Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

569

Manuskripthalter - Manx

Pergament oder Papier, selten auf Charta (vom ägypt. Papyrus), Wachstafeln, Palmblättern oder ähnlichem geschrieben. Der Gebrauch der Charta zu Handschriften hörte im Abendlande schon mit dem 9. Jahrh. völlig auf. Das Papier kam im Orient im 8. bis 9. Jahrh. auf und ward vom 12. Jahrh. an auch im Abendland gebräuchlicher; jetzt hat es das Pergament ganz verdrängt. Zum Schreiben bediente man sich für die Charta des Pinsels (penicillus) und des Schreibrohrs (calamus, canna), für Wachstafeln des Griffels (stilus), für Pergament der Feder (penna). Von Tinten war die schwarze oder bräunliche die gewöhnlichste; aber auch rote findet man schon in sehr alten Handschriften. Mit ihr wurden die Anfangsbuchstaben, die ersten Zeilen und die Inhaltsanzeigen geschrieben, daher die Ausdrücke Rubrum, Rubrik und Rubrikator. Seltener kommt in alten Handschriften blaue Tinte vor, noch seltener grüne und gelbe. Auch mit Gold und Silber schrieb man entweder ganze Handschriften, die jedoch wegen ihrer Kostbarkeit unter die größten Seltenheiten gehören, oder wenigstens Titel und Anfangsbuchstaben Die äußere Gestalt der M. ist bedingt durch die Natur des Schreibstoffs; die Rollen (volumina) der Charta sind die älteste Art, geheftete Bücher oder Bände, die eigentlichen codices, eignen sich besser für das Pergament und Papier (s. Codex). Die Schreiber der M. (librarii, scribae) waren bei den Alten meist Sklaven oder Freigelassene, in den folgenden Zeiten die Mönche, unter denen vorzüglich die gelehrten Benediktiner durch die Ordensregel dazu verpflichtet waren; aber auch andere Stände sind unter den Schreibern vertreten. Korrektoren und Rubrikatoren besserten und schmückten nachher die Handschriften aus. Die alten M. haben meist ein regelmäßiges Quadratformat; das Langfolioformat geht nicht über das 13. Jahrh. hinauf. Manche M. haben am Ende (im Kolophon) eine deutliche Bestimmung, wann, gewöhnlich auch durch wen sie geschrieben worden sind, und man nennt sie deshalb datierte Codices. Doch darf man die Richtigkeit dieser Unterschriften nicht ohne weiteres für erwiesen annehmen, da sie oft aus der Vorlage übernommen sind. Abgeschabte und neu überschriebene Handschriften (codices rescripti) nennt man Palimpseste (s. d.). - Vgl. Ebert, Handschriftenkunde (2 Bde., Lpz. 1825-27); Wattenbach, Anleitung zur griech. Paläographie (ebd. 1867; 2. Aufl. 1877); ders., Anleitung zur lat. Paläographie (ebd. 1869; 4. Aufl. 1886); ders., Das Schriftwesen im Mittelalter (2. Aufl., ebd. 1875); Arndt, Schrifttafeln zum Gebrauche bei Vorlesungen (Berl. 1874-78); Gardthausen, Griech. Paläographie (Lpz. 1879); G. M. Thompson,Handbook of Greek and Latin palaeopraphy (Lond. 1893).

Manuskripthalter, s. Buchdruckerkunst (Bd. 3, S. 661 b).

Manus manum lavat (lat.), eine Hand wäscht die andere, eine aus dem Griechischen übernommene sprichwörtliche Redensart, welche sich in des Seneca "Apocolocyntosis" und in des Petronius "Satiren" (45) findet.

Manus mortua (lat.), Tote Hand (s. d.).

Manutenenz oder Manutention (neulat.), Beschützung, namentlich im Besitz.

Manutius, eigentlich Manuzzi, Mannuzzi, auch Manucci, ital. Buchhändlerfamilie. Ihre Drucke heißen Aldinen (s. d.) nach Aldus dem ersten und Aldus dem dritten in der Reihe der M.

Aldus I. oder der Ältere, geb. etwa 1448 in Bassiano bei Velletri in der Nähe von Rom (daher auch Romanus genannt), betrieb seine lat. Studien in Rom, die griechischen in Ferrara (unter Guarini), trat dann in Beziehungen zu dem Fürsten Pio zu Carpi und gründete aus dessen Mitteln 1485 eine Buchdruckerei in Venedig, aus der neben eigenen Arbeiten eine große Reihe von kritischen Ausgaben hervorgingen (im ganzen über 130 Bände), die besonders das Studium der griech. Autoren bedeutend förderten und diese meist sogar zuerst in der Ursprache bekannt machten. Sie zeichnen sich durch Korrektheit und geschmackvolle Ausstattung aus. Viele angesehene Gelehrte, besonders auch flüchtige Griechen, unterstützten M. bei seinen Arbeiten. Er gründete sogar zum Zwecke der Herausgabe klassischer Schriftsteller eine wissenschaftliche Gesellschaft, die Neacadeemia, aus der später die Academia della Fama hervorging. Auch leitete M. die Erziehung des Sohnes des Fürsten Pio von Carpi, Alberto Pio, und setzte (seit 1503) dessen Beinamen seinem Namen bei (Aldo Pio). M. schrieb zahlreiche Vorreden zu seinen Ausgaben, ferner noch "Dictionarum graecum" (1497), "Institutiones graceo-latinae" (1501 u. 1508), "Grammaticae institutiones graecae" (1515), "De metris Horatianis" (1509) und ein Gedicht "Musarum Panegyris". Er starb 6. Febr. 1515 und wurde in Carpi begraben.

Das Geschäft wurde von Verwandten fortgesetzt. 1533 übernahm es der Sohn des erstern, Paulus M., geb. 12. Juni 1511. Er besaß ebenfalls große Gelehrsamkeit und zwar im Lateinischen. 1561 folgte er einem Rufe des Papstes nach Rom und trat an die Spitze einer Buchdruckerei zur Herausgabe der Kirchenväter. Unter der Vorbereitung zur Rückkehr nach Venedig starb er 6. April 1574. Aus der venet. Buchdruckerei gingen hervor von 1515 bis 1533 etwa 120, seitdem bis 1574 etwa 515 Werke. M. schrieb Kommentare zu Ciceros Schriften und Verschiedenes über röm. Altertümer. Seine "Epistolae selectae" gab Fickelscherer heraus (Lpz. 1892).

Des letztern Sohn Aldus II. M., geb. 1547, trieb philol. und jurist. Studien und übernahm neben der Verlagsthätigkeit nacheinander verschiedene Lehrstühle. 1590 folgte er einem Rufe nach Rom zur Leitung der päpstl. Buchdruckerei und überließ das väterliche Geschäft an Nikolaus Manassi. Er starb 1597 ohne Leibeserben. - Außer der im Artikel Aldinen angegebenen Litteratur vgl. noch J. Schück, Aldus M. und seine Zeitgenossen (Berl. 1862); Edm. Goldsmid, A bibliographical sketch of the Aldine Press at Venice (3 Bde., Edinb. 1887); Omont, Catalogues des livres grecs et latins, imprimés par Alde Manuce à Venise, 1498, 1503, 1513 (Par. 1892).

Manuzzi, Buchhändlerfamilie, s. Manutius.

Manx, der kelt. Dialekt der Insel Man (s. d.), dem gälischen Sprachzweige angehörend (s. Gälisch), wird noch von etwa 12 000 Leuten gesprochen, ist aber im Aussterben begriffen. Unter den Litteraturdenkmälern, die nicht weit hinaufreichen, sind die eigentümlichsten die Balladen und Christmas Carols, die am Weihnachtsabend gesungen werden. Die Bibel ist 1771-75 unter den Bischöfen Wilson und Hildesley übersetzt und gedruckt worden. Für die Rettung der Überreste ist seit 1858 die Manx Society thätig. Grammatik von Kelly (1805; neugedruckt Douglas 1859 und Lond. 1870); Manx Dictionary von Kelly und andern (Douglas 1866).