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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Marasmus - Marbach (Stadt)

mer und Herbst, sehr gemein. Wegen seines Geschmacks und Geruchs nach Knoblauch wird er besonders zu Hammelfleisch als Gewürz verwendet.

Marasmus (grch.), die infolge von Krankheiten oder andern Ursachen eingetretene körperliche Entkräftung, im allgemeinen gleichbedeutend mit Kachexie und Hektik. Mit Marasmus senilis zeichnet man den abgezehrten, kraftlosen Zustand der Greise. (S. Altersschwäche und Greis.)

Marasquino, s. Maraschino.

Marassi, Villenort, s. San Francesco d'Albaro.

Marat (sr. -rá), Jean Paul, franz. Revolutionär, geb. 24. Mai 1744 zu Boudry (Neuchâtel), studierte in Paris Medizin, war dann zu Edinburgh franz. Sprachlehrer und gab dort 1774 eine revolutionäre Schrift: "The chains of slavery", heraus, die er später auch französisch: "Les chaines de l'esclavage" (Par. 1792 u. ö.), erscheinen ließ. Durch mehrere physik. Schriften über das Feuer, das Licht und die Elektricität suchte er Newton zu widerlegen. Mit Voltaire geriet M. wegen seiner Schrift "De l'homme ou des principes et des lois de l'influence de l'âme sur le corps et du corps sur l'âme" (3 Bde., Amsterd. 1773) in Streit. Schließlich ließ er sich als Arzt in Paris nieder und erhielt hier eine Anstellung als Stallarzt beim Grafen von Artois. Beim Ausbruch der Revolution zeigte er sich sogleich als wilden Demagogen. Sein Einfluß auf die niedere Klasse stieg, als er 12. Dez. 1789 den "Publiciste Parisien" herausgab, den er einige Monate später in den "Ami du peuple" umwandelte. Danton, der M. als Werkzeug gebrauchen wollte, suchte seine Bekanntschaft und brachte ihn in den Klub der Cordeliers. Im Jan. 1790 befahl der Stadtrat seine Verhaftung. M. verbarg sich und wagte sich erst nach dem Fluchtversuch des Königs wieder an die Öffentlichkeit. Nach der Katastrophe vom 10. Aug. 1792 trat er förmlich in die Dienste Dantons, der Justizminister geworden war. Er ließ sich in den Ausschuß zur Überwachung der Verräter aufnehmen und übte auf die Beratungen, welche die Septembergreuel hervorriefen, den entschiedensten Einfluß. Unter dem Eindruck der Gefängnismorde wurde M. in den Konvent gewählt, wo er sich noch wilder und blutdürstiger zeigte als in seiner Zeitschrift, die er seit 21. Sept. 1792 "Journal de la République" nannte. Im März 1793 erließ er als Präsident des Jakobinerklubs eine Adresse an das Volk, in der es zum Aufstande und zur Ermordung der Girondisten aufgefordert wurde. Die Girondisten klagten M. deshalb an, aber die Geschworenen sprachen ihn nach einer possenhaften Verhandlung 24. April frei. Bei dem Staatsstreich vom 31. Mai bis 2. Juni war er vor andern thätig. Am 13. Juli erstach ihn Charlotte Corday d'Armans (s. d.) im Bade. Am 4. Nov. 1793 gewährte ein Dekret den Überresten M.s ein Grab im Pantheon; ein anderes aber vom 8. Febr. 1795 wies die Leiche wieder hinaus. - Vgl. Aulard, L'éloquence parlamentaire pendant la révolution française. Les orateurs de la Législative et de la Convention (2 Bde., Par. 1885).

Marathen, ind. Volk, s. Mahratten.

Marathi, ind. Sprache, s. Mahrati.

Marathon, ein Flecken an der Ostküste von Attika, in der Nähe des heutigen Vraná. M. wurde berühmt durch den glorreichen Sieg, den hier nach der Überlieferung am 12. Sept., in Wirklichkeit wahrscheinlich im Hochsommer 490 v. Chr. die Athener unter Miltiades (s. d.) über die Perser erkämpften. - Vgl. Welzhofer, Der Kriegszug des Datis und die Schlacht bei M. (im "Histor. Taschenbuch", 6. Folge, 11. Jahrg., Lpz. 1892).

Marathonisi, Ort an Stelle des alten Gythium (s. d.).

Marathus, altphöniz. Stadt, s. Amrit.

Maratra, Gonsalvo Hernandez de Cordova, Fürst von, s. Cordova, Gonsalvo Hernandez de.

Maratta, Carlo, Maler, s. Maratti.

Maratten, ind. Volk, s. Mahratten.

Maratti oder Maratta, Carlo, ital. Maler, geb. 13. Mai 1625 zu Camerino in der Mark Ancona, war ein Schüler des bolognesischen Malers Sacchi, bildete sich aber hauptsächlich nach Raffael, den Carracci und besonders nach Guido Reni, als dessen Nachahmer er gelten kann. Von Clemens XI., dem König von Frankreich und andern Fürsten hoch gehalten, starb er 15. Dez. 1713 in Rom. Die Anzahl seiner Madonnen- und sonstigen Heiligenbilder ist sehr groß. Die meisten derselben befinden sich zu Rom (zu St. Peter, im Lateran, in den Palästen Chigi, Doria u. s. w.), Siena, Florenz, Perugia, in der Dresdener Galerie, in der Eremitage zu Petersburg und im Louvre zu Paris. Auch vollführte er die sorgfältige Restauration der Raffaelschen Fresken im Vatikan. Er hat ferner eine Anzahl Blätter radiert. - Seine Tochter Faustina M., mit dem Dichter Zappi (s. d.) vermählt, war sowohl Malerin als Dichterin.

Marattiaceen, Familie aus der Abteilung der Farne (s. d.) mit gegen 30 tropischen Arten, meist sehr große Farne mit mehrfach gefiederten Wedeln, die am Grunde nebenblattartige Gebilde besitzen. Die Sporangien sind ohne jede Ringbildung, haben ziemlich dicke Wände und weichen in ihrer ganzen Ausbildung bedeutend von den Sporangien der meisten übrigen Farnfamilien ab.

Maravedi, altspan. Münze, von den Mauren eingeführt und wahrscheinlich nach der herrschenden Familie der Almoraviden benannt. Ursprünglich Gold- und Silbermünze, seit 1474 kupferne Scheidemünze geringen Wertes, wurde sie durch das Münzgesetz von 1848 abgeschafft.

Marbach. 1) Oberamt im württemb. Neckarkreis, hat 226,97 qkm und (1890) 26 927, 1895: 26 535 (12 823 männl., 13 712 weibl.) E., 3 Städte und 23 Landgemeinden. - 2) Oberamtsstadt im Oberamt M., am Einfluß der Murr in den Neckar und an der Linie Bietigheim-Backnang und der Nebenlinie M.-Beilstein (14 km) der Württemb. Staatsbahn, Sitz des Oberamtes und eines Amtsgerichts (Landgericht Heilbronn), hat (1895) 2296 (1890: 2307) meist evang. E., Post, Gewerbebank; Leder-, Stuhl- und Ölfabrikation, Sägewerke, Mühlen, Kram- und Viehmärkte, Weinbau. M. ist Geburtsort Schillers. In dessen Geburtshause (1859 renoviert) sind Reliquien von dem Dichter und seiner Familie, eine wertvolle Schillerbibliothek, Autographen und Urkunden, Gemälde (darunter das berühmte Simanowitzsche Schillerbild) u. s. w. ausgestellt. Auf der Schillerhöhe ist 9. Mai 1876 ein Denkmal Schillers enthüllt worden. Außerhalb der Stadt liegt die schone got. Alexanderkirche, 1450-81 gebaut, mit der von den Deutschen Moskaus gestifteten großen Schillerglocke Concordia, und ein großer Viadukt über den Neckar (350 m lang, 28 m hoch, 1879 erbaut). - Der Ort ist von den Römern gegründet und war im 10. Jahrh. befestigt. 1462-1504 war M. pfälz. Lehn. Denkwürdig ist das