassende Kataloge von Kar-^[folgende Seite]