Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

401

Lützow - Lützschena

Lützow, Dorf bei Gadebusch (s. d.).

Lützow, Adolf, Freiherr von, Führer der nach ihm benannten Freischar im Befreiungskriege, geb. 18. Mai 1782 in Berlin, trat 1795 in die preuß. Armee, machte als Lieutenant die Schlacht von Auerstedt mit, errichtete 1807 in Pommern unter Schill eine Dragonerschwadron, nahm 1808 als Major den Abschied, beteiligte sich aber 1809 an dem übereilten Losbruch Schills (s. d.). Da er nicht in aktivem Dienst gestanden hatte, so wurde er 1811 als Major wieder in die Armee aufgenommen und im Febr. 1813 auf Scharnhorsts Verwendung ermächtigt, ein Freikorps zu bilden. Das Korps sollte aus Freiwilligen und zwar vorzugsweise aus nichtpreußischen zusammengesetzt werden, da die preußischen in die Jägerdetachements der Linienregimenter eintraten (s. Freiwillige). Der eigentliche Organisator dieser Schar war nicht L., sondern der mehr als L. befähigte Major von Petersdorff, der später die Infanterie des Korps befehligte, während L. an der Spitze der Reiterei stand. Patriotisch gesinnte Männer, unter ihnen Theodor Körner, Jahn, Friesen, meldeten sich in großer Zahl; Ende März waren 900 Mann Fußvolk und 260 Reiter beisammen, dann verstärkte sich die Schar allmählich auf 2800 Mann Infanterie (drei Bataillone und drei Jägerabteilungen) nebst 480 Reitern (vier Schwadronen); auch war eine Abteilung Tiroler Scharfschützen dabei, geführt von Riedl und Ennemoser. Das Freikorps war bestimmt, im Rücken des Feindes den kleinen Krieg zu führen. Doch die Absicht, auch die Kräfte des nichtpreuß. Deutschland der nationalen Sache dienstbar zu machen, wurde nur in geringem Maße erreicht. Dazu kam, daß L. sich persönlich der übernommenen Aufgabe nicht gewachsen zeigte, er verbrauchte die beste Zeit mit zwecklosem Umherziehen. Zu Plauen im Vogtlande erhielt L. erst verspätet die Nachricht von dem Abschluß des Waffenstillstandes von Poischwitz (4. Juni); es trifft ihn der Vorwurf, daß er nicht schnell genug aus dem den Franzosen zugesprochenen Gebiet sich entfernt hat. Auf dem Rückmarsch wurde die "schwarze Schar" in der Nacht des 17. Juni bei Kitzen, unweit Leipzig, noch innerhalb der Demarkationslinie von dem württemb. General von Normann hinterlistig überfallen und größtenteils niedergemacht. L. selbst entkam, obschon verwundet, mit wenigen Reitern dem Blutbade. Während des Waffenstillstandes wurde die Truppe neu organisiert und der Heeresabteilung unter Graf Wallmoden beigegeben, die an der untern Elbe operierte. Dadurch verloren die Lützower ihren Charakter einer selbständigen Freischar. Sie zeichneten sich im Gefecht an der Göhrde (16. Sept.) aus, wo L. wiederum schwer verwundet ward, zogen dann mit dem Kronprinzen von Schweden gegen Dänemark und wurden 1814 zur Belagerung von Jülich verwendet. L. selbst ging nach seiner Genesung zur schles. Armee in Frankreich, wurde aber im März 1814 vom franz. Landsturm gefangen. Nach dem Frieden wurde das Korps aufgelöst, seine Infanterie bildete den Stamm zum Infanterieregiment Nr. 25, das 1889 L.s Namen erhielt, die Reiterei den Stamm zum 6. Ulanenregiment. L. erhielt als Oberstlieutenant das Kommando dieses Ulanenregiments. In der Schlacht von Ligny abermals gefangen, wurde er bei Belle-Alliance wieder befreit, im Oktober des Jahres Oberst und 1822 Generalmajor. 1830 zur Disposition gestellt, starb L. 6. Dez. 1834. Seine 1808 mit der Gräfin Elisa von Ahlefeldt (s. d.) geschlossene Ehe wurde 1825 getrennt. - Vgl. Kobersteins Aufsätze in den "Preuß. Jahrbüchern", Bd. 23 (Berl. 1868), und dess. Preuß. Bilderbuch (Lpz. 1887); K. von L(ützow), Adolf L.s Freikorps (Berl. 1884); Fr. von Jagwitz, Geschichte des L.schen Freikorps (ebd. 1892).

Lützow, Karl von, Kunsthistoriker, geb. 25. Dez. 1832 zu Göttingen, widmete sich daselbst und in München philol. und archäol. Studien, die er in Berlin fortsetzte. Hier trat er mit Wilhelm Lübke in Verbindung und gab mit ihm die 2. und 3., neuerdings die 7. Auflage der "Denkmäler der Kunst" (Stuttg. 1893 fg.) heraus. Hierauf habilitierte er sich als Docent der Kunstgeschichte in München, begann 1863 in Wien die Herausgabe der "Recensionen und Mitteilungen über bildende Kunst" und wurde 1864 Docent der Kunstgeschichte an der k. k. Akademie der bildenden Künste daselbst, 1866 daneben auch Bibliothekar und Kustos der Kupferstichsammlung der Akademie, an der er zugleich als Vorstand des Museums der Gipsabgüsse wirkt. 1867 wurde er zum außerord. und 1882 zum ord. Professor der Architekturgeschichte an der k. k. Technischen Hochschule iu Wien ernannt. Er veröffentlichte: "Münchener Antiken" (7 Lsgn., Münch. 1861-69), "Die Meisterwerke der Kirchenbaukunst" (Lpz. 1862; 2. Aufl. 1871), "Das choragische Denkmal des Lysikrates in Athen" (ebd. 1868), "Die Geschichte der k. k. Akademie der bildenden Künste" (Wien 1877), "Die Kunstschätze Italiens" (Stuttg. 1884; neue Ausg., ebd. 1887), den Text zu W. Ungers Publikation der Wiener Belvedere-Galerie (1886), den "Galeriekatalog der k. k. Akademie der bildenden Künste in Wien" (1889), die "Geschichte des deutschen Kupferstichs und Holzschnittes" (Berl. 1891). L. begründete die "Zeitschrift für bildende Kunst" (Lpz. 1866 fg.) und bearbeitete den 1. Band der 2. Auflage von Schnaases "Geschichte der bildenden Künste" (Düsseld. 1866).

Lützow, Therese von, geborene von Struve, Schriftstellerin, geb. 4. Juli 1804 in Stuttgart, lebte seit 1814 in Hamburg, wo ihr Vater zum russ. Gesandten ernannt worden war. Sie verheiratete sich 1825 mit dem russ. Gesandtschaftssekretär und Generalkonsul von Bacheracht und lebte nun teils in Hamburg und Petersburg, teils auf Reisen. Mit Gutzkow war sie durch Freundschaft verbunden. Nachdem 1849 ihre Ehe getrennt worden war, heiratete sie den niederländ. Oberst von L., begleitete diesen nach Java und starb 16. Sept. 1852 auf einer Reise nach dem nordwestl. Teile von Java. Sie schrieb unter dem Namen Therese Romane und Reisewerke; von letztern sind zu nennen: "Briefe aus dem Süden" (Braunschw. 1841), "Menschen und Gegenden" (ebd. 1845), "Paris und die Alpenwelt" (Lpz. 1846), "Eine Reise nach Wien" (ebd. 1848). Ihre Romane gehören in das Gebiet des Salonromans. Ein hohes Verdienst erwarb sie sich durch Veröffentlichung der ihr von Charlotte Diede (s. d.) vermachten "Briefe an eine Freundin von W. von Humboldt" (Lpz. 1847; 12. Aufl. 1891).

Lützowsches Freikorps, s. Lützow, Adolf, Freiherr von.

Lützschena, Dorf in der sächs. Kreis- und Amtshauptmannschaft Leipzig, an der Weißen Elster und der Linie Magdeburg-Halle-Leipzig der Preuß. Staatsbahnen, hat (1895) 912 meist evang. E., Rittergut und Schloß des Freiherrn Speck von Sternburg mit Gemäldesammlung, Park, Musterwirtschaft und großer Brauerei.