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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Mantegna; Mantel; Mantelet; Mantelfläche; Mantelgeschoß; Mantelkinder

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Mantegna – Mantelkinder

1858 als Arzt in Mailand nieder und wurde 1860 Professor der Pathologie zu Pavia, 1870 Professor der Anthropologie am Istituto di studii superiori zu Florenz. Hier gründete er ein anthropol. und ethnogr. Mnsenm und eine anthropol. Fachzeitschrift. Er schrieb: «Fisiologia dell’amore» (deutsch als «Physiologie der Liebe» von Engel, 9. Aufl., Jena 1896) und «Fisiologia del piacere» (deutsch als «Physiologie des Genusses», Oberhausen 1881), «Igiene dell’ amore» (Mail. 1877; deutsch als «Hygieine der Liebe», 6. Aufl., Jena 1892), «Gli amori degli nomini. Saggio di una etnologia dell’ amore» (Mail. 1886; deutsch als «Anthropol.-kulturhistor. Studien über die Geschlechtsverhältnisse des Menschen», 3. Aufl., Jena 1888), «Fisiologia del dolore» (Flor. 1880), «Elementi d’ igiene» (6. Aufl., Mail. 1875; seitdem zahlreiche Auflagen), «Fisonomia e mimica» (ebd. 1883), «Le estasi umane» (2 Bde., 1887) u. a. In deutscher Übersetzung erschienen von ihm noch: «Die Kunst glücklich zu sein» (Jena 1887), «Das nervöse Jahrhundert» (Lpz. 1888), «Das heuchlerische Jahrhundert» (Jena 1889), «Memoiren eines Tierbändigers» (Lpz. 1880), «Die drei Grazien» (Jena 1889), «Lebensweisheit für die Jugend» (ebd. 1888), «Physiognomik und Mimik» (2 Bde., Lpz. 1890), «Epikurische Philosophie des Schönen» (Jena 1891), «Die Hygieine der Bewegung» (Lpz. 1893). Auch politisch war er mehrfach thätig, von 1865 bis 1876 als Deputierter der ital. Abgeordnetenkammer, seit 1876 als Senator des Königreichs. Seine Reiselust führte ihn dreimal nach Amerika, in der neuesten Zeit nach Lappland und nach Ostindien; vgl. darüber auch seine Reisebeschreibungen: «Rio della Plata e Teneriffe» (Mail. 1877), «Viaggio in Lapponia», «India» (ebd. 1884), «Studi sulla etnologia dell’ India» (Flor. 1886). Ferner veröffentlichte er mit Sommier «Studi antropologici sui Lapponi» (Flor. 1880) und mit Neera «Dizionario d’ igiene per le famiglie» (Mail. 1881).

Mantegna (spr. -tennja), Andrea, ital. Maler und Kupferstecher, geb. 1431 in Vicenza, gest. 13. Sept. 1506 in Mantua, wurde von seinem Lehrer, dem Maler Squarcione, an Kindesstatt angenommen. Er übte sich im Zeichnen nach antiken Skulpturen und schon in seinem 17. Jahre malte er ein großes Altarblatt in der Kirche der heil. Sophia zu Padua. In den fünfziger Jahren schuf er im Verein mit andern Künstlern die durch ihre kühne Perspektive und mannigfachen antiken Elemente ausgezeichneten Fresken aus dem Leben der Heiligen Jakobus und Christophorus in der Kirche der Eremitani zu Padua. 1458 trat er in die Dienste Lodovico Gonzagas von Mantua. Hier malte er zwischen 1485 und 1488 den großen Triumph des Julius Cäsar. Die neun Kartons dazu in Aquarell verkaufte später der Herzog Vicentio Ⅱ. von Mantua an König Karl Ⅰ. von England; sie sind im Palast Hampton-Court aufgestellt. Vom Papst Innocenz Ⅷ. nach Rom berufen, um im Belvedere zu malen, vollendete M. dort eine Menge trefflicher Bilder. Eins seiner vorzüglichsten Gemälde ist die Madonna della Vittoria, auf welchem er die Schutzheiligen von Mantua nebst dem Marchese Giovanni Francesco Gonzaga abbildete, der das Bild für den Sieg, welchen er 1496 gegen das Heer Karls Ⅷ. von Frankreich erfochten, gelobt hatte (im Louvre zu Paris). Ein anderes treffliches Werk M.s (von 1460), eine thronende Madonna, umgeben von musizierenden Engeln, Aposteln und Heiligen, befindet sich in der Kirche des heil. Zeno zu Verona; eine köstliche Altartafel (Anbetung der Könige, Beschneidung, Himmelfahrt) in der Tribuna der Uffiziengalerie zu Florenz; eine Kreuzigung Christi sowie die Pendants Der Parnaß und Der Triumph der Weisheit über die Laster im Louvre zu Paris; Die Einführung des Kybelekultus in Rom (Temperabild) in der Londoner Nationalgalerie; eine Darstellung Christi im Tempel im Museum zu Berlin. Von allen den Fresken, mit denen er die Schlösser der Gonzaga geschmückt, sind nur wenige, die Familie des Markgrafen darstellende, im Kastell zu Mantua erhalten. M. ist der Hauptrepräsentant der Paduanischen Schule, welche zuerst das Studium der Antike und zwar hauptsächlich in Dekoration und ornamentaler Richtung zu ihrem Hauptprincip erhob. Eine leidenschaftlich dramat. Empfindung spricht aus allen seinen Gestalten. Seine monumentale Kunst beherrschte jahrzehntelang ganz Norditalien, durch die Bellinis wurde sie nach Venedig, durch Cossa und Tura nach Ferrara, durch Vincenzo Foppa nach Mailand, durch D. Morone und Liberale nach Verona gebracht. Auch als Kupferstecher ist M. bedeutungsvoll geworden und hat eine ganze Schule von Kupferstechern in Norditalien hervorgerufen.

Mantel, Kleidungsstück, s. Kostüm; M. heißt auch die ringförmige Rückenhautfalte der Weichtiere (s. d.). – In der Technik ist M. ein Ausdruck für verschiedene Dinge; im Dampfmaschinenbau soviel wie Dampfmantel (s. d.); beim Schachtofen (s. d.) das äußere, aus gewöhnlichen Ziegeln bestehende Mauerwerk; in der Schablonenformerei die äußere Lehmhülle der Gußform (s. Formerei, Bd. 6, S. 979 a). Gasmotoren, Heißluftmaschinen sowie zahlreiche Apparate der chem. Industrie besitzen einen Kühlmantel. – In der Befestigungskunst ist M. soviel wie Enveloppe (s. d.); bei den ersten gezogenen Geschützen war M. die (bis etwa 1880) gebräuchliche Umhüllung des Eisenkörpers der Langgeschosse mit einer Bleischicht, die die Führung des Geschosses im Rohr zu übernehmen hatte. Bestand dieser M. aus Weichblei und wurde er durch hervortretende Knaggen oder Reifelungen am Geschoßkern gehalten, wie es in der ersten Zeit der gezogenen Hinterlader geschah, nannte man ihn Weichbleimantel oder sog. dicken Bleimantel. Nach 1870 wurde Hartblei, (s. d.) verwendet und in dünner Schicht dem Geschoßkern aufgelötet (dünner Bleimantel). Bei den kleinern Kalibern der neuern Handfeuerwaffen hat sich infolge des stärkern Dralls die Einführung von Geschossen mit einem Überzug (Mantel) aus Blech, Mantelgeschossen, notwendig gemacht (s. Geschoß, Bd. 7, S. 905 a). Über den M. des deutschen Gewehrs 1888 (Laufmantel) s. Handfeuerwaffen (Bd. 8, S. 767 a).

Bei Wertpapieren heißt M. der Hauptbogen, die eigentliche Obligation, ohne Coupons oder Dividendenscheine und Talon.

Mantelet (frz., spr. mangt’leh, «Mäntelchen»), Pfortluke, Blendung (s. d.) einer Schießscharte.

Mantelfläche, s. Cylinder.

Mantelgeschoß, s. Geschoß (Bd. 7, S. 905 a).

Mantelkinder, Bezeichnung für Kinder, die, vor der Eheschließung geboren, durch die nachfolgende Ehe legitimiert sind (s. Legitimation). Der Name soll davon entstanden sein, daß nach älterer Sitte