397
Lutter – Lüttich
Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Luttenberg'
	Mannschaft sowie eines Bezirksgerichts (172,75 qkm, 13809 E.), zwischen der Drau und Mur an 
	der zur Mur gehenden Stainz, an der Linie Spielfeld-L. (57 km) der Österr. Südbahn, hat (1890) 1141 E. Im S. liegt eine Reihe 
	durchweg mit Reben bepflanzter Höhen, welche den kostbarsten Wein der Steiermark liefern.
	
	Lutter, in den kleinern Brennereien, welche nicht mit einer 
	Destillation eine genügend hochprozentige Ware liefern, die bei der ersten Destillation der vergorenen Maische übergehende, 
	schwach alkoholische, stark fuselhaltige Flüssigkeit, welche erst durch eine nochmalige Rektifikation, das 
	Wienen oder Weinen, in Branntwein übergeführt wird. 
	In der Spiritusfabrikation ist L. die in den Dephlegmatoren (s. Destillation und 
	Spiritusfabrikation) kondensierte Flüssigkeit, die während der Destillation in den Rektifikator oder die 
	Lutterkolonne des Destillierapparates zurückfließt und hier vollständig entgeistet wird.
	
 
	Lutter am Barenberge, Flecken im braunschw. Kreis Gandersheim, mit Pfarrkirche, 20 km nordöstlich 
	von Gandersheim, an der Linie Magdeburg-Kreiensen der Preuß. Staatsbahnen, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht 
	Braunschweig), hat (1890) 1768 E., Post, Telegraph, und ist bekannt durch die Schlacht im Dreißigjährigen Kriege, 27. Aug. 1626, 
	in der Tilly Christian IV. von Dänemark schlug.
	
 
	Lutterbach, Dorf im Kanton Mülhausen-Nord, Kreis Mülhausen des Bezirks Oberelsaß, an den Linien 
	Colmar-Mülhausen und Mülhausen-Wesserling der Elsaß-Lothring. Eisenbahnen, hat (1895) 2310 (1890: 2115) E., darunter 
	123 Evangelische, Post, Telegraph. – 4 km westlich das im 11. Jahrh. gegründete, 1531 säkularisierte Trappisten- und 
	Trappistinnenkloster Ölenberg. 1626 wurde es den Jesuiten überlassen, in der 
	Französischen Revolution zerstört, dann für die Trappistenkongregation angekauft.
	
 
	Lutterberg, Dorf im Kreis Göttingen des preuß. Reg.-Bez. Hildesheim, 5 km südlich von Münden, hat 
	(1895) 564 E. Hier siegten 10. Okt. 1758 37200 Franzosen unter Soubise über 16000 Mann der Verbündeten unter General von 
	Oberg, und 23. Juli 1762 Herzog Ferdinand von Braunschweig mit 16000 Mann über die Sachsen (13000 Mann).
	
 
	Lutteroth, Ascan, Landschaftsmaler, geb. 5. Okt. 1842 zu Hamburg, war 1861–64 Schüler Calames in 
	Genf, 1864–67 O. Achenbachs in Düsseldorf und hielt sich 1868–70 in Rom auf, worauf er nach Berlin und 1877 nach Hamburg 
	übersiedelte. Seine Bilder, vorzugsweise der ital. Landschaft entlehnt, zeichnen sich durch den Glanz des Kolorits aus; so: Vier 
	Jahreszeiten in Italien, Abend am Mittelmeer (1886; Nationalgalerie zu Berlin), Römische Villa (Rudolphinum in Prag), Der 
	Mawensi, d. i. Ostgipfel des Kilima-Ndscharo (1889; Museum in Leipzig), Villa Conti bei Frascati (1891), Küste an der Riviera 
	(1893). L., seit 1891 Professor, lebt in Hamburg.
	
 
	Lutterprober, Alkoholometer (s. d.) zur Bestimmung des Alkoholgehaltes in 
	geringprozentigen Branntweinen oder alkoholhaltigen Flüssigkeiten. Sie dienen namentlich zur Prüfung, ob die aus der 
	Lutterkolonne der Destillierapparate (s. Spiritusfabrikation und Lutter) austretende 
	Flüssigkeit vollständig entgeistet ist. Neuerdings sind in Deutschland amtlich geprüfte L. eingeführt zur Abfertigung von Lutter in 
	den Brennereien und Spritfabriken.
	
 
		
	Lüttich. 1) Provinz des Königreichs Belgien, hat 2895 qkm und (1892) 778724 E., d. i. 269 auf 1 qkm.  ↔  Die Bewohner 
	sind fast ausschließlich kath. Wallonen, nur im N. der Provinz wird stellenweise vlämisch und im NO. deutsch gesprochen (in der 
	Gegend von Aubel). Der Hauptfluß, die Maas, sowie die Ourthe sind teilweise kanalisiert. Der Boden ist im südl. und östl. Teile, 
	wohin sich eine Fortsetzung der Ardennen zieht, waldig und hügelig, im westl. und nördl. Teile fruchtbare Ebene. Getreide wird, 
	besonders im S., nicht ausreichend gewonnen und durch Kartoffelbau ersetzt; dagegen sind die Schweine-, Schaf- und 
	Rindviehzucht nebst Butter- und Käsebereitung sehr verbreitet. Die Provinz ist reich an Kohlen, Kalk-, Bau-, Wetz- und 
	Flintensteinen, an Phosphat und gutem Marmor sowie an Steinbrüchen; von Mineralquellen sind Chaudfontaine und besonders 
	Spa berühmt. Haupterwerbszweig ist die Industrie, besonders Textil- und Eisenindustrie. L. zählt (1894) 96 Kohlenbergwerke 
	(davon 44 unter Abbau) mit 28295 Arbeitern und einer Ausbeute von 5012371 t. Hochöfen waren 12 in Thätigkeit; dieselben 
	erzeugten Roheisen im Werte von 18 Mill. Frs.; fertiges Eisen wurde erzeugt für 22, Stahl (278655 t) für 22, Rohzink (87381 t) für 
	33 Mill. Frs. In der ganzen Provinz sind 3282 Dampfmaschinen in Betrieb. 
	
	
	

Figur: 
	– 2) L., franz. Liège, vläm. Luik, Hauptstadt des 
	Wallonenlandes und der Provinz L., liegt im Thale der Maas, an der Mündung der Ourthe, ist die viertgrößte Stadt Belgiens und 
	Mittelpunkt eines hochentwickelten Industriebezirks, hat (1894) 160848 fast ausschließlich kath. E. (gegen 123131 im J.1880). 
	Fast verwachsen mit L. sind die Vororte Angleur (6977 E.), Ans (7488 E.), Chênée (7519 E.), Glain (2356 E.), Grivegnée 
	(10018 E.) und St. Nicolas (7133 E.), so daß Groß-Lüttich 203000 E. zählt. (S. umstehenden Situationsplan.)
	
	
	Anlage und Bauten. Die größere Hälfte, die eigentliche Altstadt, liegt auf dem linken Ufer 
	der Maas, auf dem rechten Ufer (Outre-Meuse), wohin 6 Brücken führen, liegen die Fabriken und die Arbeiterviertel. Infolge der 
	Maasregulierung ist L. eine der schönsten Städte Belgiens geworden. Neue Stadtviertel mit Boulevards sind entstanden, und 
	auch der ältere, unregelmäßigere und engere Stadtteil hat manche Verschönerung erfahren. In den neuern Stadtteilen befinden 
	sich der botan. und der zoolog. Garten. Über die ältern und neuen Festungsanlagen s. Maasbefestigungen. 
	Unter den Plätzen sind zu nennen: der Lambertusplatz, auf dem ehemals die zur Revolutionszeit zerstörte St. Lambertuskathedrale 
	stand, der Marktplatz mit dem Wahrzeichen der Stadt, dem Perron Liégeois, der Theaterplatz mit dem Denkmal Grétrys von 
	Geefs, der Universitätsplatz mit dem Standbild des Geologen Dumont und der mit vier schönen Bronzetiergruppen geschmückte 
	Square d’Avroy. Zwischen diesem und dem Parc d’Avroy steht das Denkmal Karls d. Gr. Zu den wichtigsten Kirchen gehören: 
	Die St. Paulskathedrale, zum Teil aus dem 13. Jahrh., vollendet in der Mitte des 16. Jahrh., die Jakobskirche, gegründet 1016, 
	vollendet 1538 (s. Tafel: Niederländische Kunst I, Fig. 2); die Bartholomäuskirche, eine 
	Basilika (12. Jahrh.) mit zwei byzant. Türmen, die Martinskirche (16. Jahrh.), die Kirche St. Denis (Ende des 15. Jahrh.) mit Glas-
	
	Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 398.