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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Longuette - Lonicera

Longuette (frz., spr. -gétt), lange und schmale Kompresse (s. d.).

Longueval (spr. long'wáll), Karl Bonaventura de, s. Buquoy (Geschlecht).

Longueville (spr. long'wil), franz. Herzogstitel, der den Nachkommen Dunois' (s. d.) verliehen wurde, nach dem Marktflecken L. an der Scie (Depart. Seine-Inférieure) mit 696 E. Der erste Herzog von L. war Francois II., der im J. 1505 diese Würde erhielt.

Henri II., geb. 27. April 1595, nahm gleich den übrigen Großen an den Wirren unter Ludwigs XIII. (s. d.) Minderjährigkeit teil; seit etwa 1620 blieb er in Ruhe und Gehorsam. Er führte im Dreißigjährigen Kriege 1637 ein Armeekorps nach Hochburgund, übernahm 1639 nach Bernhard von Weimars Tode mit Guébriant das Kommando über die franz. Truppen und kämpfte mit vielem Glück in Lothringen, im Elsaß, am Rhein und in Italien. Mazarin schickte ihn 1645 auf den Kongreß nach Münster. Er ließ sich dann durch seine Gemahlin (s. unten) für die ehrgeizigen Pläne seiner Schwäger Condé und Conti gewinnen, kehrte mit dem Frieden vom 11. März 1649 an den Hof zurück, wurde verhaftet, später aber freigelassen und starb 11. Mai 1663 auf seinen Gütern.

Seine Gemahlin zweiter Ehe war die aus den Händeln der Fronde (s. d.) berühmte, durch Schönheit und Geist gleich ausgezeichnete Anne Geneviève von Bourbon-Condé, geb. 1619, vermählt 1642. Mit ihrem Bruder, dem großen Condé, erschien sie auf dem Kongreß in Münster; dort gewann sie Geschmack an polit. Intrigue, die bald ihr eigentliches Lebenselement werden sollte. Nach dem Pariser Aufstande vom 5. Jan. 1649 trat sie an die Spitze der Mißvergnügten und suchte, nachdem sie ihren Anbeter, den Prinzen Marsillac (Larochefoucauld, s. d.), und ihren Bruder Conti gewonnen, auch Condé zum Beitritt Zu bewegen. Während der dreimonatigen Blockade der Hauptstadt übte die Herzogin den größten Einfluß über die Gegner des Hofs; bei ihr wurden die Bedingungen des 11. März 1649 unterzeichneten Vertrags entworfen. Als 18. Jan. 1650 die Häupter der Verschwörung zu Paris verhaftet wurden, entkam sie und gelangte nach vielfachen Abenteuern nach Stenay, dem Hauptquartier Turennes, den sie für die Partei der Fronde gewann. Sie erließ ein Manifest gegen den Hof, verhandelte mit Spanien und andern auswärtigen Höfen um Hilfstruppen und kehrte, als der Hof 1651 die Gefangenen freigab, nach Paris zurück. Bei Ausbruch des neuen Krieges zwischen Condé und dem Hofe floh sie mit Condé nach Bordeaux, unterwarf sich aber hier 1653. Ermüdet und enttäuscht, zog sie sich zurück, lebte der geistlichen Andacht und der Wohlthätigkeit, unterstützte die Jansenisten und starb 1679 unter den härtesten Bußübungen. - Vgl. Bourgoing de Villefore, La vie de la duchesse de L. (Par. 1738); Cousin, De Mme de L. (2 Bde., ebd. 1853; 2. Aufl. 1859).

Ihr jüngerer Sohn, Charles Paris, seit 1671 Herzog von L., zeichnete sich 1667 im Feldzuge nach den Niederlanden, 1668 in der Franche-Comté aus und zog nach dem Aachener Frieden dem von den Türken bedrängten Kreta mit zu Hilfe. Im Kriege gegen Holland fand er 12. Juni 1672 seinen Tod bei dem Rheinübergang. Mit ihm endete der legitime Stamm der Dunois.

Longuliten, s. Globuliten.

Longus, griech. Sophist und Erotiker, lebte vielleicht im 4. oder 5. Jahrh. n. Chr. und ist der Verfasser eines Schäferromans: "Poimenika", lat. "Pastoralia", "Hirtengeschichten", in vier Büchern, welcher in einer anziehenden Darstellung die Liebe des Daphnis und der Chloe erzählt. Er wurde am besten von Hercher in den "Scriptores erotici graeci", Bd. 1 (Lpz. 1858), herausgegeben und von Passow (mit Text, ebd. 1811) und Jacobs (Stuttg. 1832) ins Deutsche übertragen.

Longwood (spr.-wudd), Wohnung Napoleons I. auf Sankt Helena (s. d.).

Longwy, Stadt und Festung im Arrondissement Briey des franz. Depart. Meurthe-et-Moselle, am Chiers in den Ärdennen und an den Linien Longuion-Mont-St. Martin und L.-Villerupt (18 km) der Ostbahn, hat (1891) 4729, als Gemeinde 6978 E., in Garnison einen Teil des 9. Jägerregiments zu Fuß; Eisen- und Kupferhütten, Fabrikation von Gold- und Juwelierwaren, Uhrenbestandteilen, Fayence, Thonpfeifen, Teppichen, Posamentierwaren und Leder. - Die Stadt wurde im 13. Jahrh. mit der Grafschaft Bar vereinigt, bildete später den Hauptort der Grafschaft L., ward in der Mitte des 17. Jahrh. von den Franzosen erobert, fiel im Frieden von Nimwegen 1679 an Frankreich und wurde von Vauban neu befestigt. L. ward 23. Aug. 1792 von den Preußen eingenommen. Ende Juni 1815 schlossen es die Preußen ein, mußten aber, infolge der Ausfälle aus den Festungen Metz und Diedenhofen, wieder abziehen. Erst 15. Sept. erfolgte die Kapitulation. Ende Nov. 1870 wurde L. zunächst durch Truppen des 7. Armeekorps eingeschlossen, im Jan. 1871 durch eine Abteilung der Ersten Armee beschossen. Die Kapitulation erfolgte 25. Jan. - Vgl. Wolf, Die Belagerung von L. (Berl. 1875).

Lonicera L., Pflanzengattung aus der Familie der Kaprifoliaceen (s. d.), deren etwa 80 Arten, lauter Sträucher der gemäßigten und warmen Zone der nördl. Halbkugel, in zwei Gruppen zerfallen, in solche von aufrechtem Wuchs und in schlingende Sträucher. Erstere, in Deutschland Heckenkirschen genannt, haben paarweise gestellte Blüten, die auf einem gemeinschaftlichen Stiele in den Blattwinkeln stehen, letztere, Geißblatt oder Jelängerjelieber, am Ende der Zweige in quirlige Trugdolden gestellte Blüten. Bei diesen ist die Blumenkrone langröhrig mit deutlich zweilippigem Saume, bei jenen trichterförmig, undeutlich zweilippig oder fast regelmäßig. Der Fruchtknoten ist unterständig, der Kelch kurz fünfzähnig, die Frucht eine Beere.

Bei den Heckenkirschen sind die Fruchtknoten und Beeren der paarweise nebeneinander stehenden Blüten oft verwachsen. Dagegen erscheinen bei den Geißblatten die obersten, unter den Blütenquirlen befindlichen Blattpaare bisweilen zusammengewachsen. Die Beeren der meisten Loniceren schmecken bitter und enthalten einen Brechen erregenden Stoff. Von Heckenkirschen wachsen in Deutschland L. xylosteum mit roten Beeren, L. nigra L. mit schwarzen, L. caerulea L. mit blauen Beeren und L. alpigena L., ein schöner Strauch der Alpengegenden, mit purpurroten Blüten und Beeren. Der erste und letzte werden häufig als Ziersträucher angebaut, noch häufiger die ans Asien stammende L. tatarica L., einer der schönsten Blütensträucher, von 2 bis 3 m Höhe, mit fast herzförmigen, kurz gestielten, am Ende stumpflichen Blättern. Das harte, unter dem