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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Lavello – Lavigerie

starb 3. Jan. 1892 in Doyon bei Lüttich. Seine Hauptwerke auf dem Gebiete der Politik, der Volks- und Landwirtschaftslehre sind: «Essai sur l’économie rurale de la Belgique» (Brüss. 1863; 2. Ausg. 1875), «Le marché monétaire et ses crises depuis 50 ans» (1865), «La Lombardie et la Suisse; études d’economie rurale» (Par. 1869), «Études et essais» (ebd. 1869), «La Prusse et l’Autriche depuis Sadowa» (2 Bde., ebd. 1870), «Le protestantisme et le catholicisme» (Brüss. 1875; deutsch von Bluntschli, Nördl. 1875), «Lettres d’Italie 1878‒79» (Brüss. 1880), «Nouvelles lettres d’Italie» (ebd. 1884), «La péninsule des Balkans» (2 Bde., ebd. 1886; deutsch von Jacobi, Lpz. 1888), «Le luxe» (Verviers 1887), «Le socialisme contemporain» (neue Aufl., Par. 1890; deutsch von Eheberg, Tüb. 1884), «De la propriété et de ses formes primitives» (4. Aufl., Par. 1891; deutsch von Bücher, Lpz. 1879), «La monnaie et le bimétallisme international» (Par. 1891), «Le gouvernement dans la démocratie» (2 Bde., ebd. 1891). Von seiner Broschüre «Le parti clérical en Belgique» (Brüss. 1874; deutsch Bonn 1875) sind 2 Mill. Exemplare in 10 Sprachen verbreitet worden.

Lavello, Stadt im Kreis Melfi der ital. Provinz Potenza, 4 km rechts vom Ofanto, Sitz eines Bischofs, hat (1881) 6288 E. Hier starb 1254 der Hohenstaufe Konrad Ⅳ.

Lavement (frz., spr. law’máng), s. Klystier.

Lavéndel, s. Lavandula.

Lavendelgeist, s. Lavendelspiritus.

Lavendelheide, deutscher Name der Pflanzengattung Andromeda (s. d.).

Lavendelöl, das ätherische Öl von Lavandula spica L., die in England, namentlich in der Gegend von Mitcham und Hitchin in umfangreichem Maßstabe zur Gewinnung dieses Öls angebaut wird. Das Öl gewinnt man aus den frischen Blüten durch Dampfdestillation. Das engl. Öl zeichnet sich durch Feinheit des Geruchs aus und ist dem franz. Lavande des Alpes vorzuziehen; geringer ist das durch Destillation von Lavandula latifolia Ehrh. gewonnene und im Handel als Spiköl bezeichnete. Das L. dient als Parfum, zur Herstellung des Lavendelwassers u. s. w. Das Kilogramm L. kostet je nach der Beschaffenheit 10‒25 M.

Lavendelspiritus (Spiritus Lavandulae), Lavendelgeist, eine klare Flüssigkeit von angenehmem Geruch, wird nach dem Arzneibuch für das Deutsche Reich hergestellt durch Destillation von 1 Teil Lavendelblüten mit 3 Teilen Weingeist und Wasser und dient äußerlich zu aromatischen Einreibungen.

Lavendelwasser (Eau de Lavande), Kosmetikum, eine Lösung von 250 g engl. Lavendelöl in 6 l Weingeist mit Zusatz von 1 l Rosenwasser. L. ist auch soviel wie Lavendelspiritus (s. d.).

Lavēno, Flecken im Kreis Varese der ital. Provinz Como, auf dem östl. Ufer des Lago Maggiore, an der Mündung des Boësio, überragt vom Sasso di Ferro (1084 m), an den Linien Luino-Fino (Gotthardlinie), Gallarate-L. (32 km) und Como-L. (52 km), hat 2711 E.; Töpferei und Seidenindustrie. 1859 wurden die Festungswerke von den Piemontesen geschleift.

Lavérna, röm. Göttin der Finsternis und darum Schutzgöttin der Diebe, hatte an einem nach ihr benannten Thor (Porta Lavernalis) einen Altar.

Laves, Georg Ludw. Friedr., Architekt, geb. 17. Dez. 1789 zu Uslar in Hannover, gest. 30. April 1864 als Oberhofbaudirektor in Hannover, erhielt seine Bildung in Cassel und Göttingen und auf Reisen nach Italien und Frankreich. Er machte sich zuerst durch einen Plan zu einem neuen Residenzschlosse in Hannover bekannt; doch kam nicht dieser, sondern ein von seinem Oheim und Lehrer Jussow entworfener, von ihm umgearbeiteter Erweiterungsplan des Schlosses zur Ausführung. Nach L.’ Plan wurde der Paradeplatz in Hannover und die Waterloosäule (1832) daselbst aufgeführt. 1852 wurde das von L. erbaute Hoftheater in Hannover vollendet. Zu den übrigen Bauten gehört ein Mausoleum für König Ernst August und die Königin Friederike in Herrenhausen (1842‒46) sowie das dortige Palmenhaus. L. huldigte in seinen Bauten einem etwas trocknen Klassicismus. Bekannt wurde L. ferner durch seine Erfindung eines Konstruktionssystems in Holz und Eisen ohne Widerlager, besonders für Brücken (Lavessche Brücken, s. Holzbrücken) und große Bedachungen. ^[Spaltenwechsel]

Lavey-Morcles (spr. -weh morkl), Dorf und Bad im Bezirk Aigle des schweiz. Kantons Waadt. Das Dorf liegt in 475 m Höhe, gegenüber St. Maurice auf der rechten Seite des Rhônethals und hat als Gemeinde mit Morcles zusammen (1888) 371 E., darunter 59 Katholiken. Das Bad, 5 km südlich von Bex, in 420 m Höhe, am rechten Rhôneufer, besitzt eine warme Schwefelquelle (36° C.), eine Solleitung von den Salinen zu Bex und wird bei rheumatischen und skrofulösen Krankheiten gebraucht. – Vgl. Gsell-Fels, Kurorte der Schweiz (3. Aufl., Zür. 1892).

Lavezstein, Varietät des Chloritschiefers (s. d.).

Laviana, span. Stadt, s. Labiana.

Lavieren (frz., «waschen»), in der Malerei eine aufgetragene Farbe mit Wasser vertreiben, auch mit dünner Wasserfarbe schattieren, tuschen; daher (dessin au) lavis, Tuschzeichnung. – Über L. im Seewesen, s. Kreuzen.

Lavigerie (spr. -wisch’rih), Charles Martial Allemand, Kardinal, geb. 31. Okt. 1825 zu Bayonne, trat 1840 zu Paris in das von dem spätern Bischof Dupanloup geleitete Kleine Seminar, 1848 in das Priesterseminar von St. Sulpice und wurde 1849 zum Priester geweiht, 1854 Professor der Kirchengeschichte an der Sorbonne; als solcher veröffentlichte er «Études sur Luther» und «Exposé des erreurs doctrinales du Jansénisme» (Par. 1858). Seit 1855 war er ein eifriges Mitglied des Œuvre des écoles d’Orient; 1860 war er einige Monate in Syrien und Palästina («Voyage en Orient et exposé de l’état actuel des chrétiens du Liban», 1861). 1861 wurde er franz. Uditore bei der Römischen Rota, 1863 Bischof von Nancy, 1867 Erzbischof von Algier. Er gründete dort die Société des Missionnaires d’Alger, wurde 1868 apostolischer Delegat für die Missionen in der Sahara und im Sudan und sandte 1878 seine Missionare (die «weißen Väter») auch nach dem äquatorialen Afrika, wo später vier apostolische Vikariate errichtet wurden. Nach der Occupation von Tunis durch die Franzosen wurde er 1881 Administrator des bis dahin von einem ital. Kapuziner verwalteten apostolischen Vikariats von Tunis (und Karthago). 1882 ernannte ihn Leo ⅩⅢ. auf den Vorschlag der franz. Regierung zum Kardinal. Auf seinen Antrag errichtete der Papst 10. Nov. 1884 in Karthago ein Erzbistum. L. war seitdem Erzbischof von Karthago und Algier und Primas von Afrika; in Algier wurde ihm ein Koadjutor, in Tunis ein Weihbischof zur Seite gestellt. L. be- ^[folgende Seite]