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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Lübben (Heinr. Aug.) - Lübeck

unter 265 Katholiken und 80 Israeliten), in Garnison das brandenb. Jägerbataillon Nr. 3, Postamt erster Klasse, Telegraph, Reste der alten Stadtmauer, 4 Kirchen, Synagoge, Schloß, Ständehaus, Realprogymnasium, höhere Mädchenschule, Hebammeninstitut, Kreiskrankenhaus, Idiotenanstalt, Sparkasse, Vorschußverein; Trikot-, Pappen-, Cigarren -, Schuhwarenfabrikation, Holzschnitzerei, Sägewerke, Mühlen und Landesproduktenhandel.

^[Abb.]

Lübben, Heinr. Aug., Sprachforscher, geb. 21. Jan. 1818 zu Hooksiel im Amte Jever, studierte 1838-41 zu Jena, Leipzig und Berlin, war 1844-75 Lehrer in Oldenburg, 1877 Vorstand der Landesbibliothek in Oldenburg und starb daselbst 15. März 1884. Sein Hauptwerk ist das "Mittelniederdeutsche Wörterbuch" (6 Bde., Brem. 1871-81), das er mit Karl Schiller in Schwerin bearbeitete. Seit 1877 redigierte er das "Jahrbuch des Vereins für niederdeutsche Sprachforschung" (Bremen). - Vgl. den Nekrolog im 9. Bande dieses Jahrbuchs.

Lübbenau, wend. Lubnjow, Stadt im Kreis Calau des preuß. Reg.-Bez. Frankfurt, zwischen mehrern Armen der Spree, am Spreewalde und an den Linien Berlin-Görlitz und L.-Kamenz (71,4 km) der Preuß. Staatsbahnen, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Cottbus), hat (1895) 3812 (1890: 3753) E., darunter 46 Katholiken, Postamt zweiter Klasse, Telegraph, ein gräfl. Lynarsches Schloß mit Bibliothek und Gemäldesammlung; bedeutenden Garten- und Gemüsebau sowie Handel mit Sämereien und Gartengewächsen. - Vgl. Fahlisch, Geschichte der Spreewaldstadt L. (Lübbenau 1877).

Lübbensteine, s. Helmstedt.

Lübbertsfehn, s. Tabelle zum Artikel Fehn- und Moorkolonien (Bd. 6, S. 629).

Lübbesee, Großer, See in der preuß. Provinz Pommern, südöstlich von Dramburg, erstreckt sich 14 km weit nach SO. und wird von der Drage (s. d.) durchflossen.

Lubbock (spr. löbb-), Sir John, engl. Naturforscher, Archäolog und Politiker, geb. 30. April 1834 zu London, trat in das Bankgeschäft seines Vaters, wurde 1870 für Maidstone als liberales Mitglied in das Parlament gewählt, wo er seit 1880 die Universität London vertritt, an der er früher als Vicekanzler fungierte. Er gehört jetzt zu den Unionisten. Er ist Mitglied des London County Council, dessen zweiter Präsident er war. (S. auch Bankfeiertage.) Er ist Präsident mehrerer gelehrter Gesellschaften. Seine Hauptverdienste gründen sich auf seine naturwissenschaftlichen Schriften, in denen er als einer der hervorragendsten Anhänger Darwins erscheint. Außer zahlreichen Abhandlungen in Zeitschriften, in welchen er seine Untersuchungen und Entdeckungen über die Entwicklung und den Bau der niedern Tiere, über die Befruchtung der Pflanzen durch den Besuch der Insekten, über Pfahlbauten, über die Kjökkenmöddinger an der dän. Küste u. s. w. veröffentlichte, schrieb er namentlich "Prehistoric times, as illustrated by ancient remains, and the manners and customs of modern savages" (Lond. 1865; deutsch von Passow, 2 Bde., Jena 1873-74), "Monograph of the Thysanura and Collembola" (in den Schriften der Royal Society, Lond. 1871), "The origin and metamorphosis of insects" (ebd. 1873; deutsch von Schlösser, Jena 1876), "On British wild flowers, considered in their relation to insects" (Lond. 1875; deutsch von Passow, Berl. 1877), "Ants, bees and wasps" (Lond. 1882; deutsch Lpz. 1883), "On the senses, instincts, and intelligence of animals" (Lond. 1888; deutsch von Marshall, Lpz. 1889), und als sein Hauptwerk "The origin of civilization and the primitive condition of man" (Lond. 1870; 5. Aufl. 1890; deutsch von Passow, Jena 1875); ferner "The pleasures of life" (Lond. 1887 u. ö.; deutsch von M. zur Megede, 3. Aufl., Berl. 1891), "Contribution to our knowledge of seedlings" (2 Bde., Lond. 1892) und "The beauties of nature" (ebd. 1892). Seine kleinern Schriften gab L. gesammelt heraus in "Addresses, political and educational" (Lond. 1879), "Scientific lectures" (ebd. 1879) und "Fifty years of science" (ebd. 1882).

Lübeck, ein zum Großherzogtum Oldenburg gehöriges Fürstentum, 150 km nordöstlich vom Hauptlande entfernt, wird vom preuß. Reg.-Bez. Schleswig und dem Gebiet der Freien und Hansestadt L. umschlossen und im O. von der Ostsee begrenzt und hat 541,23 qkm und (1890) 34 718 (17 125 männl., 17 593 weibl.) E., darunter 262 Katholiken und 22 Israeliten. Die Bevölkerung ist niedersächs. Stammes. Das Land bildet eine fruchtbare, von Hügelketten, Seen, von denen der Ukleisee der berühmteste ist, und Wäldern durchzogene Ebene. (S. Karte: Hannover, Schleswig-Holstein, Braunschweig und Oldenburg.) Das Fürstentum zerfällt in die Amtsgerichtsbezirke Eutin, Schwartau und Ahrensböck und nimmt nach dem Staatsgrundgesetze von 1852 an dem Landtage des Großherzogtums Oldenburg teil, neben dem der Provinzialrat des Fürstentums nur eine gutachtliche Wirksamkeit hat. Hauptstadt des Landes und Sitz der Regierung ist Eutin.

Das Fürstentum ist ursprünglich entstanden aus den Gütern, welche das von Herzog Heinrich dem Löwen 1163 aus Oldenburg in Holstein nach der neu aufblühenden Stadt L. übertragene wagrische Bistum sowie das Domkapitel zu L. und das 1309 gestiftete Kollegiatstift zu Eutin im östl. Holstein (Wagrien) besaßen. Dieselben blieben unter holstein. Landeshoheit, bis Bischof Eberhard von Holle (1561-86), der hier das luth. Glaubensbekenntnis durchführte, für diese Besitzungen die Reichsunmittelbarkeit beanspruchte. Der Anspruch wurde um so leichter durchgesetzt, da seit 1586 fortwährend Mitglieder des schlesw.-holstein-gottorpischen Fürstenhauses auf dem bischöfl. Stuhle saßen. Im Westfälischen Frieden 1648 ward L. als ein reichsunmittelbares luth. Bistum anerkannt, durch den Reichsdeputationshauptschluß 1803 aber säkularisiert und dem damaligen Fürstbischof Peter Friedrich Ludwig als erbliches Fürstentum übertragen. Nur der bischöfl. Hof und die Domkapitelsgebäude zu L. nebst einigen Besitzungen innerhalb des Stadtgebietes fielen 1804 an die Freie und Hansestadt L. Seit 1823, wo der Fürst Peter Friedrich Ludwig auf dem oldenb. Thron folgte, gehört das Fürstentum L. zu Oldenburg. Laut Vertrag mit Dänemark fand 1843 ein Austausch von Enklaven statt, und durch die Gebietsabtretung seitens Preußens 1867 gestaltete sich das früher sehr zerstückelte Fürstentum L. Zu einem abgerundeten Ganzen.

Lübeck. 1) Freie und Hansestadt, Bundesstaat des Deutschen Reichs, hat 298,7 qkm und umfaßt