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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Lüttringhausen - Lützelstein

schof, eroberte die Stadt 1467, schleifte ihre Mauern und führte ihr Geschütz fort; auch Maximilian I. mußte sie als Erzherzog zweimal mit Gewalt zur Unterwerfung bringen. Von den Franzosen wurde sie 1675, 1684 und 1691, von Marlborough 1702 erobert. Im Nov. 1792 wurde L. abermals von den Franzosen besetzt, im März 1793 aber wieder geräumt und erst 27. Juli 1791 unter Pichegru und Jourdan von neuem erobert. In der Revolution von 1830 gehörte L. zu den ersten Städten, die von Holland abfielen; auch hat es sich politisch stets auf der Seite des antikath. Liberalismus gehalten. Das ehemals zum Westfälischen Kreise gehörige Bistum L. wurde im 4. Jahrh. in Tongern gegründet und bald darauf nach Maastricht, von dort 720 nach L. verlegt. Es stand unter dem Erzbischof von Köln und umfaßte die Stadt L., das Herzogtum Bouillon, das Marquisat von Franchimont, sowie die Grafschaften Looz und Hoorn und wurde im 14. Jahrh. zu einem gefürsteten Bistum erhoben, dessen Bischöfe Sitz und Stimme auf dem Deutschen Reichstage hatten. 1794 wurde es von den Franzosen besetzt und 1801 im Frieden zu Lunéville an Frankreich abgetreten und dem Erzbistum Mecheln unterstellt. Durch den Wiener Kongreß und Vertrag vom 23. März 1815 wurde es mit den übrigen südlichen niederländ. Provinzen als souveränes Fürstentum L. dem König der Niederlande überlassen und kam 1830 an Belgien. - Vgl. Gerlache, Histoire de Liége (2. Aufl., Brüss. 1859).

Lüttringhausen, Stadtgemeinde im Kreis Lennep des preuß. Reg.-Bez. Düsseldorf, 3 km im NW. von Lennep, an der Linie Elberfeld-Remscheid-Hasten der Preuß. Staatsbahnen, hat (1890) 10 498 E., darunter 2049 Katholiken, 1895: 10 786 (5539 männl., 5247 weibl.) E., Post, Telegraph, eine got. Kirche (15. Jahrh.) des im 13. Jahrh. gegründeten, von Napoleon I. aufgehobenen Kreuzherrenklosters, ein Denkmal des Reformators Adolf Klarenbach (s. d.); bedeutende Tuchfabriken, Bandwirkerei, Streich- und Eisengarnspinnereien, Eisen- und Stahlfabriken und Raffinierstahlhämmer. L. wird 1312 als Luthelminchhusen erwähnt. Die Stadtgemeinde L. umfaßt 102 Ortschaften, darunter Freiheit Beyenburg mit Ruine einer Burg, zeitweise Residenz der Grafen von Berg.

Lutum (lat.), s. Lutieren.

Lutz, Joh., Freiherr von, bayr. Staatsmann, geb. 4. Dez. 1826 in Münnerstadt, studierte 1843-48 auf der Universität Würzburg die Rechte, war mehrere Jahre als Richter an dem Kreis- und Stadtgericht Nürnberg, später Hilfsarbeiter im Justizministerium, wurde 1863 von König Maximilian zum Sekretär in seinem Privatkabinett und 1866 von Ludwig II. zum Chef des Geheimen Kabinetts ernannt. Schon 1. Okt. 1867 übernahm er unter Hohenlohe das Justizministerium. In dieser Stellung setzte L. die Einführung eines neuen, auf den Principien der Öffentlichkeit und Mündlichkeit beruhenden Civilprozesses durch. Als infolge der Landtagswahlen vom 25. Nov. 1809 der bisherige Kultusminister von Gresser sein Entlassungsgesuch einreichte, übernahm L. 20. Dez. 1809 auch das Ministerium für Kirchen- und Schulangelegenheiten. An den 1870 in München gehaltenen Vorbesprechungen über ein Verfassungsbündnis nahm L. erheblichen Anteil und reiste mit den Ministern Bray und Pranckh nach Versailles, um beim Abschluß der Verträge vom 23. Nov. 1870 mitzuwirken. Bei der 22. Aug. 1871 erfolgten Neubildung des Ministeriums gab L. das Justizministerium an Fäustle ab. Als Kultusminister vertrat L. mit Energie die Interessen des Staates gegenüber den Ansprüchen der ultramontanen Partei. Trotz des Hasses derselben bewahrte ihm der König sein Vertrauen. Nach Pfretzschners Rücktritt übernahm L. 5. März 1880 den Vorsitz im Staatsministerium. Am 24. Aug. 1880 verlieh ihm der König den erblichen Adel, 1. Jan. 1884 wurde er in den erblichen Freiherrenstand erhoben. Auf die Wünsche der klerikalen Kammermehrheit nahm L. in den letzten Jahren mehr Rücksicht, gewann ihre Freundschaft aber doch nicht. Bei dem Regierungswechsel von 1886 hatte er einen starken Angriff auszuhalten. Vor dem auf 15. Juni einberufenen Landtag verteidigte L. 21. und 26. Juni das Verfahren des Ministeriums gegenüber dem Könige Ludwig. Am 1. Nov. 1886 wurde L. zum lebenslänglichen Mitglied der Reichsratskammer ernannt. 1889 erhielt er den Schwarzen Adlerorden. In den Kammerdebatten der J. 1888 und 1889 machte L. der ultramontanen Mehrheit mehrfache und nicht unerhebliche Konzessionen. Gegen dle Anträge der Abgeordneten Geiger, Daller und von Hauck verteidigte L. die Auffassung der Regierung in der Placetfrage (s. Bayern, Geschichte) energisch. Von Krankheit befallen, mußte er indes die Vertretung seines Etats bei den Sitzungen 1890 dem Minister von Crailsheim überlassen. Am 31. Mai reichte L. sein Abschiedsgesuch ein, das Prinz-Regent Luitpold am gleichen Tage genehmigte. Er starb 3. Sept. 1890 in Pöcking am Starnberger See. Von seinen litterar. Arbeiten sind zu erwähnen die "Konferenzprotokolle der Handels- und Seerechtskonferenz" (Würzb. 1858-63) und ein "Kommentar zu dem bayr. Einführungsgesetz für das Allgemeine Deutsche Handelsgesetzbuch" (2 Hefte, ebd.1863-66).

Lützelburg, ehemaliger Name der Stadt Luxemburg (s. d.).

Lützelburger, auch Leutzelburger, Hans, genannt Franck, Formschneider, war bereits um 1518 thätig, kam um 1522 nach Basel und starb 1526. Er fertigte Holzschnitte nach Holbein d. J. (s. d.), die feinsten seines Jabrhunderts. Sein voller Name steht auf einem Probedrucke des Holbeinschen Totentanzalphabetes. Außerdem werden ihm namentlich zugeschrieben die Bilder zum Alten Testament und der Totentanz (Lyon 1538).

Lützelflüh, Ort im Emmenthal (s. d.).

Lützel-Soon, Teil des Hunsrück (s. d.).

Lützelstein, frz. La Petite-Pierre, Stadt und Hauptort des Kantons L. (13 875 E.) im Kreis Zabern des Bezirks Unterelsaß, in 339 m Höhe, in den Vogesen, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Zabern) und eines Konsistoriums augsburgischen Bekenntnisses, hat (1890) 920 E., darunter 238 Katholiken, Post und Telegraph. - L. war bis 1870 Festung, bestimmt, die Straße Hagenau-Saargemünd zu sperren. Die Hauptbefestigung befand sich auf der Altenburg (396 m). Das Fort L. wurde 9. Aug. 1870 von den Franzosen geräumt, 14. Aug. von Truppen der deutschen Dritten Armee besetzt und 1871 als Festung aufgegeben. - L. bildete seit dem 13. Jahrh. den Mittelpunkt einer Herrschaft, die nach dem Aussterben ihrer Besitzer (1460) den Pfalzgrafen von Veldenz bis zu deren Aussterben (1694) und von 1734 ab bis zur Französischen Revolution teils den Pfalzgrafen von Sulzbach,