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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Löwenäffchen - Löwenorden

schlagen wurden. Im Kampfe mit ihnen erhob sich seit dem 9. Jahrh. die Macht eines gräfl. Geschlechts, deren Stützpunkt die Burg von L. war. Die Grafen erhielten später die herzogl. Würde von Niederlothringen (Lothier) oder (seit 1190) Brabant (s. d. Und Lothringen, S. 306 d). Zu Anfang des 14. Jahrh., wo L. als Hauptstadt des Herzogtums Brabant und als Residenz 44 000 E. zählte, hatte es gegen 2000 blühende Tuchmanufakturen. Sehr stark beteiligte sich L. an der großen, besondere von Flandern ausgehenden Städtebewegung dee 14. Jahrh. Sie ward jedoch durch den Herzog Wenzel 1384 überwältigt, worauf viele der Arbeiter aus der hart bedrängten Stadt nach England auswanderten. Von dieser Zeit an begann der Verfall. - Vgl. Piot, Historie de Louvain (Löwen 1859); Molanus, Historia Lovaniensis (hg. von de Ram, 2 Bde., Brüss. 1861); Reusens, Documents relatifs à l'histoire de l'université de Louvain, Bd. 3-5 (Löwen 1886-90); H. van der Linden, Histoire de la constitution de la ville de Louvain an moyen áge (Gent 1892).

Löwenäffchen (Midas rosalia), s. Krallenäffchen.

Löwenanteil, der unverhältnismaßig große Anteil, den einer der Teilhaber an einer Gesellschaft oder in einer Gemeinschaft am Gewinn oder bei der Teilung für sich erlangt hat, so genannt nach einer äsopischen Fabel. (S. Gesellschaft, Bd. 7, S. 930 a.)

Löwenberg. 1) Kreis im preuß. Reg.-Bez. Liegnitz, hat 751,54 qkm und (1890) 61 565, 1895: 60 481 (28 452 männl., 32 029 weibl.) E., 5 Städte, 92 Landgemeinden und 54 Gutsbezirke. - 2) Kreisstadt im Kreis L., am Bober, im Vorlande des Riesen- und Isergebirges, an der Nebenlinie L.-Greiffenberg (23 km) der Preuß. Staatsbahnen, Sitz des Landratsamtes und eines Amtsgerichts (Landgericht Hirschberg), Kataster-, Untersteuer- und Aichamtes, hat (1895) 5010 (1890: 4782) E., darunter 1114 Katholiken und 49 Israeliten, Postamt erster Klasse, Reste der alten Stadtmauer, zwei kath. und eine evang. Kirche, Schloß der Fürsten von Hohenzollern-Heckingen, Kolossalbüste Blüchers, Kreisrettungshaus, Hospital, Waisenhaus, zwei Krankenhäuser (das eine in der ehemaligen Malteser-Kommende), Realprogymnasium im 1810 aufgehobenen Minoritenkloster, Wasserleitung, Gasbeleuchtung; Lein- und Baumwollweberei, Kattun- und Leinwanddruckerei, Bleicherei, Mehl-, Gips- und Lohmühlen, Wollspinnereien, Handel mit mineralischen Produkten, besonders Gips zur Düngung, und bearbeiteten Sandsteinen und bedeutende Getreidemärkte. Etwa 2 km östlich das durch die Gefechte vom 21. und 29. Aug. 1813 bekannte Dorf Plagwitz, im benachbarten Dorfe Langenvorwerk eine Burgruine, 6 km nördlich das fürstl. hohenzollernsche Schloß Hohlstein oder Holenstein mit Parkanlagen und 10 km südwestlich Trümmer der 1479 zerstörten Burg Talkenstein. - L. war eine der ältesten befestigten Plätze Schlesiens und seit 1278 die Hauptstadt eines besondern Fürstentums. - Vgl. Wesemann, Urkunden der Stadt L., Abteil. 2 (Löwenb. 1885-87): Sachsse, Führer durch die Stadt L. (1888).

Löwenbrugger, eigentlicher Name von Nikol. von der Flüe (s. d.).

Löwenbund, Gesellschaft vom Leuen, ein Ritterbund, der 1379 zu Wiesbaden zur Aufrechthaltung des Friedens und zu gegenseitiger Hilfe gestiftet wurde und denen Mitglieder sich Löwenritter nannten. Er vereinigte sich nachmals mit den gleiche Zwecke verfolgenden Gesellschaften von St. Wilhelm und St. Georg, trat auch mit einigen schwäb. Städten in Verbindung und scheint sich dann gleichzeitig mit dem Städtebunde aufgelöst zu haben.

L. (Löwler) hieß ferner ein 1489 gestifteter, von Kaiser Friedrich III. begünstigter Ritterverein gegen Herzog Albrecht IV. von Bayern. Auch dieser L. vereinigte sich später mit der Gesellschaft von St. Georg und dem Schwäbischen Städtebunde. - Vgl. Riezler, Geschichte Bayerns, Bd. 3 (Gotha 1889).

Löwenburg, s. Bleicherode und Wilhelmshöhe.

Löwendal, Ulrich Friedr. Woldemar, Graf von, franz. Marschall, geb. 1. April 1700 zu Hamburg, befand sich schon 1713 im kaiserl. Heere in Polen und wurde 1714 Kapitän. Als Freiwilliger trat er später in dän., 1716 aber wieder in kaiserl. Dienste, in denen er sich in der Schlacht bei Peterwardein und bei den Belagerungen von Temesvár und Belgrad auszeichnete. Dann nahm er in Sardinien und Sicilien an den Schlachten des Krieges von 1718 bis 1721 teil. Später trat er in die Dienste des Könige August von Polen, der ihn zum Feldmarschall und Generalinspektor der sächs. Infanterie ernannte. 1733 zeichnete er sich durch seine Verteidigung Krakaus gegen die aufständischen Polen aus und befehligte 1734 und 1735 die sächs. Truppen am Rhein. Nachdem er sodann in russ. Dienste getreten war, zeichnete er sich in der Krim und Ukraine aus, schlug 1739 die Türken bei Chotin und focht 1741-43 in Finland mit Auszeichnung gegen die Schweden. Danach zog ihn Ludwig XV. in seine Dienste. Er wurde 1743 Generallieutenant und zeichnete sich 1744 bei der Belagerung von Menin, Ypern und Freiburg aus. 1745 befehligte er das Reservekorps in der Schlacht bei Fontenoi, eroberte darauf Gent, Oudenaarde, Ostende und Nieuport und nahm im folgenden Jahre L'Ecluse, Sas-de-Gand und mehrere andere Festungen im holländ. Flandern. Die Festung Bergen-op-Zoom, die für uneinnehmbar galt, eroberte er 6. Sept. 1747 mit Sturm und empfing dafür den Marschallsstab; darauf eroberte er 7. Mai 1748 Maastricht. E starb 27. Mai 1755 zu Paris.

Löwengesellschaft (lat. societas leonina), s. Gesellschaft.

Löwengolf, s. Lion, Golf du.

Löwengroschen, s. Fürstengroschen.

Löwenhaupt, Adam Ludwig, Graf, schwed. General, s. Lewenhaupt.

Löwenklau, Pflanze, soviel wie Bärenklau, s. Heracleum.

Löwenmaul, Pflanze, s. Antirrhinum. - Über gelbes L. s. Linaria.

Löwenorden. Der Orden vom Zähringer Löwen, vom Großherzog Karl Ludwig Friedrich von Baden 26. Dez. 1812 gestiftet und 24. April 1877 neu eingerichtet, hat sechs Klassen: Ritter des Ordens Bertholds I., Großkreuze, Commandeure erster und zweiter Klasse und Ritter erster und zweiter Klasse. Der Orden Bertholds I., 1877 als höchste Klasse hinzugefügt, besteht in einem weiß emaillierten gekrönten Großkreuz; der rote Mittelschild trägt die Inschrift "F. W. L" mit Königskrone, auf dem Revers die Herzogskrone in Gold auf rotem Grund. Dazu kommt ein achtstrahliger Goldstern mit geharnischtem Herzog zu Pferd im roten Mittelschild und der Devise "Gerechtigkeit ist Macht" in weißem Ring. Das Band ist rot mit goldener Einfassung. Der Orden für die andern fünf Klassen besteht in einem durch goldene Spangen zusammengehaltenen