Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

291

Lonigo - Lónyay

Namen Bein- oder Knochenholz bekannte Holz von L. xylosteum wird zu Schuhzwecken, Weberkämmen und Ladestöcken benutzt. Die Blüten sind bei der Normalform blaßrot, bei den Varietäten weiß bis karmesinrot.

Aus der Gruppe der Geißblatte wächst L. periclymenum DC. in Deutschland wild. Häufig angebaut als Laubenpflanze und zu Wandbekleidungen wird L. caprifolium L., das bekannte wohlriechende Gartengeißblatt, dessen Heimat das südlichste Europa ist; seltener das nordamerikanische L. sempervirens L. mit glänzend dunkelgrünen Blättern und prachtvollen scharlachroten Blumen. Eine japan. Art, L. brachypoda DC., ist als kleiner Kletterstrauch für Freiland- und Topfkultur beliebt. Besonders die Abart mit goldfarbig geäderten Blättern (var. aureo-reticulata) ist geeignet zum Beziehen kleiner Beetflächen, Garnierung von niedrigen Gittern, Ampeln u. s. w. Alle Arten werden leicht durch Stecklinge vermehrt.

Lonigo, Hauptort des Distrikts L. (36 511 E.) der ital. Provinz Vicenza, am Agno (Gua), am Südwestfuß der Bericischen Hügel (s. d.), an der Linie Verona-Vicenza (Bahnhof 10 km entfernt) und an der Trambahn Verona-L.-Cologna, hat (1881) 7023, als Gemeinde 9880 E., zwei mittelalterliche Türme; Hanf-, Flachs- und Getreidebau.

Loening, Edgar, Jurist, geb. 14. Juni 1843 zu Paris, studierte in Bonn, Heidelberg und Berlin, habilitierte sich 1869 zu Heidelberg, ward 1870 in die Verwaltung des Generalgouvernements Elsaß berufen, 1872 außerord. Professor in Straßburg, 1877 ord. Professor in Dorpat, 1883 in Rostock, 1886 in Halle. L. schrieb: "Erbverbrüderungen zwischen den Häusern Sachsen und Hessen und Sachsen, Brandenburg und Hessen" (Frankf. a. M. 1867), "Verwaltung des Generalgouvernements Elsaß" (Straßb. 1874), "Geschichte des deutschen Kirchenrechts" (2 Bde., ebd. 1878), "Haftung des Staates aus rechtswidrigen Handlungen seiner Beamten" (Frankf. a. M. 1879), "Die franz. Verwaltungsgerichtsbarkeit" (Berl. 1880), "Lehrbuch des deutschen Verwaltungsrechts" (Lpz. 1884), "Die Gemeindeverfassung des Urchristentums" (Halle 1888). Mit Conrad, Elster und Lexis veröffentlicht L. das "Handwörterbuch der Staatswissenschaften" (Jena 1890 fg.).

Loening, Richard, Jurist, geb. 17. Aug. 1818 zu Frankfurt a. M., Bruder des vorigen, studierte die Rechte in Heidelberg und Berlin, war dann im praktischen Justizdienst thätig, habilitierte sich 1875 in Heidelberg, wurde 1878 außerord. Professor daselbst und ging 1882 als ord. Professor nach Jena. L. schrieb: "Über Ursprung und rechtliche Bedeutung der in den altdeutschen Urkunden enthaltenen Strafklauseln" (Straßb. 1875), "Der Vertragsbruch und seine Rechtsfolgen" (Bd. 1, ebd. 1876), "Der Reinigungseid bei Ungerichtsklagen im deutschen Mittelalter" (Heidelb. 1880), "Die Widerklage im Reichscivilprozeß" (Berl. 1881), "Über geschichtliche und ungeschichtliche Behandlung des deutschen Strafrechts" (ebd. 1883), "Grundriß zu Vorlesungen über deutsches Strafrecht" (Frankf. a. M. 1835), "Die strafrechtliche Haftung des verantwortlichen Redacteurs" (Jena 1889), "Über die Begründung des Strafrechts" (ebd. 1889); ferner: "Die Hamlet-Tragödie Shakespeares" (Stuttg. 1893).

Lönnrot, Elias, Schöpfer der neuern finn. Litteratursprache, geb. 9. April 1802 zu Sammatti in Nyland, machte seit 1822 auf der Universität zu Åbo philol., philos. und naturwissenschaftliche Studien, wandte sich aber 1827 zu Helsingfors der Medizin zu. Nachdem er seit 1833 als Kreisarzt zu Kajana gewirkt hatte, wurde er 1853 Professor der finn. Sprache und Litteratur an der Universität Helsingfors. 1862 trat er von seinem Amte zurück und starb in Sammatti 19. März 1884. Seit 1828 unternahm L. behufs sprachlicher Forschung und Sammlung alter Volksdichtungen Reisen in Finland, Lappland, Ingermanland und dem nordwestl. Rußland. Als erste Frucht seiner Wanderungen erschien "Kalewala" (s. d.), das Nationalepos der Finnen. In den "Kanteletar" (3 Bde., Helsingf. 1840; 3. Aufl. 1887; deutsch von H. Paul, ebd. 1882) stellte L. alte lyrische und balladenartige Dichtungen zusammen. Diesen folgten noch "Suomen kansan sanalaskuja" (Helsingf. 1842), eine Sammlung von finn. Sprichwörtern, "Suomen kansan arvoituksia (ebd. 1844; 2. sehr vermehrte Aufl. 1861), "Loitsurunoja" oder "Zaubersprüche" (Helsingf. 1880). Sonst sind von L.s Sammelwerken noch "Kantele" (4 Hefte, Helsingf. 1829-31), ältere und neuere finn. Lieder enthaltend, und eine Ausgabe von Poesien des Bauerndichters Paawo Korhonen (ebd. 1848) zu nennen. Außerdem hat er durch die Ausarbeitung eines "Finnisch-Schwedischen Lexikons" (Bd. 1-2, Helsingf. 1874-80) wesentlich zur Ausbildung der finn. Sprache mitgewirkt. Für Hebung der Volksbildung suchte L. durch die Monatsschrift "Mehiläinen" (Uleåb. 1836-37; Helsingf. 1839-40) und das Wochenblatt "Oulun Wiikko sanomia" (Uleåb. 1852 fg.) zu wirken.

Lonquimai (spr.-ki-), Vulkan an der Grenze der chilen. Provinzen Cautin, Malleco und Biobio, westlich von der Hauptkette der Anden, 2810 m hoch.

Lons-le-Saunier oder Le Saulnier (spr. long lĕ ßonieh). 1) Arrondissement des franz. Depart. Jura, hat 1567,63 qkm, (1891) 92 711 E., 213 Gemeinden und zerfällt in 11 Kantone. - 2) Hauptstadt des Depart. Jura, liegt, von Weinbergen umgeben, in einem Thalkessel des Juras, 90 km südwestlich von Besançon, an den Linien Besançon-Lyon, L.-Champagnole (45 km) und L.-Chalon-sur-Saône (66 km) der Mittelmeerbahn, ist Sitz der Departementsbehörden, eines Assisenhofs, Handelsgerichts und des Kommandos der 27. Infanteriebrigade, hat (1891) 9903, als Gemeinde 12 610 E., in Garnison das 44. Infanterieregiment, Denkmäler des Generals Lecourbe und des Komponisten Rouget de l'Isle, Lyceum, Lehrer- und Lehrerinnenseminar, Bibliothek (25 000 Bände) im Stadthaus, ein Museum, ein Theater; Holz- und Getreidemühlen, Brauerei, Handel mit Wein, Mehl, Käse und Eisen. - L. (Ledo salinaris) verdankt seine Entstehung der starken, jetzt zu Bädern benutzten Salzquelle.

Lontar, Lontarzucker, s. Borassus.

Lontor, eine der Banda-Inseln (s. d.).

Löntsch, die, Nebenfluß der Linth, s. Klönthal.

Lonyay (spr. lohnjai), Melchior, Graf von Nagy-Lónya und Vásáros-Namény, ungar. Staatsmann, geb. 6. Jan. 1822, studierte in Pest und wurde 1843 in den Landtag gewählt, wo er sich der Oppositionspartei anschloß. Er bekleidete im ersten ungar. Ministerium unter Kossuth die Stellung eines Unterstaatssekretärs im Finanzministerium, wurde nach Niederwerfung der Revolution (s. Ungarn, Geschichte) flüchtig und hielt sich in London und Paris auf. Infolge einer Specialamnestie kehrte er 1850 nach Ungarn zurück, wurde jedoch vorläufig auf seinen Gütern interniert. Nach Aufhebung der Internie-^[folgende Seite]