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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Manuel II. - Manuskript

Barbarossa aus Italien zu verdrängen und die Krone des abendländischen röm. Kaisertums für sich zu erwerben. Als diese seit 1161 begonnenen Versuche schließlich durch den Friedensschluß zwischen Friedrich I. und der Kurie zu Venedig im Sommer 1177 vereitelt wurden, hatte die Niederlage, welche die Seldschuken 1176 dem großen Ritterheer bei dem phrygischen Myriokephalon beibrachten, dem Kaiser M. auch seinen kriegerischen Nimbus geraubt. Er starb 24. Sept. 1180. - Vgl. von Kap-Herr, Die abendländ. Politik Kaiser M.s (Straßb. 1881).

Manuel II. Paläologos, byzant. Kaiser (1391-1425), geb. 1348, Sohn des Kaisers Johannes V., spielte bereits während der Regierung seines Vaters eine bedeutende polit. Rolle und trat nach dessen Tode (16. Febr. 1391) die Herrschaft an. Er führte einen langjährigen Krieg mit den Türken unter Bajazet, der zuletzt M.s Neffen Johannes unterstützte und M. zwang, 4. Dez. 1398 diesen als Mitregenten anzuerkennen. (S. Johannes VII.) Die Freundschaft, die M. mit dem jungen Sultan Mohammed I. (1410) schloß, verschaffte ihm die Rückgabe verschiedener griech. Städte und eine längere Reihe friedlicher Jahre. Als aber Mohammed 1421 starb, nahm der neue Sultan Murad II. die alte Feindschaft der Osmanen gegen die Griechen wieder auf. Noch widerstand die Hauptstadt Konstantinopel 1422 seinen Angriffen; aber in einem Friedensschluß vom 22. Febr. 1424 mußte M., bereits schwer krank, viele Städte abtreten, dazu den Osmanen tributpflichtig werden. Die Regierung übernahm nun M.s Sohn Johannes VIII.; M. selbst starb 21. Juli 1425 als Mönch in dem Pantokratorkloster. - Vgl. B. de Xivrey, Sur la vie et les ouvrages de l'empereur Manuel Paléoloque (in den "Mémoires de l'Académie des Inscriptions", Bd. 19, Par. 1853).

Manuel, Don Juan, Infant von Castilien, Enkel Ferdinands des Heiligen und Neffe Alfons' X., geb. 5. Mai 1282 zu Escalona, zeichnete sich frühzeitig in den Kämpfen gegen die Mauren aus, riß dann nach dem Tode König Ferdinands IV. (1312) die vormundschaftliche Regierung an Stelle Alfons' XI. gewaltsam an sich; auch nach 1325, da letzterer selbständig zu regieren begann, war er, bald mit Aragon, bald mit Portugal verbündet, dessen Thronerben er seine Tochter Konstanze vermählte, der Schrecken der Mauren, während er dann wieder, mit diesen zeitweise im Einverständnis, die gegen Granada gerichteten Unternehmungen des Königs vereitelte. 1337 versöhnte er sich jedoch dauernd mit dem König. Er starb 1349. M. war auch als Schriftsteller thätig; sein "Graf Lucanor" ("El Conde Lucanor") gehört zu den Zierden der span. Prosa. Neueste Ausgabe in der "Biblioteca de autores españoles", Bd. 51 (Madr. 1860); deutsch von Eichendorff, Berl. 1840). - Vgl. Baist, Alter und Textüberlieferung der Schriften Don Juan M.s (Halle 1880).

Manuel I., König von Portugal, s. Emanuel I.

Manuel, Nikol., genannt Deutsch, Maler und Dichter, geb. wahrscheinlich 1484 zu Bern, scheint in der Colmarer Schule Martin Schongauers seine Bildung empfangen zu haben; später, wahrscheinlich um 1511, wurde er angeblich für einige Zeit in Venedig Tizians Schüler, wovon sein Stil indes wenig Zeugnis giebt. In Bern angesiedelt, nahm er als Mitglied des Rats sowohl an den ital. Feldzügen wie an den reformatorischen Kämpfen der Schweiz Anteil. Er starb 30. April 1530 in Bern. Sein Hauptwerk, ein auf die Umfassungsmauer der dortigen Dominikanerkirche 1515-21 gemalter Totentanz, ist nur noch in Nachbildungen vorhanden. Von seinen Ölgemälden und Zeichnungen finden sich die meisten in Bern und in Basel. M.s Tendenzdramen ("Die Totenfresser", 1522, "Von Papsts und Christi Gegensatz", 1522, die keck humoristische Farce "Der Ablaßkrämer", 1525 u. a.) sind von mächtiger, demagogisch erregender Kraft. Sie werden noch übertroffen von dem Prosadialog "Krankheit der Messe" (1528), einem meisterhaften Abbild der Berner Reformationsgeschichte. In dem gereimten Gespräch "Barbali" (1526) besiegt ein bibelkundiges zwölfjähriges Mädchen eine ganze Pfaffenschar. Gegen die Bilderstürmer wehrte sich M.s künstlerischer Sinn in der "Klagrede der armen Götzen" (1528). Seine Dichtungen gab Bächtold (Frauenf. 1878) heraus. - Vgl. die Biographien von Grüneisen (Stuttg. 1837), Schaffroth (Bas. 1885), Händtke (Frauenf. 1889).

Von seinem Sohne, Hans Rudolf M., gest. 1571, rühren viele Holzschnitte in Seb. Münsters "Kosmographie" her.

Manufaktur (vom lat. manu factum, d. i. mit der Hand gemacht), bezeichnet speciell die Werkstätten der Handarbeit, im allgemeinen Sinne die Veredelungsgewerbe, im Gegensatz zu der Rohproduktion und dem Handel. Unter Manufakturwaren werden jetzt vorzugsweise die Erzeugnisse der Textilindustrie verstanden.

Manukaption (neulat.), handschriftliche Bürgschaft; Manukáptor, Bürge durch Handschrift.

Manum de tabula! (lat.), die Hand vom Bild! dann allgemein: Hand weg! Citat aus Ciceros "Epist. ad familires" (7,25); in des ältern Plinius "Naturalis historia" (35,36) wird der Maler Apelles als Urheber der Äußerung bezeichnet.

Manumea, s. Zahntaube.

Manumissio (lat.), s. Sklaverei.

Manuped (vom lat. manus, Hand, und pes, Fuß), s. Velociped.

Manu propria (lat.), eigenhändig.

Manus (lat., "Hand"), die Gewalt des Eheherrn, in welcher die Ehefrau in früherer strenger röm. Ehe stand, so daß sie Vermögen nur für den Eheherrn erwarb. M. militaris, die bewaffnete Mannschaft, mittels welcher die Zwangsvollstreckung betrieben wurde. M. mortŭa, Tote Hand (s. d.).

Manuskript (lat., d. i. Handschrift), jedes geschriebene Schriftstück im Gegensatz zu einem durch den Druck hergestellten und meist auch dem Publikum allgemein zugänglich gemachten Schriftwerke. Häufig werden litterar. Erzeugnisse "als M. gedruckt", d. h. sie werden durch den Druck vervielfältigt, aber gleich einer Handschrift nur nach Bestimmung des Autors oder Besitzers weitergegeben. Namentlich geschieht dies bei dramat. Werken, die "den Bühnen gegenüber als M." gedruckt werden; in diesem Falle behält sich der Dichter das Recht vor, mit den Bühnen wegen der etwaigen Aufführung seines Stückes noch besonders abzuschließen.

M. oder Handschriften im engern Sinne (libri oder codices manuscripti) ist der Name aller teils aus der Zeit vor Erfindung der Buchdruckerkunst, teils auch später abgefaßten handschriftlichen Bücher. Ihre Behandlung und Lesung bildet einen Hauptgegenstand der Diplomatik (s. d.) und Paläographie (s. d.); ihre Aufbewahrung, Katalogisierung, Benutzung u. s. w. lehrt die Bibliothekswissenschaft (s. d.). Alle noch vorhandenen alten M. sind entweder auf