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Leinwandband – Leipzig (Amtshauptmannschaft)
Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Leinwand'
dicht gewebt und enthält öfters in der Kette doppelte (nicht zusammengezwirnte) Fäden. Hierauf folgen die verschiedenen Arten der
Sack- und Packleinwand, die öfters ganz aus Hanf, meist aber halb oder ganz
aus Werg (neuerlich auch aus Jute) bestehen und je nach ihrer Bestimmung bald lose, bald dicht gewebt und mehr oder weniger grob sind. Die sich
hieran schließenden Gattungen der L., welche zu Kleidungsstücken und Wäsche Verwendung finden, sind hinsichtlich der Feinheit und Dichtigkeit
außerordentlich verschieden und erhalten die verschiedensten Namen, je nachdem sie ganz oder nur teilweise aus Flachsgarn bestehen, ungebleicht,
halb, dreiviertel oder ganz gebleicht, ganz oder teilweise aus farbigem Garn gewebt, im Stück gefärbt, kattunartig bedruckt, bald ohne Appretur, bald mehr
oder weniger appretiert in den Handel kommen. Zu den guten, dicht gearbeiteten Sorten sind zu rechnen: das
Hausleinen, die Lederleinwand (s. Creas), die in Hannover verfertigten
Leggeleinen, die böhm. und schles. Creas. Zu den leichtern Sorten gehören
die böhm. und schles. Schockleinen; die sog. Futterleinen, welche stark
appretiert und entweder ungebleicht oder schwarzgrau u.s.w. gefärbt und moiriert sind; in ersterm Falle heißen sie
Franzleinen, in letzterm Moorleinen; das
Steifleinen, sehr lose gewebt und durch starke Appretur steif gemacht; die Glanzleinwand
(s. d.) u. s. w.
Im Handel werden nicht selten Leinenwaren als echt, d. h. nicht mit Baumwolle vermischt, ausgegeben, die es nicht sind. Zu einer zuverlässigen Prüfung
dient das folgende Verfahren. Ein Streifen des Gewebes wird an einer Ecke aufgefasert, einen Augenblick in eine Lösung von Fuchsin in gewöhnlichem
Spiritus getaucht, dann so lange mit Wasser übergossen, bis dasselbe ungefärbt abläuft. Noch feucht wird die Probe 1–2 Minuten in eine Salmiaklösung
getaucht, sobald die Probe an der Luft trocken geworden ist, werden etwaige Baumwollfäden weiß erscheinen, während die Flachsfäden die Farbe
behalten haben. Ein anderes Verfahren beruht darauf, daß konzentrierte Schwefelsäure die Baumwolle rascher zerstört als den Leinenfaden. Die Probe
wird tüchtig gewaschen, um alle Appretur zu entfernen, getrocknet und 1–2 Minuten (je nach der Dicke des Gewebes) zur Hälfte in Schwefelsäure
getaucht. Hierauf wird die Probe entweder im Wasser vorsichtig ausgespült oder zuvor 1/4–1/2 Minute in eine Sodalösung getaucht und erst dann mit
Wasser gespült. Ist die Probe trocken geworden, so werden die Baumwollfäden fehlen oder doch durchsichtiger erscheinen. Sieht bei mehrmaliger
Wiederholung, die auch die Leinenfaser angreift, die Farbe gleichmäßig aus und macht die Zerstörung dieselben Fortschritte in allen Teilen des
Gewebes, so war auch der Stoff gleichartig. (S. auch Leinenindustrie.)
Leiogomme oder Leiokom, s. Dextrin.
Leipheim, Stadt im Bezirksamt Günzburg des bayr. Reg.-Bez. Schwaben, an der Donau, an der Linie Ulm-Augsburg der Bayr.
Staatsbahnen, hat (1890) 1693 E., darunter 44 Katholiken, Postexpedition, Telegraph, ein Schloß, früher Burg; ↔ Getreide-, Flachs- und
Hopfenbau, Holzhandel. L. gehörte bis 1803 zu Württemberg.. Im Bauernkriege wurden hier 4. April 1525 die Bauern geschlagen.
Leipnik, Stadt in der österr. Bezirkshauptmannschaft Weißkirchen in Mähren, an der Betschwa und der Linie Wien-Krakau der
Kaiser-Ferdinands-Nordbahn, Sitz eines Bezirksgerichts (212,53 qkm, 21451 E., Post, alte Dekanatskirche, Schloß der
Fürstin Hatzfeld-Wildenburg; Tuch- und Flanellweberei, große Zuckerfabrik, Handel mit Getreide, Obst, Flachs, Leinwand und Schlachtvieh. Östlich von L.
die Ruinen der Burg Helfenstein (415 m).
Leipzig. 1) Kreishauptmannschaft, früher Kreisdirektion, des Königreichs Sachsen, wurde 1835 gebildet aus dem ehemaligen Leipziger Kreise und Teilen des Meißener und erzgebirgischen Kreises, grenzt im N. und NW. an die preuß. Provinz Sachsen, im SW. an das Herzogtum Sachsen-Altenburg. Das Gebiet ist eben und fruchtbar, nur im S. und O. durch Ausläufer des Erzgebirges etwas bergig (Rochlitzer Berg 340 m , Kollmberg bei Oschatz 314 m, Hohburger Berge) und wird bewässert durch die beiden Mulden, die Elster, Pleiße, Parthe und Zschopau. Bedeutend sind Viehzucht und Landwirtschaft. Der Bergbau liefert Braunkohlen, Granit, Porphyr,Mergel, auch finden sich Sand, Thon und Lehm.
Die Kreishauptmannschaft hat 3507,35 qkm und (1890, nach dem Gebietsbestande vom 1. Jan. 1893) 871132
(429331 männl., 441801 weibl.) E., 37 Städte mit 314,73 qkm, 544040 (271949 männl., 272691 weibl.) E. und 922
Landgemeinden mit 3252,62 qkm und 326492 (157382 männl., 169110 weibl.) E., 69012 bewohnte Gebäudekomplexe,
176079 Familien- und 13897 Einzelhaushaltungen mit zusammen 798938 Haushaltungsmitgliedern, 45021 Aftermietern und Schlafleuten und 4981
Besuchsfremden, sowie 768 Anstalten mit 20297 (15895 männl., 4402 weibl.) Insassen. Unter der ortsanwesenden Bevölkerung waren 842331
Evangelische, 21650 Katholiken (233 Griechisch-Katholische), 2409 andere Christen, 4523 Israeliten, 10 Bekenner anderer Religionen und 209 mit
unbestimmter Angabe. 1895 wurden 943599 (462833 männl., 480766 weibl.) E. gezählt. 1895 waren vorhanden 3207 Fabrikanlagen, darunter 1313 mit
Dampfbetrieb, 1128 mit sonstigen und 766 ohne Motoren, 2202 feststehende Dampfmaschinen mit 44219 durchschnittlich geübten Pferdestärken. Die
Zahl der beschäftigten Arbeiter betrug 89282 (62860 männl., 26422 weibl.), darunter solche unter 14 J. alt 141 (104 männl., 37 weibl.), über 14 bis 16 J.
alt 5372 (3617 männl., 1755 weibl.).
Die Kreishauptmannschaft zerfällt in 7 Amtshauptmannschaften:
Amtshauptmannschaften | qkm | Einw. 1890 | Einw. pro qkm | Evangelische | Katholiken | Israeliten | Einw. 1895 |
Leipzig (Stadt) | 57,00 | 357122 | 6265 | 337957 | 12747 | 4136 | 399969 |
Borna | 548,76 | 73402 | 134 | 72503 | 829 | 10 | 74241 |
Döbeln | 583,93 | 107203 | 184 | 105354 | 1289 | 36 | 95986 |
Leipzig (Land) | 441,65 | 85120 | 192 | 82913 | 1873 | 190 | 100097 |
Oschatz | 572,71 | 54894 | 96 | 54184 | 673 | 15 | 56404 |
Rochlitz | 516,76 | 102473 | 198 | 100065 | 2307 | 60 | 106272 |
2) Amtshauptmannschaft, ohne die Stadt L., in der Kreishauptmannschaft L. (s. vorstehende Tabelle).
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 57.