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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Ludwig I. (König von Ungarn) - Ludwig (Karl)

gesprochen worden ist. Er war auch durchaus nicht mönchisch gesinnt, und die kirchlichen Überschwenglichkeiten seiner Gattin, Elisabeth (s. d.) der Heiligen von Ungarn, traten erst nach seinem Tode hervor. - Vgl. Wenck, Die Entstehung der Reinhardsbrunner Geschichtsbücher (Halle 1878); Bernecker, Beiträge zur Chronologie der Regierung L.s des Heiligen (Dissertation, Königsb. 1880).

Ludwig I., der Große, König von Ungarn und Polen (1342-82), geb. 1326 als Sohn Karl Roberts (s. d.), hob während seiner 40jährigen Regierung die innern und äußern Verhältnisse Ungarns, stürzte das Land aber auch in kostspielige Kriege, namentlich mit Venedig und Neapel, wo sein Bruder Andreas mit Wissen von dessen Gemahlin Johanna I. (s. d.) ermordet war. In Bundesgenossenschaft mit seinem mütterlichen Oheim, dem König Kasimir von Polen, führte er Kriege gegen die Litauer. Die Venetianer mußten ihm nach mehrjährigen Kriegen 1358 Dalmatien wieder abtreten, ja nach einem zweiten Kriege sogar Tribut zahlen. Die Moldau, Walachei, Bosnien, Serbien und das westl. Bulgarien wurden zur Anerkennung seiner Oberhoheit gezwungen, ohne daß sich freilich diese überall auf die Dauer aufrecht erhalten ließ. Nach dem Tode des poln. Königs Kasimir (1370) wurde L. auch zum Könige von Polen erhoben. Er starb 11. Sept. 1382 in Tyrnau. Ihm folgte in Ungarn seine Tochter Maria (s. d.), die Gemahlin des spätern Kaisers Sigismund, in Polen seine jüngere Tochter Hedwig (s. d.), die sich mit Jagello von Litauen vermählte.

Ludwig II., König von Ungarn und Böhmen (1516-26), geb. 1. Juli 1506, Sohn Wladislaws II., vermählte sich 1522 mit Maria von Österreich, einer Tochter Philipps des Schönen von Castilien. Nach einer von Parteikämpfen erfüllten Regierung zog L. 1526 gegen Sultan Suleiman den Prächtigen aus und wurde 29. Aug. 1526 bei Mohacs völlig geschlagen. L. rettete sich mit zwei Begleitern aus der Schlacht, ertrank aber auf der Flucht. Da er kinderlos starb, fielen seine Reiche an den Gemahl seiner Schwester Anna, den spätern Kaiser Ferdinand I.

Ludwig, Alfred, Sanskritist und vergleichender Sprachforscher, geb. 9. Okt. 1832 zu Wien, studierte daselbst und in Berlin, habilitierte sich 1858 an der Wiener Universität und wurde 1860 außerord., 1871 ord. Professor für klassische Philologie und Sprachvergleichung in Prag. L.s Anschauungen auf dem Gebiete der Sprachwissenschaft und der ind. Altertumskunde laufen in grundlegenden Punkten den herrschenden Theorien zuwider. L. veröffentlichte: "Die Entstehung der a-Deklination" (in den "Sitzungsberichten" der Wiener Akademie, 1867), "Der Infinitiv im Veda" (Prag 1871), "Agglutination oder Adaption?".(ebd. 1873), "Die philos. und religiösen Anschauungen des Veda" (ebd. 1875), "Der Rigveda oder die heiligen Hymnen der Brahmana" (6 Bde., ebd. 1876-88), sein Hauptwerk; ferner "Über die Kritik des Rigvedatextes" (ebd. 1889), "Über die Methode bei Interpretation des Rigveda" (ebd. 1890) und zahlreiche kleinere Arbeiten, namentlich in den "Sitzungsberichten" und "Abhandlungen" der königl. Böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften.

Ludwig, Hubert Jakob, Zoolog, geb. 22. März 1852 in Trier, studierte in Würzburg, war dann Assistent am Zoologischen Institut der Universität Göttingen und seit 1875 zugleich Privatdocent. 1878 wurde er Direktor der städtischen Sammlungen für Naturgeschichte und Ethnographie in Bremen, 1881 ord. Professor der Zoologie und vergleichenden Anatomie sowie Direktor des Zoologischen Instituts in Gießen, 1887 in Bonn. Außer zahlreichen Abhandlungen namentlich über Echinodermen (zum Teil gesammelt in den "Morpholog. Studien an Echinodermen", Lpz. 1877-82) schrieb L.: "Die Eibildung im Tierreiche" (Würzb. 1874), "Wirbeltiere Deutschlands" (Hannov. 1884). 1884-86 erschien von ihm eine völlige Umarbeitung von "Leunis, Synopsis der Zoologie" (3. Aufl., 2 Bde., Hannover). Weiter bearbeitet L. die Echinodermen für Bronns "Klassen und Ordnungen des Tierreichs" (Lpz. 1888 fg.) und veröffentlichte umfangreiche Untersuchungen über die "Tiefsee-Holothurien der amerik. Albatroßexpedition" (Cambridge, Massach., 1894).

Ludwig, Karl, Physiolog, geb. 29. Dez. 1816 zu Witzenhausen in Hessen, studierte in Marburg und Erlangen, habilitierte sich 1842 zu Marburg, erhielt hier 1846 die außerord. Professur für vergleichende Anatomie, wurde 1849 ord. Professor der Physiologie in Zürich, 1855 am Josephinum in Wien, 1865 in Leipzig, woselbst er 23. April 1895 starb. Er gehört der Gruppe Brücke, Helmholtz und Du Bois-Reymond an, durch die der sog. Vitalismus aus der deutschen Wissenschaft vertrieben wurde. Einige seiner Arbeiten haben epochemachend gewirkt. So wies L. unter anderm den Einfluß der Nerven auf die Speichelsekretion nach. Bahnbrechend war seine Erfindung des Kymographion, durch die er der Physiologie die graphischen Methoden schuf. Er konstruierte die erste brauchbare Quecksilberluftpumpe und veranlaßte eine große Zahl von Untersuchungen über den Gasgehalt der tierischen Flüssigkeiten, besonders Blut und Lymphe, unter verschiedenen Lebensbedingungen. Auch auf anatom. Gebiete hat er zahlreiche ausgezeichnete Arbeiten teils selbst ausgeführt, teils veranlaßt, die sich die Erkenntnis der Beziehungen zwischen Struktur und Funktion der Organe zur Aufgabe setzten. Unter diesen sind seine Studien über die Niere, das Herz, die Lymphgefäße die bekanntesten. Ein besonderes Interesse hat L. auch stets der physiol. Chemie zugewendet. Sein Hauptwerk ist das "Lehrbuch der Physiologie des Menschen" (2 Bde., Heidelb. 1852-56; 2. Aufl., 2 Bde., Lpz. 1857-61). Seine Arbeiten und die seiner Schüler finden sich in der Hauptsache in der "Zeitschrift für rationelle Medizin", dem "Archiv für Physiologie", den Wiener "Sitzungsberichten" und den "Verhandlungen der königl. Sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften" zu Leipzig. - Vgl. His, Karl L. und Karl Thiersch. Akademische Gedächtnisrede (Lpz. 1895).

Ludwig, Karl, Landschaftsmaler, geb. 18. Jan. 1839 zu Römhild in Sachsen-Meiningen, bildete sich erst in Nürnberg zum Bildhauer aus, trat 1858 in München zur Malerei über, war 1861-65 Schüler Pilotys. Seit 1867 in Düsseldorf, beschäftigte er sich meist mit ausgedehnten Gebirgsscenerien, deren Motive er dem Harz, meistens aber dem Alpengebiet entnimmt. Zu seinen frühern Werken gehören: Das Parkthor (Galerie Schack in München), Frühling, Sommer, Herbst und Winter (Herzog von Meiningen), Schmugglerpfad im Hochgebirge, Der Gotthardpaß (1878; Berliner Nationalgalerie). L. war 1877-80 als Professor in Stuttgart thätig, wandte