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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Ludwig

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Ludwig XIII. (König von Frankreich) - Ludwig XIV. (König von Frankreich)

wegraffte. - Vgl. Lettres du roi Louis XII et du cardinal Georges d'Amboise (4 Bde., Brüss. 1712); Maulde de la Clavière, Procédures politiques du règne de Louis XII (Par. 1886); ders., Histoire de Louis XII (Abteil. 1, 3 Bde., ebd. 1890-91).

Ludwig XIII., König von Frankreich (1610-43), geb. 27. Sept. 1601 in Fontainebleau als der Sohn Heinrichs IV. (s. d.) und der Maria von Medici (s. d.), bestieg nach der Ermordung seines Vaters (14. Mai 1610) den Thron. Seine Mutter, die mit der Vormundschaft auch die Regentschaft an sich riß, verließ sogleich das polit. System ihres Gemahls, verband sich mit Spanien und verlobte den König mit der Infantin Anna und ihre Tochter Elisabeth mit dem Prinzen von Asturien (1612). Diese Politik erregte die Besorgnisse der Hugenotten. Die Großen, auf die ständische Reaktion, die von Heinrich IV. bezwungen war, zurückgreifend, verließen den Hof und rüsteten sich zum Kriege. Nachdem der Hof 5. Mai 1614 zu St. Menehould mit ihnen Frieden geschlossen hatte, bestätigte der König bei seiner Mündigkeitserklärung im September das Edikt von Nantes und berief im Oktober die versprochene Reichsversammlung, die aber erfolglos auseinander ging. Gegen die großen Herren vertrat am Hofe der Günstling Marias, Concini, Marschall d'Ancre (s. d.), das Königtum und seine Unumschränktheit. Der Prinz Heinrich II. von Condé zog deshalb wieder Truppen zusammen. Da auch die Hugenotten, in polit. Mißbrauch ihrer Sonderstellung, auf die Seite der Großen traten, so suchte die Regierung, nachdem sich der König 25. Nov. 1615 zu Bordeaux mit Anna von Österreich vermählt hatte, die Parteien durch den 4. Mai 1616 zu Loudun geschlossenen Vertrag zu beschwichtigen. Doch blieb der Hof der Schauplatz von Kabalen. Am 1. Sept. 1616 ließ sogar Concini den Prinzen Condé in die Bastille bringen; doch stürzte ihn selber, mit Hilfe seines Günstlings Luynes (s. d.), der junge König. Mit Vorwissen des Königs wurde Concini 14. April 1617 niedergeschossen, die Königin-Mutter in Haft genommen, Luynes wurde zum Pair und Herzog erhoben, und ein königl. Heer zwang die Anhänger der Königin-Mutter zur Unterwerfung; auch gegen die Protestanten wandte man sich; auf eine neue Erhebung hin verloren sie 1622 fast sämtliche Sicherheitsplätze (s. Hugenotten, Bd. 9, S. 401). Eine ultramontane Regierung folgte auf den 1621 gestorbenen Luynes, die in dem ausbrechenden polit.-religiösen Weltkriege (s. Dreißigjähriger Krieg) Frankreichs Interessen schlecht wahrnahm.

Eine neue Epoche in der Regierung L.s begann nach längern Schwankungen erst 1624, als Richelieu (s. d.) in das Ministerium trat und bald die Leitung der Geschäfte, die Herrschaft über den König wie über den Staat ergriff. Im Innern wurden die Hugenotten durch die Wegnahme von La Rochelle bezwungen; in Italien wurde dem franz. Hause Nevers die Erbfolge in Mantua durch den Mantuanischen Erbfolgekrieg (1628-31) gesichert; im Dreißigjährigen Kriege griff Frankreich immer tiefer und erfolgreicher gegen Habsburg ein; Spanien wurde in den Niederlanden und in Spanien selbst angegriffen. Die einheimische Opposition erlag währenddes dem Königtum immer vollständiger. L.s Verdienst ist, daß er allen Machinationen, die Richelieu von den Prinzen, den Seigneurs und vor allem von der Königin-Mutter drohten, die Spitze abbrach und sich zu dem Minister hielt, der die Größe seines Hauses und Frankreichs wollte. So ließ er Richelieu freie Hand gegen seinen Bruder, den Herzog Gaston von Orléans, bei der Verschwörung 1631, der Rebellion 1632; die eigene Mutter opferte er dem Kardinal; eine höhere persönliche Rolle hat man L. mit Unrecht zuzuschreiben gesucht. An Richelieus Stelle trat Ende 1642 dessen Schüler Mazarin; 14. Mai 1643 starb L. selbst. Seine Söhne waren Ludwig XIV. und Philipp, Stammvater des heutigen Hauses Orléans (s. d.). 1829 wurde ihm zu Paris an Stelle eines 1639 von Richelieu errichteten, 1792 zerstörten Standbildes ein Reiterstandbild gesetzt. - Vgl. A. Bazin, Histoire de France sous Louis XIII (4 Bde., 2. Aufl., Par. 1846); Topin, Louis XIII et Richelieu (ebd. 1876); B. Zeller, La minorité de Louis XIII, 1610-12 (ebd. 1892).

Ludwig XIV. (le Grand), König von Frankreich (1643-1715), wurde 5. Sept. 1638 als der Sohn Ludwigs XIII. und Annas von Österreich in St. Germain-en-Laye geboren. Mit dem Tode seines Vaters riß die Mutter die Regentschaft an sich und erhob Mazarin (s. d.) zu ihrem Minister. Noch während der Unterhandlung des Westfälischen Friedens begannen die mit dem Parlament verbundenen, von Spanien unterstützten Großen die Unruhen der Fronde (s. d.), die erst mit der Unterwerfung Condés und dem Pyrenäischen Frieden 1659 völlig endeten. Unter diesen innern Eindrücken wuchs L. heran; der Friede bezeichnete nach außen die endgültige Verdrängung Spaniens durch Frankreich. Seine weitere Folge war L.s Vermählung mit der Infantin Maria Theresia, 9. Juni 1660. Damals erregte der junge, den Frauen und üppigen Festen ergebene, in Erziehung und Bildung verwahrloste König keine großen Erwartungen. Aber kaum war Mazarin gestorben (9. März 1661), so trat er selbständig als Lenker seines Staates auf. Wohl zog auch er die Kräfte heran, welche die Regierung hielten, die Colbert, Vauban, die Le Telliers, Lionne; aber einen Minister-Regenten, wie Richelieu und Mazarin, duldete er nicht mehr, vielmehr war er selbst der Erbe der beiden Kardinäle, und zwar steigerte er die Lehre von der königl. Allmacht zum halbreligiösen Dogma, das seinen Ausdruck fand in dem, wenn nicht ganz sicher gesprochenen, so doch durchaus charakteristischen Wort L'état c'est moi. L. bemühte sich ehrlich, diese Selbstvergötterung durch Erfüllung höchster Königspflichten zu rechtfertigen. Die Wohlfahrtspolitik des franz. Königtums, einheitliche Staatsbildung, Förderung des arbeitenden Volks, des Gewerbes und Handels, führte in den zwei ersten Jahrzehnten der große Colbert auf ihren Gipfelpunkt, das Heer ordnete Louvois im Sinne der Einheitlichkeit und Kraft, und L. machte alsbald diese Macht in der europ. Politik geltend. Nach dem Tode Philipps IV. von Spanien erhob er Ansprüche auf einen Teil der span. Niederlande und behauptete sie in dem sog. Devolutionskriege (s. d.). Der am 2. Mai 1668 geschlossene Aachener Friede (s. d.) ließ Französisch-Flandern und eine Reihe Grenzplätze in seinen Händen.

Die Niederlande hatten sich L. jetzt zum leidenschaftlichsten Feind gemacht. Gegensätze der äußern Politik, der Staatsanschauung, des Handelsinteresses trieben ihn gegen sie; meisterhaft wußte sein Minister Lionne sie 1668-71 zu isolieren. Nachdem L. 1670 dem Verbündeten der Generalstaaten, Herzog Karl IV. von Lothringen, das Land entrissen hatte, drang er im Mai 1672 mit Condé und