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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Liverpool (Stadt)

verbundenen mediz. Schulen. Die Technische Schule wird in 150 Klassen jährlich von 5000 Schülern besucht. Ferner bestehen eine Vereinigung christl. junger Männer, große Arbeiterbildungsanstalt, botan. und zoolog. Garten, Sternwarte auf Bidstone-Hill und an Wohlthätigkeitsanstalten ein Irrenhaus, Taubstummen- und Blindeninstitute, Seemannswaisenhaus, Sparkasse und Armenhaus. Städtische und Privatschulen aller Konfessionen sind 193 vorhanden. Die wichtigsten Theater sind: Court-, Shakespeare-, Prince of Wales- und Gaietytheater; große Konzerte finden in St. George's Hall und in Philharmonic Hall statt. "Daily Post", "Mercury", "Evening Express", "Journal of Commerce" und "Liverpool Courier" sind die hervorragendsten Zeitungen.

^[Abb.: Liverpool (Situationsplan).]

Industrie und Handel. Die wichtigsten Industriezweige sind Zuckerraffinerie, Eisen- und Stahlwerke, Seilerei, Fabrikation von Chemikalien, Brennerei, Brauerei und vor allem der Schiffbau mit allen seinen Nebengewerben; doch ist L. in erster Linie Handelsplatz. Die 50 Docks, etwa 430 ha bedeckend, ziehen, nur durch die großartige schwimmende Landungsbrücke (700 m) unterbrochen,9,5 km weit am Mersey hin; sie enthalten oft mehrere Bassins und stehen sämtlich miteinander in Verbindung; eines der ältesten ist Salthouse-Dock, 1753 erbaut; die größten sind: Princes-Dock, Langton- und Alexandra-Dock (8 ha, 1881 eröffnet). Fast jedes dient einem besondern Handelszweige; Quais aus rotem Sandstein, Speicher, darunter sechs gewaltige Getreidespeicher, sonst meist nur sog. Hangars, in denen die Waren nur drei Tage lagern dürfen, und Krane sind im großartigsten Maßstabe angelegt; riesige Schleusenwerke überwinden die Einwirkung von Ebbe und Flut. Trockendocks sind 25 vorhanden. Alle diese Anlagen werden von einer selbständigen Körperschaft, "The Mersey Dock and Harbour Board", verwaltet.

Die Bedeutung der Stadt als Welthandelsplatz beruht auf ihrer günstigen geogr. Lage zu den Grafschaften Lancashire und Yorkshire mit ihrer hochentwickelten Industrie und zu Nordamerika. Erreicht in London die Einfuhr ausländischer Erzeugnisse einen höhern Wert, so steht L. doch in der Ausfuhr engl. Waren an erster Stelle. 1890 betrug die Einfuhr 108, die Ausfuhr 118, darunter nur 13 Mill. Pfd. St. nichtengl. Produkte; für 1892 lauten die Ziffern: 109,3, 103,7 und 13,4 Mill. Unbestritten ist die beherrschende Stellung L.s im Baumwollhandel. Die Einfuhrmengen (in Ballen) für 1890 und 1891. zeigt folgende Tabelle:

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Herkunftsländer Menge in Ballen

1890 1891

Vereinigte Staaten von Amerika 2 888 997 3 566 970

Brasilien 150 132 146 303

Ägypten 269 163 330 021

Griechenland mit Smyrna 2 402 599

Peru 57 969 47 583

Afrika 3 333 3 382

Ostindien 434 225 154 227

Andere Länder 85 1 662

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An die Spinnereien des Landes gingen 1891: 3,43 Mill., ausgeführt über L. und Hull wurden 299 195 Ballen, die Vorräte betrugen 31. Dez. 1,42 Mill. Ballen. 1892 kamen nach dem Vereinigten Königreich 805 069 t rohe Baumwolle; davon über L. 752 555 t. Andere wichtige Einfuhrartikel sind: Getreide (besonders Weizen) und Mehl (insgesamt gegen 1,6 Mill. t), Schinken, Fleisch, frisch und konserviert, Reis, Zucker, Kakao, Rohtabake, Jute, Hanf, Öle aller Art, Sämereien, Kautschuk, lebendes Vieh, Petroleum, Düngemittel, Felle und Leder, Bauhölzer (auch Mahagoni), ferner Wolle und alle Arten Metalle, roh und bearbeitet, besonders zu Schiffbauzwecken. In der Ausfuhr stehen die Fabrikate der Baumwoll-, Woll-, Leinen- und Juteindustrien obenan (beinahe 50 Proz.), allein die von Baumwollstückwaren erreicht alljährllch Werte von etwa 38 Mill. Pfd. St. Es folgen Metalle, Metallwaren, vor allem Eisen- und Stahlfabrikate, dann Maschinen, ferner Kohlen, Alkali, Porzellanwaren,