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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Maascijk - Maastricht

durch Belgien zur Umgehung dieser Verteidigungslinien, trotz der Neutralität Belgiens, für eine der kriegführenden Mächte vorteilhaft sein mochte.

Den nördl. Teil der ersten französischen Verteidigungslinie bildet die Maaslinie, die sich weiterhin aus belg. Gebiete fortsetzt und sich rechts durch einige Sperrforts an die große Lagerfestung Toul und die befestigte Mosellinie (Epinal-Remiremont) anschließt. Die franz. Maasbefestigung stützt sich im N. auf die Festung Verdun, im S. auf die Festung Toul, die beide seit dem Kriege 1870/71 zu Waffenplätzen ersten Ranges mit einem ausgedehnten Fortsgürtel umgestaltet worden sind. Zwischen diesem, in dem natürlichen Wall der Côtes lorraines, befinden sich zur Verstärkung und zum Schutze schwacher Punkte die Sperrforts Génicourt, Trovon, Les Paroches, Camp des Romains (St. Mihiel), Jouy, Leronville und Gironville, ferner die Stellung von Commercy in Verbindung mit den Werken von Blenod und Pagny-la-Blanche-Côte und dem Fort Bourlémont. Die offensive Wirksamkeit von Toul ist durch die Stellungen von Frouard und Pont-Saint-Vincent vervollständigt; endlich ist noch als weit vorgeschobener Posten nahe der Grenze hingestellt das Fort Manonviller. Die Sperrforts sind sturmfreie, mit bombensichern Unterkunftsräumen für die Besatzung reich ausgestattete, geschlossene Werke, mit 8-20 Geschützen bewaffnet und zum Teil mit Panzerdrehtürmen versehen. Einige dieser Forts liegen auf dem rechten Maasufer. In zweiter Linie ist hier die alte Stadt Reims in ein befestigtes Lager mit starker Ortsbefestigung und einem Gürtel von detachierten Forts umgewandelt, und auch die Festungen Laon und La Fère haben durch neuern Erweiterungsbau an Bedeutung gewonnen. Hinter der Maaslinie bildet der Argonnenwald einen natürlichen Verteidigungsabschnitt. Sedan ist bis auf die als Eisenbahnsperre erhaltene Citadelle geschleift, Mézières dagegen durch neue Forts verstärkt und als Sperre der Bahn nach Diedenhofen eingerichtet worden. Bei Hirson an der Oise sind zur Sperrung der Bahn nach Paris zwei neue Sperrforts erbaut (s. Französisches Festungssystem).

Die belgischen M. zum Schutze der Neutralität sind nunmehr fertiggestellt. Bei Lüttich sind in einem Abstände von 7 bis 9,5 km von der Stadt 6 Forts und 6 Fortins (Zwischenwerke und Batterien) erbaut, die Citadelle und das alte Fort Chartreuse dagegen geschleift. Bei Namur sind auf 4 bis 8 km Abstand von der Stadt 5 Forts und 4 Fortins erbaut, die das Maasthal ober- und unterhalb der Stadt, das Sambrethal, die Bahnen nach Luxemburg und Tirlemont sowie die Straßen nach Brüssel und Löwen sperren. Die Geschützausrüstung der Forts, welche zum Teil in Panzertürmen untergebracht ist, beträgt für beide Orte einschließlich der Flankengeschütze 400 Stück. Halbwegs zwischen Lüttich und Namur ist das alte Werk von Huy auf dem rechten Ufer der Maas umgebaut worden; es beherrscht dort zwei Eisenbahnlinien und deckt zwei Brücken.

Maaseijk (spr. mahseik) oder Maeseyk, Stadt in der belg. Provinz Limburg, links an der Maas, an der Linie Hasselt-M. (41 km), hat (1891) 4347 E., ein Denkmal der hier geborenen Gebrüder van Eyck; Salzraffinerie, Zeugdruckerei, Fabrikation von Töpferwaren, Pfeifen und Papier.

Maaslandsluis, s. Maassluis.

Maaslinie, s. Maasbefestigungen.

Maassen, Friedr. Bernh. Christian, Jurist, geb. 24. Sept. 1823 zu Wismar, studierte in Jena, Berlin, Kiel und Rostock, ließ sich 1849 in Rostock als Advokat nieder und gründete hier mit Franz von Florencourt den konservativen "Norddeutschen Correspondent". Nachdem M. 1851 zum Katholicismus übergetreten war, verließ er Mecklenburg, wurde 1855 außerord. Professor des röm. Rechts in Pest, noch in demselben Jahre nach Innsbruck versetzt, hier 1858 zum ord. Professor ernannt, 1860 Professor des röm. und kanonischen Rechts in Graz, 1871 in Wien, wo er 1881 zum Mitglied des Reichsgerichts, 1885 zum lebenslänglichen Mitglied des Herrenhauses ernannt wurde. M. veröffentlichte: "Der Primat des Bischofs von Rom" (Bonn 1853), "Zwei Synoden unter Childerich II." (Graz 1867), "Geschichte der Quellen und der Litteratur des kanonischen Rechts" (Bd. 1, ebd. 1870), sein Hauptwerk, "Neun Kapitel über freie Kirche und Gewissensfreiheit" (ebd. 1876), "Über die Gründe des Kampfes zwischen dem heidn.-röm. Staat und dem Christentum" (Wien 1882), "Pseudoisidor-Studien I und II" (ebd. 1885), "Concilia aevi merovingici" (Hannov. 1893).

Maaßen, Karl Georg, preuß. Staatsmann, geb. 23. Aug. 1769 zu Cleve, studierte in Duisburg die Rechte, wurde 1792 in Cleve Referendar, 1795 Geh. Regierungsarchivar und 1799 zugleich Kriminalrat. Infolge der Auflösung der cleve-märkischen Regierung kam er 1803 zur neuen Regierung nach Münster, 1804 als Kriegs- und Domänenrat nach Hamm und 1808 als Rat in das großherzogl. bergiscbe Ministerium zu Düsseldorf. 1810 wurde er zum Direktor der zweiten Abteilung der Regierung zu Potsdam berufen, 1816 Direktor der Generalverwaltung für Gewerbe und Handel, 1817 Mitglied des Staatsrats. Ihm vor allem neben Kunth gebührt das Verdienst an dem Zustandekommen des Zollgesetzes vom 26. Mai 1818 (s. Zollverein). Kurz darauf wurde M. zum Generalsteuerdirektor ernannt und wirkte dann mit Motz zusammen bei Begründung des Zollvereins 1828; 1830 wurde er zum Geh. Staats- und Finanzminister ernannt. M. starb 2. Nov. 1834 zu Berlin.

Maassluis (spr. -sleus) oder Maaslandsluis, Stadt in der niederländ. Provinz Südholland, an dem neuen Wasserwege (Nieuwe Waterweg) von Rotterdam nach dem Meere, an der Linie Schiedam-Hoek van Holland, hat (1892) 7122 E.; Fischfang und Schiffahrt.

Maastricht (Mastricht), Hauptstadt der niederländ. Provinz Limburg, am Einfluß des Geer (Jaar) in die Maas, an den Bahnlinien Aachen-Antwerpen, M.-Venlo (67 km) und Lüttich-M. (30km), ist ziemlich regelmäßig gebaut, hat (1892) 32 676 meist kath. E., ein schönes Stadthaus (1659-65) auf dem großen Markt, eine teils roman., teils got. St. Servatius- oder Hoofdkirche mit reichem Kirchenschatz, eine Frauenkirche, Stadtbibliothek und Archiv, drei prot. Gotteshäuser, ein Athenäum und mehrere Fachschulen. Eine 1683 erbaute Steinbrücke führt nach dem rechten Maasufer, wo die Vorstadt Wijk und der Bahnhof liegen. Die Erwerbszweige sind Branntweinbrennerei, Bierbrauerei, auch Flanell-, Gewehr-, Seife-, Papier-, ^[Abb.] ^[folgende Seite]