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Lifu – Ligne
Lifu oder Chabrolinsel, die größte der franz. Loyalty-Inseln bei Neucaledonien, niedrige
Korallenbildung, hat auf 1668 qkm etwa 3000 E., christl. Melanesier.
Liga (span.; frz. ligue), im 16. und 17. Jahrh. ein vorübergehendes Bündnis. Die Bezeichnung
entspricht dem jetzt gebräuchlichen Worte Allianz (s. d.) oder Koalition (s. d.). Über die 1465 gegen Ludwig XI. von
Frankreich geschlossene L. s. Ligue du bien public. Unter die berühmtesten Bündnisse dieses Namens gehört
die zwischen dem Papst Julius II., dem Kaiser Maximilian I., dem König Ludwig XII. von Frankreich, dem König Ferdinand von Aragonien und mehrern ital. Staaten 10.
Dez. 1508 zu Cambrai gestiftete L., welche die Vernichtung der Republik Venedig bezweckte. Sie ward gesprengt durch den Papst, der 1511, um die Franzosen aus der
Halbinsel zu vertreiben, mit den Eidgenossen, Venedig und Ferdinand von Aragonien die Heilige L. (Heiliger Bund, ital.
Lega santa) schloß, der 1512 Heinrich VIII. von England und später auch Kaiser Maximilian I. beitraten. Diese L. löste sich
1513 mit dem Tode des Papstes Julius II. auf. Eine zweite Heilige L. wurde 22. Mai 1526 zwischen Franz I. von Frankreich,
Heinrich VIII. von England, dem Papst Clemens VII., Venedig und Mailand zu Cognac gegen Karl V. geschlossen. Vgl. darüber A. Viterbi,
Documenti due inediti relativi alla lega santa strettasi nel 1526 col trattato di Cognac fra il papa, i Veneziani, il duca di Milano e il
re di Francia a danno di Carlo V (Mantua 1892). Auch der Nürnberger Bund 1538, den die kath. Stände Deutschlands, voran Bayern und Heinrich von
Braunschweig, gegen den Schmalkaldischen Bund schlossen und dem Kaiser und Papst beitraten, wird bisweilen als Heilige L.
bezeichnet.
Von hervorragender Bedeutung war die französische Katholische L., die sich im Gegensatz zu den Hugenotten 1576 zuerst im
äußersten Nordosten des Landes zusammenschloß. Der Bund wurde erst voll bedeutsam, als die Thronfolge Heinrichs von Navarra (s.
Heinrich IV.) 1584 die kath. Zukunft zu bedrohen schien; gegen die wesentlich aristokratisch
gewordene hugenottische Partei vereinten sich die Städte des Nordens und Nordostens, die Guisen und die Spanier. Von den Guisen gelenkt, erhielt die Bewegung einen
stark demokratischen Charakter. Der Widerstand Heinrichs III. führte erst zur Vergewaltigung des Königs durch Guise, dann (1588) zu offenem Aufruhr der Pariser
Massen (Barrikadentag). Die Ermordung der zwei Guisen verstärkte diese extreme Richtung. Gegen Heinrich IV. trat die L. in Waffen auf, Spanien sandte mehrmals
Alexander Farnese zu Hilfe, und der span. Gesandte in Paris bildete nebst den Pariser Volksführern die Seele der Partei; span. Truppen besetzten die Hauptstadt,
Philipp II. suchte die franz. Krone für seine Tochter. Das erregte in der L. eine Spaltung: dem span. Ehrgeiz trat der der Guisen entgegen; die 1593 in Paris
versammelten «Stände der L.» wagten nicht zur Wahl der Ausländerin zu schreiten, Städte und Hochadel ließen sich von Heinrich IV. wiedergewinnen, und auf die
Stürme der L. folgte eine um so stärkere Alleingewalt des friedestiftenden Königtums. – Vgl. Chalambert, Histoire de la Ligue
(2 Bde., Par. 1854).
Die vieljährige Spannung zwischen den deutschen Religionsparteien führte 1608 und 1609 zu den ↔ Gegenbündnissen der Protestantischen Union und der
Katholischen L. Die Seele der letztern war Kurfürst Maximilian I. von Bayern; ihm folgten sein Bruder Ernst von Köln und die
Mehrzahl der katholisch gebliebenen Stifter, Mainz, Trier, Augsburg, Konstanz, Passau, Regensburg u.a. Die Verwicklungen vor dem Dreißigjährigen Kriege und das
erste Jahrzehnt desselben ward durch die Haltung dieser L. wesentlich bestimmt.
Ligāde (vom lat. ligare, binden), in der Fechtkunst eine Art Streichfinte, mit der
Battuta (s. d.) verwandt. Die eigene Klinge beschreibt von rückwärts nach vorwärts zu einen Kreis in der Art, daß dessen Umfang in möglichst
spitzem Winkel an der Klinge des Gegners entlang streicht, so daß diese einen Ruck erhält, zur Seite geschlagen oder ganz aus der Hand geschleudert wird.
Ligaméntum (lat.), in der Anatomie das Band, s. Bänder.
Ligatūr (lat.), Bindung; in der Buchdruckerkunst Bezeichnung für die zusammengegossenen
Buchstaben (Typen), wie ch, ck, st, ss u.s.w. In der Fraktur und ff, ti, fl u.s.w. in der Antiqua; in der Chirurgie, s.
Unterbindung.
Ligature (frz., spr.-tühr, Ligatur, Bündel), hinterind. Geldgröße, s.
Dong.
Liger, der alte Name der Loire.
Light railways (spr. leit rehlwehs), engl. Bezeichnung für Bahnen örtlicher
Bedeutung. L. r. bestehen besonders in Irland, wo ein besonderes Gesetz, die Tramways-Akte vom J. 1860 (abgeändert 1889), ergangen ist, daneben auch in Schottland.
Von den mit Akten von 1860 bis 1883 genehmigten L. r. waren Ende 1891: 195 engl. Meilen (1 engl. Meile =1,609 km) im Betrieb; auf
Grund der Akte von 1889 waren (Ende 1891) 157 Meilen L. r. genehmigt. Der Staat leistete einen Beitrag von 792300 Pfd. St.
Ligīa, Strandasseln, s. Asseln.
Ligieren (lat., «binden»), beim Fechten eine Ligade (s. d.) ausführen.
Ligíst (Liguist), Mitglied einer Liga (s. d.).
Ligne (spr. linj), altes Geschlechts in Belgien, das seit sieben Jahrhunderten seinen Stammsitz in Hennegau und
vom Städtchen Ligne (jetzt Dorf im Arrondissement Tournai) seinen Namen hat. Herbrand, ein Nachkomme der Grafen von Elsaß, kam gegen 1090 nach Hennegau, heiratete
Hermingarde, die Schwester Dietrichs von Leuze, und nahm den Namen L. an. Abzweigungen dieses Geschlechts sind die Häuser Arenberg (s. d.),
Chimay (s. d.) und Barbançon. Der nachmalige Kaiser Maximilian I. verlieh 1479 seinem Rat und Kämmerer Johann,
Baron von L., von dessen Bruder Wilhelm die heutigen Herzöge von Arenberg abstammen, für sich und seine Nachkommen das Prädikat Vetter in allen kaiserl. Schreiben.
Anton von L., Graf von Fauckenberg, erhielt 1513 durch Patent König Heinrichs VIII. von England und Diplom des nachmaligen
Kaisers Karl V. die Würde eines Fürsten von Mortagne; dessen Sohn Jakob von L. ernannte der Kaiser 1545 zum Reichsgrafen. Am
2. Aug. 1602 ernannte Kaiser Rudolf II. den Grafen Lamoral von L., Enkel des vorgenannten, zum erblichen Fürsten des Römischen
Reichs. Die Vermählung seines Sohnes Florenz von L. mit Luise von Lothringen 1608 brachte das Fürstentum Amblise und andere
Besitztümer des lothr. Hauses
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 169.