Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Leillölliniment; Leinmehl; Leinöl; Leinölfirnis; Leinölsäure; Leinpfad; Leins; Leinsamen; Leinster; Leinwand

55

Leinmehl - Leinwand

Leinmehl, s. Leinkuchen und Linnen.

Leinöl, ein durch Pressen aus den Samen der Leinpflanze gewonnenes fettes, trocknendes Öl. Bei kaltem Pressen erhält man etwa 20 Proz. vom Gewicht des Samens eines fast farblosen Öls, während durch warmes Pressen die Ausbeute auf etwa 28 Proz. gesteigert werden kann, wobei ein Öl von gelblicher bis gelber Farbe gewonnen wird. In frischem Zustande ist das Öl durch beigemengten Pflanzenschleim mehr oder weniger getrübt, beim Lagern scheidet sich der Schleim ab und es kann dann das völlig klare Öl abgezogen werden. Das L. bleibt noch bei hohen Kältegraden flüssig, es erstarrt erst bei -34° C., ist in siedendem Alkohol löslich, in kaltem Alkohol nur wenig löslich. Es ist seiner Hauptmenge nach ein Glycerid der Leinölsäure (s. d.), die durch Sauerstoffaufnahme in Lynoxynsäure und schließlich in harzartiges Lynoxin übergeht. Soll das L. vor dieser Veränderung bewahrt bleiben, so ist es in ganz gefüllten Gefäßen aufzubewahren. Durch Einwirkung des Lichts wird es gebleicht. Das kalt geschlagene Öl dient bisweilen als Speiseöl, hat jedoch, wenn nicht ganz frisch, einen unangenehmen Beigeschmack. Seine Hauptverwendung findet es in der Technik zur Darstellung des Leinölfirnis (s. d.) und Linoleum (s. d.). In Rußland benutzt man es in der Seifensiederei. Auch hat man es als Brennöl verwandt, wozu es sich jedoch wenig eignet, da es mit rußender Flamme brennt und kostspieliger als andere Brennöle ist. Deutschlands Einfuhr von L. betrug 1893: 355463 Doppelcentner im Werte von 10,77 Mill. M. - Über das geschwefelte L. s. Schwefelbalsam.

Leinölfirnis, ein Leinöl, dessen Trocknungsvermögen durch geeignete Behandlung erhöht ist. Der L. ist das Bindemittel fast aller Ölfarben, die zum Anstrich, zum Malen, zum Drucken dienen. Er bildet einen Bestandteil der meisten fetten Firnisse. Im Gemisch mit Schlämmkreide ist er der Glaserkitt. Er dient zum Ölen von Leinwand, um diese undurchlässig für Wasser zu machen. Im Großhandel kosten 100 kg 60 M.

Leillölliniment, soviel wie Brandsalbe (s. d.).

Leinölsäure, Linolsäure, eine organische Säure von der Zusammensetzung C16H28O2^[C<sub>16</sub>H<sub>28</sub>O<sub>2</sub>], die sich als Glycerinester in den trocknenden Ölen, wie Leinöl, Hanföl, Mohnöl, Nußöl, vorfindet. Sie ist ein gelbliches Öl, oxydiert sich an der Luft leicht zu harzigen Substanzen und ist dadurch die Veranlassung des Festwerdens der Öle. Die Salze der L. krystallisieren nicht und sind meist in Äther löslich.

Leinpfad, Trödelweg oder Treidelweg, an schiffbaren Wasserläufen ein am Ufer entlang geführter Weg, von welchem aus die Schiffe stromauf gezogen werden. Die meist am Maste des Schiffs befestigte Leine führt zu jenem Wege (daher der Name L.), auf welchem in der Regel Menschen oder Pferde, vereinzelt auch Lokomotiven die Zugkraft ausüben. Die Arbeit, welche von Menschen oder Pferden auf dem L. verrichtet wird, pflegt man Treideln oder Trödeln zu nennen.

Leins, Christ, von, Architekt, geb. 1814 zu Stuttgart, erhielt seine technische Ausbildung daselbst und in Paris, ließ sich später in Stuttgart nieder und wurde 1858 Lehrer der Architektur an der dortigen Polytechnischen Schule. 1846-53 erbaute er im Auftrag des damaligen Kronprinzen Karl eine Villa in Berg bei Stuttgart, die zu den anmutigsten Renaissancebauten jener Zeit gehört. Von seinen weitern Bauten sind zu nennen: das Jagdschloß Katharinenhof für den Prinzen Friedrich von Württemberg, das Palais des Prinzen von Sachsen-Weimar und der Königsbau (1856-60) in Stuttgart, viele Kirchen in Württemberg, mehrere Villen in Stuttgart und Ulm, der Riedingersche Bau zu Augsburg, das Lyceum zu Schwäbisch-Hall u. s. w. Seit 1881 war L. Vorstand der Kunstgewerbeschule; er starb 25. Aug. 1892 in Stuttgart.

Leinsamen, s. Linum.

Leinster (spr. linstĕr), die südöstliche der vier Provinzen Irlands, hat 19735 qkm und (1891) 1187760 E., d. i. 61 auf 1 qkm, gegen 1278989 im J. 1881 und 1982169 im J. 1841. L. zerfällt in die 12 Grafschaften Louth, Meath, Dublin, Wicklow, Wexford, Carlow, Kilkenny, Kildare, Queen’s County, King’s County, West-Meath und Longford. (S. die Einzelartikel und die Karte Irland.) 85 Proz. der Bevölkerung ist katholisch. Die Zahl der Auswanderer betrug (1892) 7148. Berglandschaften finden sich im O., südlich von Dublin (Lugnaquilla 926 m), an der Grenze von Munster, wo die Slieve-Bloom-Mountains (528 m hoch) eine Bergkette bilden, und im S., wo die Berge von Kilkenny, die Blackstairs, 734 m und der Mount-Leinster 795 m hoch sich erheben. Dagegen breiten sich im N. und im Innern weite Ebenen aus, die teils mit Ackerfeldern und grünen Wiesen, teils mit ausgedehnten Sümpfen bedeckt sind. Die meisten Seen befinden sich im NW. Flüsse sind der Shannon an der Grenze gegen Connaught, der Barrow, der Avoca in Wicklow, der Liffey bei Dublin und der Boyne. Außer ihnen fördern den Binnenverkehr der Royal- und der Grand-Canal. Neben Ackerbau und Viehzucht beschäftigt die Einwohner Leinen-, Woll- und Baumwollfabrikation, Brauerei, Brennerei, Torfstich, Handel mit Leinwand, Schlachtvieh, Mehl und Butter. Haupthäfen sind Dublin, Dundalk und Wexford.

Leinster (spr. linstĕr), irischer Herzogstitel, den Jakob II. dem Sohn des in der Schlacht an der Boyne (1690) gefallenen Grafen Schomberg (s. d.), Meinhard Schomberg, verlieh, mit dessen Tode er 1719 erlosch. 1766 wurde James Fitzgerald, zwanzigster Graf von Kildare, zum Herzog von L. erhoben. Jetziger Träger des Titels ist Maurice Fitzgerald, sechster Herzog von L., geb. 1. März 1887.

Leinwand, Leinen oder Linnen, ein glattes Gewebe aus Flachs, Hanf oder Hede. Nach dem verwendeten Material unterscheidet man Flachsleinwand (aus reinem gehechelten Flachs), Hanfleinwand (aus reinem Hanf oder mit hänfener Kette und Einschlag von Flachsgarn), Hede- oder Wergleinen, halbflachsene oder Halbhedeleinen, Halblaken (mit Kette von Flachsgarn und Einschlag von Hedegarn), halbbaumwollene L. oder Halbleinen (mit Kette von Baumwollgarn und Einschlag von Flachsgarn oder umgekehrt).

Von allen diesen ist die reine Flachsleinwand die beste und schönste. Hanf giebt eine grobe, aber sehr feste und haltbare L.; Wergleinwand besitzt weniger Festigkeit. Halbleinen hat einen weichern Griff als reine Flachsleinwand, steht derselben aber an Festigkeit und Dauerhaftigkeit bedeutend nach. Die stärkste der zahlreichen Leinwandsorten ist das Segeltuch, das in den bessern Qualitäten aus reinem Hanfgarn, in den geringern aus schäbehaltigem Werg hergestellt wird; dasselbe wird sehr