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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Loire (Haute-) - Loiret

und Glasfabrikation. Das Departement besitzt (1888) 339,9 km Nationalstraßen und 392,7 km Eisenbahnen, von höhern Unterrichtsanstalten ein Collège und ein Lyceum.

Loire, Haute- (spr. oht lŏahr), Oberloire, franz. Departement, gebildet aus Bestandteilen von Languedoc (hauptsächlich aus Gévaudan, Velay und Vivarais) und der Auvergne sowie der Landschaft Forez, wird begrenzt von Puy-de-Dôme und Loire (N.), Ardèche (SO.), Lozère (S.) und Cantal (W.), zählt auf 4962,25 qkm (1891) 316 735 E., d. i. 63 auf 1 qkm, und zerfällt in die drei Arrondissements Le Puy, Yssingeaux und Brioude, mit 28 Kantonen und 264 Gemeinden; Hauptstadt ist Le Puy. Von Zweigen der Cevennen und des Auvergnegebirges durchzogen, gehört es zu dem höchsten Teile Centralfrankreichs (900 m mittlere Höhe, Mézenc 1754 m), bietet einen großartigen Wechsel von Bergen und Thälern dar und ist durch vulkanische Formationen und malerische Naturschönheiten ausgezeichnet. Weit und breit sind dürre Flächen, bedeckt mit vulkanischen Auswürfen, namentlich mit Lavamassen, welche Hügel bis 30 m Höhe, Felsen und bei Denise einen 70 m hohen Obelisken bilden, durchzogen von merkwürdigen Basaltbildungen, die z. B. bei dem Dorfe Espaly unweit Le Puy eine Basaltkolonnade darstellen. Im S. und N. von Le Puy sind auch zwei deutliche Krater nachweisbar, und in 1200 m Höhe liegt der 21 m tiefe See von Bouchet mit Lava- und Puzzolanufern, und der Krater von Bar. Die Loire im O. und der Allier im W. fließen nordwärts, jene nimmt die Borne, den Arzon und Lignon, dieser den Alagnon, die Senouire und Dège auf. Das Klima hat einen kontinentalen Charakter. Der Sommer ist heiß, der Winter kalt und stürmisch; fast sechs Monate deckt Schnee die Gebirgsgipfel. Die Temperaturdifferenz ist bei den Niveauunterschieden so groß, daß die Ernten in verschiedenen Kantonen zwei Monate auseinanderfallen, daß in den untern Wein, in den obern kaum Roggen gedeiht. Der Boden ist in den Thälern und auf dem Hügellande fruchtbar, deckt aber nicht den Bedarf an Getreide und Wein, erzeugt jedoch Gartengewächse, Obst und namentlich viel Kastanien. 14 800 ha lieferten (1892) 222 000 hl Weizen und 75 000 ha 1 650 000 hl Roggen. Die Weinberge bedecken (1892) 7448 ha und liefern im Durchschnitt 91 364 hl. Der Hauptreichtum ist die Viehzucht, besonders die Rindvieh- (1887: 179 634 Stück), Schaf- (388 427 Stück), Esel-, Pferde- und Maultierzucht. Das Mineralreich liefert nur silberhaltiges Blei, Steinkohlen (1888: 228 036 t) in den beiden Bassins von Brassac und Langeac und vortreffliche Bausteine, Marmor, Wetz- und Mühlsteine. Die Industrie ist vorzugsweise Hausindustrie und liefert Spitzen, Blonden, Seide u. s. w. Außerdem wird Papier-, Tuch-, Hut-, Glas-, Bretterfabrikation betrieben. Der Handel führt Fabrikate, hauptsächlich aber Maronen, Hülsenfrüchte, Schafe, Maultiere und Bretter aus. Das Departement wird von der Eisenbahn Clermont-Ferrand-Alais mit der Abzweigung über Le Puy nach St. Etienne (im ganzen 1886: 269 km) und (1890) von 356,85 km Nationalstraßen durchzogen.

Loire-Inférieure (spr. lŏahr ängferiöhr), Unter- oder Niederloire, Departement im westl. Frankreich, aus dem südlichsten Teile der Bretagne gebildet, wird von Morbihan (NW.), Ille-et-Villaine (N.), Maine-et-Loire (O.), Vendée (S.) und dem Ocean (W.) begrenzt, zählt auf 6874,56 qkm (1891) 645 262 E., d. i. 92 auf 1 qkm, und zerfällt in die fünf Arrondissements Nantes, Ancenis, Châteaubriand, Paimboeuf und St. Nazaire, mit 45 Kantonen und 217 Gemeinden; Hauptstadt ist Nantes. Die 125 km lange Küste ist ganz flach, sandig oder moorig, erweitert sich durch Anschwemmung mehr und mehr und besitzt im N. die Baien von Pennebe und Pembron zu beiden Seiten der Landspitze von Piriac, in der Mitte den Mündungsbusen der Loire und im S. die Bai von Bourgneuf. Die Oberfläche ist einförmig, besonders im NW. und S.; einige Hügel erheben sich im N. und ziehen bis in die Nähe der Loiremündung. In die Villaine fließen der Don und Isac; letzterer speist den Brest-Nantes-Kanal. Das Klima ist mild, aber bei den vorherrschenden Seewinden feucht. Der Boden, teils Granit oder Schiefer, teils Alluvionen, ist fast überall mit fruchtbarer Erde bedeckt. Er erzeugt vor allem Weizen (auf 152 500 ha 1892: 2 401 875 hl), Hafer (auf 200 000 ha 575 000 hl), Buchweizen (455 000 hl), Roggen (auf 4200 ha. 71 400 hl), Kartoffeln; auch Gartenfrüchte, Kirschen und Kastanien werden in Menge gewonnen. Weinpflanzungen (30 994 ha) bedecken das linke Ufer der Loire und die Seeküste, liefern aber nur ein mittelmäßiges Getränk (1882-91 im Mittel 829 391 hl, 1892 nur 334 000 hl auf 30 000 ha), welches durch Obstwein ergänzt wird. Die Eichenwälder nähren eine Menge Schweine (96 500 Stück), außer welchen viel Rindvieh (342 300 Stück), namentlich auch die geschätzten Nantaiser Ochsen sowie Pferde, Schafe (90 200 Stück), Geflügel und Bienen gezogen werden. Herings-, Sardellen- und Stockfischfang, die Fischerei auf der Loire, dem Grand-Lieu, sowie Hummern- und Austernfang sind von Bedeutung. Das Mineralreich liefert Eisenerz, Steinkohlen, schönen Granit, grauen Marmor (bei Châteaubriant); Schiefer und Kalkstein werden an verschiedenen Orten gebrochen und Seesalz in Menge (1886: 27 395 t) gewonnen. Die Industrie beschäftigt sich mit Verfertigung von Eisenwaren, Maschinen, Glas, Fayence, Baumwollwaren, Leinwand, Zwillich, Flanell, Tauen, Leder, Hüten, Papier, Korkpfropfen, Bürsten, Branntwein, Liqueur; es bestehen auch Zuckerraffinerien und Fabriken für konservierte Gemüse und Fische; die Schiffswerften liefern eine Menge Fluß- und Seeschiffe. Nantes und St. Nazaire gehören zu den bedeutendsten Handelsplätzen Frankreichs. Es werden Wein, Getreide, Salz, Zucker, Mehl, Vieh, Konserven ausgeführt. Es giebt 599 km Eisenbahnen und 573,3 km Nationalstraßen. Höhere Bildungsanstalten sind ein Lyceum und ein Collège.

Loiret (spr. lŏareh), franz. Departement, zu beiden Seiten der Loire, benannt nach dem nur 12 km langen, aber schiffbaren Flüßchen L., das unterhalb Orléans mündet, umfaßt den östl. Teil von Orléannais, die östl. Sologne, Dunois und fast ganz Gâtinais orléannais, wird begrenzt von Seine-et-Oise (N.), Seine-et-Marne (NO.), Yonne (O.), Cher und Loir-et-Cher (S.), Eure-et-Loir (W.), zählt auf 6771,19 qkm (1891) 377 718 E., d. i. 55 auf 1 qkm, und zerfällt in die vier Arrondissements Orléans, Gien, Montargis und Pithiviers, mit 31 Kantonen und 349 Gemeinden; Hauptstadt ist Orléans. Die Oberfläche ist einförmig flach. Die Höhen des Waldes von Orléans trennen das Bassin der Loire von dem der Seine, werden aber durch die in den Kanal des Loing sich vereinigenden Kanäle von Orléans