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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Lübecker Bucht - Lüden

stellung des Elbe-Trave-Kanals zu erwarten. Schifffahrtsverkehr im J. 1895:

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Fahrtrichtung Seeschiffe in Ballast Seeschiffe beladen

Flußschiffe leer Flußschiffe beladen

Stück Reg.-Tons Stück Reg.-Tons Stück cbm Raumgehalt Stück Tonnen

Angekomm. 117 19 033 2199 466 114 188 22 013 1611 88 315

Abgegangen 599 139 011 1717 344 263 1344 166 776 452 45 920

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Die Gesamtwareneinfuhr hatte 1895 mit Ausschluß der Kontanten einen Wert von 300,9 Mill. M. (davon seewärts 65,9 Mill. M.), die Ausfuhr von 243,5 und 136,3 Mill. M. Die Handelsflotte zählte (1895) 4 Segelschiffe mit 1959 und 29 Dampfer mit 10 476 Registertons. Der Handel wird unterstützt durch eine Handelskammer, Reichsbankstelle, zwei Banken, eine Gewerbebank und einen Vorschuß- und Sparverein. Die Deutsche Lebensversicherungsgesellschaft (1828, ältestes deutsches Institut) hat ihren Sitz in L.

Geschichte. L. wurde 1143 durch den Grafen Adolf II. vou Holstein-Schauenburg gegründet, nachdem das alte, etwas weiter nördlich gelegene L., das zuerst unter dem Wendenfürst Gottschalk (1043-66) erwähnt wird, 1138 von den Rugianern zerstört worden war. Graf Adolf mußte 1158 die Stadt an Heinrich den Löwen, Herzog von Sachsen, abtreten, der 1163 das oldenb. Bistum hierher verlegte. Infolge der Achtserklärung des Herzogs wurde sie 1181 kaiserlich und mit Privilegien begabt, welche die Dänen, in deren Gewalt sie 1201 fiel, bestätigten. Als die nordalbingischen Lande sich befreiten, unterstellte sich die Stadt dem Kaiser Friedrich II., der sie 1226 für alle Zeiten zu einer Freien Reichsstadt erklärte. Als solche behauptete sie sich gegen die Dänen in der Schlacht bei Bornhöved 22. Juli 1227. Der blühende Handel vereinigte die Stadt bald mit andern Städten Norddeutschlands zu der großen Hansa (s. d.) deutscher Kaufleute, deren Angelegenheiten sie seit dem Anfang des 14. Jahrh. mit Umsicht und Erfolg leitete. Nach Auflösung der Kalmarischen Union (1524), wobei L. unter der Leitung seines thatkräftigen und kühnen Bürgermeisters Nikolaus Brömse einen wesentlichen Anteil an der Neugestaltung der Dinge im europ. Norden nahm, begann der Verfall der Hansa und damit der Rückschritt L.s, zu welchem die innern Kämpfe der prot.-demokratischen Partei unter Jürgen Wullenwever (s. d.) gegen die kath.-aristokratische unter dem Bürgermeister Brömse viel beitrugen. Nach dem Dreißigjährigen Kriege, während dessen 22. Mai 1629 der Friede des Kaisers mit dem König Christian von Dänemark zu L. abgeschlossen wurde, verlor die Stadt den letzten Rest ihrer frühern polit. Bedeutung. Die vorübergehende Besetzung L.s durch die Dänen 1801 blieb ohne Folgen; durch Reichsdeputationshauptschluß vom 25. Febr. 1803 wurde den Hansestädten Neutralität bei allen Reichskriegen zugesichert. Am 5. Nov. 1806 warf sich Blücher mit etwa 22 000 Mann Preußen in die Stadt, allein schon am folgenden Tage wurde sie von den Franzosen genommen. L. wurde im Dez. 1810 dem franz. Kaiserreich einverleibt. Handel und Verkehr waren inzwischen gänzlich gelähmt, der frühere Wohlstand erschüttert worden. Im Frühjahr 1813, als die Franzosen beim Anrücken eines russ. Korps die Stadt verlassen hatten, erhob sie die Waffen gegen Frankreich. Nachdem sie 1813 noch einmal in die Hände der Franzosen gefallen war, welche sie durch Kontributionen und Requisitionen vollends erschöpften, wurde sie 5. Dez. 1813 durch das Anrücken der Schweden befreit. Durch den Frieden erhielt sie ihre Selbständigkeit und wurde Mitglied des Deutschen Bundes. Am 2. Juli 1866 erklärte die Stadt ihre Bereitwilligkeit zum Beitritt zum Norddeutschen Bunde, und 11. Aug. 1868 trat sie dem Zollverein bei.

Vgl. J. R. Becker, Geschichte der Stadt L. (2 Bde., Lüb. 1782-84); Behrens, Topographie und Statistik von L. und dem Amte Bergedorf (2 Bde., ebd. 1829 -39; 2. Aufl. 1856); Urkundenbuch der Stadt L. (9 Bde., ebd. 1843-93); Deecke, Geschichte der Stadt L. (Buch 1, ebd. 1844); ders., Die Freie und Hansestadt L. (4. Aufl., ebd. 1881); Pauli, Lübeckische Zustände im Mittelalter (2 Bde., ebd. 1847-72); Waitz, L. unter Jürgen Wullenwever (3 Bde., Berl. 1855-56); Klug, Geschichte L.s während der Vereinigung mit dem franz. Kaiserreich (Lüb. 1857); Seelig, Ostholstein (11. Aufl., Hamb. 1896); M. Hoffmann, Geschichte der Freien und Hansestadt L. (2 Bde., Lüb. 1889-92); Die Freie und Hansestadt L. Ein Beitrag zur deutschen Landeskunde, hg. von der Geographischen Gesellschaft in L. (Abteil. 1, ebd. 1890); Urkundenbuch der Stadt L. (9 Bde., ebd. 1891); Rehme, Das Lübecker Oberstadtbuch (Hannov. 1895); die Schriften des Statistischen Amtes und des Vereins für die Geschichte L.s.

Lübecker Bucht, s. Neustädter Bucht.

Lübecker Spiel, s. Kegelspiel.

Lüben. 1) Kreis im preuß. Reg.-Bez. Liegnitz, hat 630,08 qkm und (1890) 33 029, 1895: 32 034 (15 365 männl., 16 669 weibl.) E., 2 Städte, 60 Landgemeinden und 64 Gutsbezirke. - 2) Kreisstadt im Kreis L., an der Linie Camenz-Raudten der Preuß. Staatsbahnen, Sitz des Landratsamtes und eines Amtsgerichts (Landgericht Liegnitz), hat (1895) 6049 (1890: 6131) E., darunter 860 Katholiken und 28 Israeliten, in Garnison das Dragonerregiment von Bredow Nr. 4, Postamt erster Klasse, Telegraph; Tuchfabrikation, Wollspinnerei, Maschinen-, Zucker- und Sattelfabriken, Dampfsägemühlen und Getreidehandel.

Lüben, August,Schulmann und pädagog. Schriftsteller, geb. 28. Jan. 1804 zu Golzow bei Cüstrin, wirkte als Lehrer zu Weißenfels, Alsleben, Aschersleben, wo er Rektor wurde, und Merseburg, von 1859 ab als Seminardirektor in Bremen, wo er 27. Okt. 1873 starb. In seiner "Anweisung zu einem methodischen Unterricht in der Pflanzenkunde" (Lpz. 1832; 6. Aufl., Halle 1879) sowie in der "Tierkunde und Anthropologie" (Berl. 1836; 3. und 4. Kursus davon in 2. Aufl., bearbeitet von Helm, Lpz. 1879-87) ging er zuerst von einzelnen Repräsentanten aus, statt vom System. Auch gab er Abbildungen der "Hauptformen der äußern Pflanzenorgane" (Lpz. 1846; 2. Aufl. 1872) heraus. Ferner erschienen "Auswahl charakteristischer Dichtungen und Prosastücke zur Einführung in die deutsche Litteratur" (6. Aufl., bearbeitet von Huth, Lpz. 1888), "Ergebnisse des grammatischen Unterrichts" (13. Aufl., von Huth, ebd. 1888), "Lesebuch für Bürgerschulen", von L. und Nacke (6 Tle., ebd., in vielen Auflagen erschienen). Längere Zeit gab er den "Pädagog. Jahresbericht" und den "Praktischen Schulmann" heraus. - Vgl. A. L., sein Leben und seine Schriften, von ihm selbst beschrieben (Lpz. 1874).