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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Linz (Amélie) - Lioy

Statthalters, eines Bischofs, eines Landesgerichts, der Bezirkshauptmannschaft L. (Umgebung), eines Bezirksgerichts (155,37 qkm, 17 782 E.), einer Finanzdirektion, eines Landeskulturrats, des Landtages und Landesausschusses für Oberösterreich, einer Geniedirektion, der 3. Infanterietruppendivision, 5. Infanteriebrigade, eines Artilleriezeugdepots und der Donau-Dampfschiffahrtsgesellschaft und hat auf 18,33 qkm (1890) 47 685 (23 203 männl., 24 482 weibl.) kath. E., darunter 1170 Evangelische und 508 Israeliten, in Garnison ein Bataillon des 14. Infanterieregiments "Ernst Ludwig, Großherzog von Hessen" und 3 Bataillone des 28. Infanterieregiments "Humbert I., König von Italien", das 2. Pionierbataillon und das 40. Divisionsartillerieregiment (außer 1 Batterie). Auf dem Franz-Josephs-Platz steht die 1723 von Karl VI. errichtete Dreifaltigkeitssäule von weißem Untersberger Marmor. Von öffentlichen Gebäuden sind zu erwähnen die alte Domkirche, 1669-82 im Barockstil erbaut; der neue got. Mariendom (im Bau) nach Plänen des Kölner Baumeisters Statz; die Stadtpfarrkirche, die Kapuzinerkirche mit dem Marmorgrabmal des Grafen Montecuccoli; die evang. Kirche (1844), ein altes Schloß, seit 1851 Kaserne, das Landhaus (1802), die bischöfl. Residenz, das neue Landesmuseum Francisco-Carolinum mit der Ausstellung des oberösterr. Kunstvereins und das neue Sparkassengebäude. Ferner bestehen ein Staatsgymnasium, ein bischöfl. Seminar und Privatgymnasium, eine theol. Diöcesanlehranstält, eine Oberrealschule, eine Lehrer- und Lehrerinnenbildungsanstalt, ein Mädchenlyceum, eine Handwerkerschule, Handelsakademie, Landwehroffizieraspirantenschule, zwei Bürgerschulen, ein Taubstummeninstitut, eine Privat-Blindenanstalt, eine Bibliothek (32 000 Bände, 500 Inkunabeln), Kranken-, Armenversorgungshaus, große Landesirrenanstalt, Gebäranstalt, Gaswerk, Wasserleitung und Kanalisation. An Fabriken hat die Stadt eine Tabakshauptfabrik (1000 Arbeiter), Schiffswerfte, zwei große Brauereien, sechs Buchdruckereien, Maschinenfabrik, Eisengießerei, Dampfsäge, Fabriken sür Lampen, Zündhölzer, Schuhwichse, Kupferwaren, Leder, Wollwaren, Essig, Liqueur und Sodawasser. Der Handel in Wollzeug, Teppichen, Baumwollwaren, Tuch, Leinen, Zwirn und Eisen sowie die Spedition auf der Donau sind bedeutend. Die ehemaligen Festungswerke bestanden in 32 Türmen, sog. Maximilianstürmen (s. d.). L. war schon zu Zeiten der Römer als Lager (Lentia) benutzt. Aus den Ansiedelungen am Fuße des befestigten Lagers erwuchs allmählich L., das bereits 799 in Urkunden erwähnt wird und 1324 Stadtrecht erhielt. 1626 wurde die Stadt von den aufständischen Bauern unter Stephan Fadinger belagert und im Österreichischen Erbfolgekriege 1741 von den Bayern erobert. Am 17. Mai 1809 fand hier ein Gefecht zwischen einem österr. und einem württemb.-sächs. Korps zum Vorteil des letztern statt. - Vgl. Hiptmair, Geschichte des Bistums L. (Linz 1885); Zöhrer, L. a. d. Donau (Zür. 1892).

Linz, Amelie, Schriftstellerin, geb. 22. Mai 1824 zu Bamberg als Tochter eines Arztes Speyer, heiratete 1845 den preuß. Ingenieurlieutenant Franz L., ist seit 1870 Witwe und wohnte seit 1873 in München; seit 1889 lebt sie in Hannover. Unter dem Namen Amélie Godin veröffentlichte sie außer einer Anzahl von Jugendschriften: "Eine Katastrophe und ihre Folgen" (Bresl. 1862), "Histor. Novellen" (Bonn 1863), "Wally" (2 Bde., Berl. 1871), "Auch aus großer Zeit! Gedichte" (Glogau 1873),"Frauenliebe und Leben" (5 Bde., Lpz. 1876), "Sturm und Frieden" (Stuttg. 1878), "Mutter und Sohn" (2 Bde., Lpz. 1882), "Gräfin Leonore" (ebd. 1882), "Schicksale" (ebd. 1882), "Freudvoll und leidvoll" (ebd. 1884), "Fahr wohl!" (Münch. 1886), "Gedichte" (ebd. 1883), "Kleine Geschichten" (Berl. 1889) u. a.

Linzer Türme, s. Maximilianstürme.

Liodermie (grch.), Hautatrophie, Hautschwund.

Lion, Golfe du (spr. golf dü lióng), deutsch Löwengolf, fälschlich Golfe de Lyon, Meerbusen an der Südküste Frankreichs zwischen dem Cap de Creus im W. und Cap Croisette im O. Er ist der Schiffahrt gefährlich durch die Heftigkeit der Winde und wegen Mangels eines Nothafens im westl. Teile. Bei ältern Schriftstellern heißt er Sinus gallicus, seit dem 14. Jahrh. Sinus Leonis.

Lion, Justus Karl, Schriftsteller auf dem Gebiete des Turnwesens, geb. 13. März 1829 in Göttingen, studierte daselbst, wurde 1858 Lehrer an der Realschule zu Bremerhaven, 1862 Direktor des städtischen Turnwesens zu Leipzig, 1874 mit der Beaufsichtigung des Turnunterrichts an den sächs. Schullehrerseminaren betraut, 1895 zum Professor ernannt. Er veröffentlichte: "Das Stoßfechten" (Hof 1882), "Werkzeichnungen von Turngeräten" (3. Aufl., ebd. 1883), "Leitfaden für den Betrieb der Ordnungs- und Freiübungen" (7. Aufl., Brem. 1888), "Bemerkungen über den Turnunterricht in Knaben- und Mädchenschulen" (4. Aufl., Lpz. 1888), "Katechismus der Bewegungsspiele" (mit Wortmann, ebd. 1891), "Die Turnübungen des gemischten Sprunges" (3. Aufl., Hof 1893) u. a.

Lionardo da Vinci, ital. Maler, s. Leonardo da Vinci.

Lionel (spr. lei-), Herzog von Clarence, s. Plantagenet.

Lionne (spr. liónn), Hugues de, Marquis de Berni, franz. Staatsmann, geb. 1611 zu Grenoble, ging 1636 nach Rom und begleitete Mazarin 1641 auf den Kongreß zu Münster. 1642 erhielt er eine Mission nach Italien; 1654 besuchte er als außerordentlicher Gesandter die ital. Höfe, war bei dem Konklave, das Alexander VII. wählte (1655), durchkreuzte die Intriguen des Kardinals Retz und verhandelte 1658 in Madrid über den Frieden. Da er hier noch scheiterte, ging er gelegentlich der Kaiserwahl nach Frankfurt zur Schaffung des Rheinbundes. Hierdurch und durch Turennes Siege ward Spanien zum Pyrenäischen Frieden getrieben, an dem L. wieder mitarbeitete. Seit 1659 Staatsminister, lenkte er nach Mazarins Tode (1661), von diesem empfohlen, die auswärtigen Angelegenheiten Frankreichs im maßvollen Sinne seines Vorgängers. Die großen Erfolge Ludwigs XIV. gegen England, Rom, Holland, Spanien, die deutschen Mächte waren wesentlich sein Werk; die Isolierung Hollands in den J. 1668-71, die Vorbereitung des Einfalls von 1672, waren ein diplomat. Meisterstück. L. starb 1. Sept. 1671.- Vgl. Valfrey, Hugues de L., ses ambassades en Italie 1642-56 (Par. 1877); ders., Hugues de L., ses ambassades en Espagne et en Allemagne (ebd. 1881).

Lioo-baa, mexik. Stadt, s. Mitla und Zapoteca.

Lioy, Paolo, ital. Naturforscher, geb. 1836 zu Vicenza, studierte zu Padua die Rechte und Naturwissenschaft, war dann journalistisch thätig und wurde wegen seiner aufrührerischen Artikel im Febr.