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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Lavinen; Lavinĭa; Lavinĭum; Lavis; Lavisse; Lavizzāra; Lavoir; Lavoisier

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Lavinen – Lavoisier

Mühte sich eifrig für die Antisklavereibewegung («Documents sur la fondation de l’œuvre antiesclavagiste», Par. 1889). Ein von ihm 1889 nach Luzern ausgeschriebener internationaler Kongreß kam nicht zu stande, weil die Franzosen ausblieben; dagegen fand im Okt. 1890 unter seinem Vorsitz ein Kongreß zu Paris statt. 1890 erregte L., früher Royalist, durch eine unumwundene Erklärung zu Gunsten der Republik in Frankreich Aufsehen; er war nun auch in Rom im Interesse der republikanischen Regierung erfolgreich thätig. Er starb 26. Nov. 1892 in Algier. L. veröffentlichte zahlreiche Hirtenbriefe und andere amtliche Kundgebungen. 1884 erschienen 2 Bände «Œuvres choisies». – Vgl. A. C. Grussenmeyer, Vingt-cinq années d’épiscopat. Documents biographiques sur le Cardinal L. (2 Bde., Algier 1888); F. Klein, Le Cardinal L. et ses œuvres d’Afrique (Par. 1890; deutsch von K. Muth, Straßb. 1893); Richard, Le Cardinal L. (Par. 1893); J. Blersch, Kardinal L. (aus dem Französischen des Msgr. Lesur und Abbé Petit, Stuttg. 1893).

Lavinen, s. Lawinen.

Lavinĭa, Gemahlin des Äneas (s. d.).

Lavinĭum, Stadt in Latium (s. Lateiner).

Lavis (frz., spr. -wih), s. Lavieren.

Lavis, Marktflecken in der österr. Bezirkshauptmannschaft Trient in Tirol, am Ausgange des Zimmerthals (Val di Cembra) in das Etschthal und an dem links zur Etsch gehenden L. oder Avisio, in 227 m Höhe, an der Linie Kufstein-Ala der Österr. Südbahn, Sitz eines Bezirksgerichts (62,73 qkm, 8742 ital. E.), hat (1890) 2169, als Gemeinde 3089 ital. E., Post, Telegraph und Seidenspinnerei. Die Bahn überschreitet hier den Avisio, der sich in einem breiten Bett von Schutt und Gerölle bewegt, an seiner Mündung in die Etsch auf einer 921 m langen Brücke. Durch Überschwemmung (1882) ist eine großartige Thalsperre entstanden. L. wurde 1796 von den Franzosen zerstört.

Lavisse (spr. -wiß), Ernest, franz. Historiker, geb. 17. Dez. 1842 zu Nouvion-en-Thièrache (Aisne), besuchte die École normale supérieure in Paris. Nachdem er an mehrern Schulen als Lehrer gewirkt hatte, wurde er 1875 Maître de conférences an derselben Anstalt und 1888 Professor für neuere Geschichte an der Faculté des lettres zu Paris. 1892 wurde er in die Académie française aufgenommen. L. hat sich namentlich durch seine Studien über Deutschland bekannt gemacht; zu nennen sind: «De Hermanno Salzensi ordinis Teutonici magistro» (1875), «Étude sur l’une des origines de la monarchie prussienne» (1875), «Études sur l’histoire de Prusse» (1879; 2. Aufl. 1885; von der Akademie preisgekrönt), «Essais sur l’Allegmagne impériale» (1887), «Trois empereurs d’Allemagne: Guillaume Ⅰ<sup>er</sup>, Frédéric Ⅲ, Guillaume Ⅱ» (1888), «La jeunesse du grand Frédéric» (1891), «Le grand Frédéric avant l’avènement» (1893) und «Vue générale de l’histoire politique de l’Europe» (1890), welches Werk schon als Vorrede zu der Übersetzung zu Freemans «Historical geography of Europe» (1881) erschienen war. Mit Alf. Rambaud veröffentlichte er: «Histoire générale du Ⅳ<sup>e</sup> siècle à nos jours» (Bd. 1, Par. 1893). Auch für den Geschichtsunterricht hat L. Lehrbücher geschrieben.

Lavizzāra, Val, Landschaft im Bezirk Valle Maggia des schweiz. Kantons Tessin, umfaßt das obere Thal der Maggia von ihrer Quelle bis zur Mündung der Bavona bei Bignasco (434 m) samt den Seitenthälern Val Peccia, Val Prato u. s. w. Von den Thälern des Ticino, des Verzasca und des Bavona wird L. durch 2‒3000 m hohe, steil abfallende Gneismauern geschieden, deren höchste Zinne, der Campo Tencia, zu 3086 m ansteigt. Die Landschaft zählt in 6 Gemeinden (1888) 1746 E., deren Haupterwerbsquellen die Alpenwirtschaft und die Ausbeutung der Topf- oder Lavezsteinbrüche sind, nach denen das Thal benannt sein soll. Die wichtigsten Ortschaften sind Peccia (849 m, 253 E.) am Eingang des gleichnamigen Seitenthals und das oberste Winterdorf, Fusio (1281 m, 197 E.), das mit Locarno durch eine 54 km lange Poststraße, mit Airolo und Faido im Livinenthal (Leventina) durch Saumwege verbunden ist.

Lavoir (frz., spr. -wŏahr), Waschbecken.

Lavoisier (spr. -wŏasĭeh), Antoine Laurent, franz. Chemiker, geb. 16. Aug. 1743 zu Paris, studierte die Rechte und Naturwissenschaften, speciell die Chemie unter Rouelle, und machte sich zuerst durch Bearbeitung einer Preisaufgabe bekannt, welche die franz. Regierung über die beste Methode der Straßenbeleuchtung ausgeschrieben hatte. Schon 1768 wurde er Mitglied der Akademie der Wissenschaften, 1771 einer der Generalpächter der Steuern, trat 1776 an die Spitze der Verwaltung der Salpeter- und Pulverfabrikation, wurde 1788 Administrator der Diskontokasse und 1791 einer der Kommissare des Nationalschatzes. 1794 wurde er unter der Schreckensherrschaft als ehemaliger Generalpächter der Erpressung angeklagt und 8. Mai desselben Jahres durch die Guillotine hingerichtet. Seine chem. Arbeiten zeichnen sich durch Scharfsinn in der Wahl der Methode, Erfindung neuer Apparate und die Richtung auf große allgemeine Ziele, vor allem aber durch die klare und systematische Berücksichtigung der Gewichtsverhältnisse und streng induktive Schlußfolgerung aus. Nachdem er 1772 beobachtet hatte, daß bei allen Verbrennungserscheinungen ein Teil der atmosphärischen Luft verschwindet, zeigte er 1774, daß die Gewichtszunahme des in einem abgeschlossenen Gefäße verkalkten metallischen Zinns genau gleich der Gewichtsabnahme der Luftmenge sei, und erkannte nach der im gleichen Jahre erfolgenden Entdeckung der Lebensluft, des Sauerstoffgases, in letzterm den Körper, welcher sich bei den Verbrennungen mit der brennbaren Substanz vereinigt, sodaß er 1777 in einer großen zusammenfassenden Abhandlung «Sur la combustion en général» die Grundlagen der Phlogistontheorie mit Erfolg angriff und das Wesen dieser Erscheinungen, im Gegensatz zu der bisherigen Annahme, daß dabei Phlogiston entweiche, dahin erklärte, daß Sauerstoff in Verbindung mit dem brennbaren Körper trete. In einer Reihe glänzender Untersuchungen wies er die allgemeine Gültigkeit dieses Grundsatzes nach, zeigte, daß das Wasser kein Element, sondern eine Verbindung von Wasserstoff mit Sauerstoff sei (1781), daß manche Elemente, wie Stickstoff und Schwefel, sich in verschiedenen Verhältnissen mit Sauerstoff verbinden könnten, die sauerstoffreichern Verbindungen den Charakter von Säuren, und zwar um so stärkerer Säuren hätten, je mehr Sauerstoff sie enthalten, ja daß alle damals bekannten Säuren diese Eigenschaft nur dem Gehalte an Lebensluft verdankten, der er deshalb den Namen oxygène d. h. Säurebildner oder deutsch Sauerstoff, beilegte. Er schrieb: «Réflexions sur le phlogistique etc.» (1777), «Considerations sur