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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Lateinisches Recht - Latént
fanden und sich dem Gebrauch der Alltagssprache enger anschlossen.
Mit der Ausbreitung der röm. Herrschaft über die Mittelmeerländer war die Bedingung zur Ausdehnung des lateinischen Sprachgebietes über Italien hinaus gegeben. Am wenigsten konnte das Latein in den östl. Provinzen Fuß fassen; nur in Dacien drang es dauernd in das Volk ein und wurde die gewöhnliche Verkehrssprache. Im Westen gewann die Sprache festen Boden in Hispanien und Lusitanien, in Gallien, in der südöstl. Schweiz und einigen Teilen von Tirol, und es bildeten sich hier die Romanischen Sprachen (s. d.) aus.
Den Hauptanstoß zur grammatischen Behandlung der L. S. gab ein griech. Grammatiker und Philosoph, Krates, der 159 v. Chr. nach Rom kam und philol. Vorträge hielt. Der erste Römer, der auf dem Gebiet der lat. Sprachwissenschaft Bedeutendes leistete, ist Varro (166-27 v. Chr.), und es ist eine eigentümliche Erscheinung, daß sich die hervorragendsten Staatsmänner (Cäsar, Cicero) und selbst mehrere Kaiser eifrig den grammatischen Studien und Tagesfragen zuwandten. Die röm. Sprachforschung schloß sich ziemlich sklavisch an die griech. Vorbilder an; sie hat sich, so achtungswert auch einzelne Leistungen erscheinen, um die wissenschaftliche Aufhellung der Geschichte der L. S. nur insofern verdient gemacht, als sie in ihren Werken ein umfangreiches Material aufspeicherte. (Gesamtausgabe der "Grammatici latini" von Keil, 7 Bde., Lpz. 1855-80.) Wesentliche Fortschritte machte die lat. Grammatik erst im 19. Jahrh., und es wetteiferten in diesem in der Bearbeitung derselben zwei Gelehrtengruppen, die klassischen Philologen und die vergleichenden Sprachforscher. Jene erwarben sich besonders um die kritische Bearbeitung der Sprachdenkmäler und Feststellung der sprachgeschichtlichen Einzelerscheinungen des Sprachgebrauchs Verdienste, diese vorzugsweise um die Entwicklungsgeschichte. Umfassende Werke über lat. Grammatik lieferten im 19. Jahrh. K. L. Schneider, Neue, Reisig, Corssen (über Aussprache, Vokalismus und Betonung der L. S., 2 Bde., 2. Aufl., Lpz. 1868 u. 1870) und Raf. Kühner (Ausführliche Grammatik der L. S., 2 Bde., Hannov. 1877 u. 1879). Dem heutigen Stande der Forschung entspricht am meisten die Lat. Grammatik von F. Stolz und I. H. Schmalz in Iwan Müllers "Handbuch der klassischen Altertumswissenschaft", Bd. 2 (2. Aufl., Münch. 1890). Von den neuern lat. Schulgrammatiken seien genannt die von Zumpt (1. Aufl. 1818; 13. Aufl., Berl. 1874), Madvig (3. Aufl., Braunschw. 1877), Ellendt-Seyffert (37. Aufl., Berl. 1893), Stegmann (4. Aufl., Lpz. 1889) und Deecke (Berl. 1893). - Von Wörterbüchern ist zu nennen: Stephanus, Thesaurus linguae latinas (zuerst Par. 1531), das grundlegende Werk; hierauf beruht: Gesner, Novus linguae et eruditionis romanae Thesaurus (4 Bde., Lpz. 1749). Eine selbständige Arbeit ist: Forcellini, Totius latinitatis lexicon (4 Bde., Padua 1771), wiederholt neu herausgegeben, zuletzt von de Vit (6 Bde., Prato 1858-79; dazu das Onomasticon, Bd. 1-4, ebd. 1859 fg.). Ein neues erschöpfendes Wörterbuch bereitet unter Beihilfe vieler Mitarbeiter Eduard Wölfflin vor, der seit 1883 als Vorarbeit dazu das "Archiv für lat. Lexikographie" (bis jetzt 8 Bde., Leipzig) herausgiebt. Den spätlat. Sprachschatz behandelte Ducange, Glossarium ad scriptores mediae et infimae latinitatis (3 Bde., Par. 1678; neu hg. u. a. von Henschel, 7 Bde., ebd. 1840-50). Ein Handwörterbuch lieferte u. a. Scheller, Ausführliches und möglichst vollständiges lat.-deutsches und deutsch-lat. Lexikon (zuerst Lpz. 1783-84 in 3 Bon., später bearbeitet von Lünemann, dann von Georges, unter des letztern Namen erschienen als Ausführliches lat.-deutsches Handwörterbuch, 7. Aufl., 2 Bde., ebd. 1879-80). Etymologisch wurde die L. S. bearbeitet von Vaniček, Griechisch-lateinisches etymolog. Wörterbuch (2 Bde., Lpz. 1877) und Etymolog. Wörterbuch der L. S. (2. Aufl., ebd. 1881), von Halsey, An etymology of Latin and Greek (Bost. 1882), von Bréal und Bailly, Dictionnaire étymologique latin (2. Aufl., Par. 1891), und von Wharton, Etyma latina (Lond. 1890).
Lateinisches Recht oder Latinität, s. Lateiner.
Lateinschule, s. Gymnasium (Bd. 8, S. 595 b).
Lateinsegel, auf kleinern Seeschiffen ein dreieckiges Segel, das an einem am Mäste nach beiden Borden beweglichen Baume befestigt ist.
Laten, Bauern, s. Lassen.
La Tène (spr. tähn), eigentlich jede Untiefe, Name einer berühmten Pfahlbaustation der Eisenzeit im Neuenburgersee in der Nähe von Marin, nach der man einer Kulturperiode den Namen gab. (S. La-Tène-Zeit.) - Vgl. Groß, L. T., un oppidum helvète (Par. 1885).
La-Tène-Zeit, in der Urgeschichte eine Kulturperiode, die der röm. Zeit voraufging und besonders die drei letzten Jahrhunderte v. Chr. bis in das erste Jahrhundert n. Chr. hinein umfaßt, nicht etwa weil der Pfahlbau von La Tène (s. d.) der Ausgangspunkt der für diese Zeit charakteristischen Kultur wäre, sondern weil die hier gemachten Funde wissenschaftlich zu den bekanntesten gehören und am anschaulichsten die damalige Kultur repräsentieren. Es machen sich spätetruskische Kulturelemente geltend, hauptsächlich sind es aber westkelt. Einflüsse, die Stil und Geschmack, besonders in Frankreich und im westl. und mittlern Deutschland, beherrschten. Östlich der Oder, in Posen und Pommern verschwinden sie allmählich, da sich hier die ostkelt. Einflüsse der Hallstätter Kultur noch länger erhielten. Charakteristisch für diese Zeit sind die Schwerter (s. Tafel: Urgeschichte IV, Fig. 8), Lanzenspitzen (Fig. 5 b) und Fibeln (Fig. 5 c u. d), wie sie in La Tène selbst vorkommen, dann bronzene Arm- und Halsringe, meist offen und nach den Enden zu mit einem oder mehrern wulstartigen Knoten versehen; kleine bronzene Ohrringe, segelförmig nach einer Seite aufgebläht, mit kleinen blauen, grünen und weißen Glasperlen lFig. 6d), eiferne Gürtelhaken (Fig. 4), Messer und Nadeln, welche letztere sehr oft schwanenhalsförmig gebogen sind oder unter dem Knopf, wohl zur bessern Befestigung der Gewänder u. s. w., mit einer halbkreisförmigen Ausbiegung versehen sind (Fig. 5 a), endlich auch kronenartige Schmuckstücke aus Bronze (Fig. 6a u. 7). Die meisten dieser Sachen sind Gräberfunde aus Hügelgräbern oder Flachgräberfeldern. Leichenbrand ist Regel. Die Urnen dieser Zeit zeigen meistens sehr einfache Formen und ziemlich rohe Technik (Fig. 3).
Latengüter, s. Bauer, Bauerngut, Bauernstand (Bd. 2, S. 506 a); vgl. Lassen.
Latént (lat., "verborgen") oder gebunden nennt man die Wärme, wenn sie von einem Körper aufgenommen wird, ohne daß sich dadurch die Temperatur dieses Körpers erhöht. Es findet dies statt