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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Ludwig (Prinz von Bayern) - Ludwig (der Ältere, Markgraf von Brandenburg)

Civilliste geriet der König in Schulden, die mit der immer deutlicher zu Tage tretenden geistigen Überspanntheit wuchsen. 1886 betrug diese Schuld 13½ Mill. M. Der König forderte die Minister auf, den Landtag zur Übernahme derselben zu bewegen. Am 5. Mai teilten die Minister dem Könige schriftlich (seit Jahren wurde der Verkehr zwischen König und Ministern nur so geführt) mit, daß seinem Ansinnen nicht willfahrt werden könne. Die Verhältnisse drängten sie endlich zum Widerstande. Die Aufregung des Königs steigerte sich furchtbar. Am 4. Juni endlich erhielt Obermedizinalrat von Gudden (s. d.) den Auftrag, den König in Hohenschwangau zu beobachten. Schon nach drei Tagen gaben er und drei weitere eidlich vernommene Irrenärzte das Gutachten ab: der König sei in sehr weit vorgeschrittenem Grade seelengestört, leide schon seit vielen Jahren an Paranoia (Verrücktheit); dadurch sei seine freie Willensmeinung vollständig ausgeschlossen und er dauernd an der Ausübung der Regierung verhindert. Darauf übernahm Prinz Luitpold 10. Juni die Regentschaft; an dem gleichen Tage war eine Staatskommission mit Ärzten und Dienern in Schwanstein bei Hohenschwaugau angelangt, die dem Könige seine Absetzung mitteilen und ihn der Behandlung der Irrenärzte übergeben sollte. L. hatte Nachricht von den Vorgängen erhalten und den Gendarmen seine Verteidigung anbefohlen. Diese verweigerten der Staatskommission den Eintritt ins Schloß, worauf dieselbe sich nach Hohenschwangau zurückzog. Bald darauf wurden die Kommissare auf Befehl des Königs verhaftet. Es gelang ihnen jedoch, ein Telegramm nach München zu senden; umgehend erhielt der Bezirksamtmann von Füssen von seiten der neuen Regentschaft aufklärende Nachricht, und die Kommissare konnten ihr Gefängnis verlassen. Die Regentschaft beschloß, den kranken König in Schloß Berg am Starnberger See zu internieren. Am 12. Juni erfolgte die Abreise; der König, der in der Zwischenzeit wiederholt von Selbstmordversuchen nur mit Mühe zurückgehalten worden war, wurde von Dr. Gudden, Assistenzarzt Fr. Müller und mehrern Pflegern begleitet. Am Pfingstsonntag, 13. Juni, machte der König, der scheinbar völlig gelassen war, vormittags mit Dr. Gudden einen Spaziergang in dem gegen den See hin offenen Park. Abends 6 Uhr wurde der Spaziergang wiederholt; ein Pfleger wollte sich vorschriftsgemäß anschließen, wurde aber von Dr. Gudden selbst zurückgeschickt. Als die Spaziergänger nach Ablauf von mehrern Stunden nicht zurückgekehrt waren, durchsuchte die Dienerschaft den Park und sah auf den Wellen des Sees die zwei Leichen treiben. Aus dem Augenscheinprotokoll der Gerichtskommission geht mit Sicherheit nur so viel hervor, daß vor der Katastrophe zwischen den zwei ungewöhnlich starken Männern ein heißer Ringkampf stattgefunden haben muß; nur als wahrscheinlich kann bezeichnet werden, daß der König selbst den Tod gesucht und den Arzt, der ihn zurückhalten wollte, mit sich in die Wellen gezogen hat. Das Sektionsprotokoll ergab die volle Bestätigung des ärztlichen Gutachtens. Am 19. Juni wurde die Leiche des Königs in der Gruft der Michaelshofkirche zu München beigesetzt. Den königl. Titel erhielt nach L.s Tode Prinz Otto (s. d.), in dessen Namen Prinz Luitpold die Regentschaft führt. - Vgl. Lampert, L. II., König von Bayern (Münch. 1890); Heigel, König L. II. von Bayern (Stuttg. 1893).

Ludwig, Prinz von Bayern, ältester Sohn des Prinz-Regenten Luitpold, geb. 7. Jan. 1845, General der Infanterie, vermählte sich 20. Febr. 1868 mit Erzherzogin Marie Theresia von Österreich-Este. In der Reichsratskammer und bei andern öffentlichen Gelegenheiten hat sich L. vielfach als schlagfertigen und sachkundigen Redner gezeigt. Besonders bethätigte er sein Interesse an dem Gedeihen der Landwirtschaft und an dem Ausbau des Kanalsystems, sowie an der Hebung der deutschen Fluß- und Kanalschiffahrt. Im Herbst 1893 nahm er an den großen Manövern im Reichslande teil. Im Frühjahr 1896 befand er sich zur Teilnahme an den Feierlichkeiten anläßlich der Krönung des russ. Kaiserpaares in Moskau. Hier erregte eine Rede Aufsehen, welche er bei Gelegenheit des Stiftungsfestes des Vereins deutscher Reichsangehöriger daselbst hielt und worin er nach einem Trinkspruch des Vorsitzenden auf den Prinzen Heinrich von Preußen und alle Fürsten, die im Gefolge dieses Vertreters des Deutschen Kaisers erschienen seien, gegen den Ausdruck "Gefolge" Protest einlegte, da die deutschen Fürsten nicht Gefolge, nicht Vasallen, sondern Verbündete des Deutschen Kaisers seien. Von seinen 12 Kindern ist der älteste Prinz Rupprecht, geb. 18. Mai 1869. Er wurde 18. Mai 1889 für großjährig erklärt, trat als Sekondelieutenant in die 1. Compagnie des Infanterie-Leibregiments ein und studierte 1890 in Berlin. 1894 bekleidete er den Rang eines Rittmeisters im 1. schweren Reiterregiment, 1895 den eines Hauptmanns im Infanterie-Leibregiment. Er ist Großprior des Ordens vom heil. Georg.

Ludwig der Ältere, Markgraf von Brandenburg (1323-51) und Herzog von Bayern (1347-61), geb. 1315, ältester Sohn Kaiser Ludwigs IV., erhielt 1323 die Mark Brandenburg, trat aber erst 1330 seine selbständige Regierung des Landes an. Die Feindschaft der Mecklenburger, Pommern, Polen und der böhm. Luxemburger überwand er zwar, überließ dann aber die Mark fast völlig seinen Statthaltern, besonders als ihm 1342 sein Vater die Hand der Erbin von Tirol, Margarete Maultasch, verschaffte. Wegen der Verfeindung mit den Luxemburgern suchte L. nach dem Tode seines Vaters die Erhebung Karls IV. von Böhmen zum röm. Könige auf alle Weise zu hindern und trug dazu bei, daß demselben Günther von Schwarzburg als Gegenkönig entgegengestellt wurde, während Karl durch den Falschen Waldemar, einen angeblichen Sproß des askanischen Hauses, den größten Teil von Brandenburg zum Abfall von L. brachte. Als Günther abdankte, hielt L. es für besser, sich Karl 1349 zu unterwerfen und dadurch die Mark zu retten. Aber es bedurfte noch langer Kämpfe, ehe der Anhang des falschen Waldemar niedergeworfen war, und L. schloß deshalb mit seinem Bruder Ludwig dem Römer den Vertrag zu Luckau 1351, wodurch er diesem und dem jüngsten Bruder Otto Brandenburg ganz überließ und sich mit Bayern und Tirol begnügte. Auch hier hatte L. noch wiederholt gegen die Feindschaft Kaiser Karls IV. zu kämpfen. Erst 1359 wurde L.s Ehe mit Margarete bestätigt. Er starb 18. Sept. 1361. - Vgl. von Freyberg, Beurkundete Geschichte Herzogs L. von Brandenburg (in den "Abhandlungen der hlstor. Klasse der Bayrischen Akademie", II, Münch. 1837); A. Huber, Geschichte der Vereinigung Tirols mit Österreich (Innsbr. 1864); Riezler, Geschichte Bayerns, Bd. 2, 3 (Gotha 1880-89).