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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Marenco (Leopoldo) - Marey

Marenco, Leopoldo, ital. Dichter, Sohn des vorigen, geb. 8. Nov. 1831 zu Ceva, erhielt 1851 eine Anstellung im sardin. Finanzministerium, war seit 1860 Professor der ital. Litteratur zu Bologna, dann zu Mailand, zog sich 1871 zurück und lebt seitdem in Turin. Unter seinen zahlreichen Dichtungen ragen hervor: "Celeste. Idillo campestre" (4. Aufl., Mail. 1879): die Trauerspiele "Piccarda Donati" (1809), "Saffo" (1880), "Rosalinda" (1884) sowie die Schauspiele "Lo spiritismo" (1869), "Il ghiacciaio di Monte Bianco" (1870), "Quel che nostro non è" (1877), "Giorgio Gandi" (4. Aufl. 1882), "Bice" (1884). Eine Gesamtausgabe seiner Dramen erschien als "Teatro" seit 1884 in 20 Bänden zu Turin.

Marende (vom ital. merenda), in Tirol soviel wie Vesperbrot; marenden, vespern.

Marengo, volkstümliche Bezeichnung der 20-Lire-Stücke in Italien.

Marengo, Flecken in der ital. Provinz Alessandria, zwischen Alessandria und Tortona, am Fontanone, 6 km oberhalb seiner Mündung in den Tanaro, in kahler Ebene gelegen, bekannt durch ein Gefecht, 16. Mai 1799, zwischen den Franzosen unter Moreau und den Österreichern und Russen unter Bagration, dann durch die Schlacht 14. Juni 1800. Bonaparte, der über 33 000 Mann (davon nur 3700 Reiter) verfügte, glaubte, sein Gegner wolle ins Genuesische entweichen, und ließ 13. Juni Desaix mit 5000 Mann nach Novi vorrücken. Am 14. überschritt die österr. Armee die Bormida, griff Victor bei M. an und trieb ihn bis hinter San Giuliano zurück. Gegen 10 Uhr erschien Bonaparte mit der Division Monnier und fand Lannes ebenfalls hart bedrängt. Er unterstützte ihn mit einigen Brigaden und der Konsulargarde. Indes drangen die Österreicher vor und durchbrachen gegen 1 Uhr das franz. Centrum; die Schlacht schien verloren. Melas, verwundet, verließ am Nachmittag das Schlachtfeld, um den Sieg nach Wien zu berichten, und übertrug die Verfolgung des Feindes dem Generalstabschef Zach; doch fehlte es an Kavallerie. Gegen 5 Uhr nachmittags erschien Desaix und drang an der Spitze seiner Division vor, wurde aber sogleich tödlich verwundet, und seine Truppen mußten der feindlichen Übermacht weichen. Da entschied Kellermann mit einer schwachen Dragonerbrigade das Schicksal der Schlacht. Er zersprengte die vorderste Grenadierkolonne und nahm 2000 Mann mit dem General Zach selbst gefangen und warf eine Dragonerbrigade, die auf der Flucht zum Teil eigene Infanterie niederritt. Bonaparte ließ nun die ganze Linie vorrücken. Der Rückzug der Österreicher artete bald in wilde Flucht aus. Fast sämtliche Geschütze fielen in die Hände des Siegers. Die Österreicher verloren 6400 Mann, die Franzosen 7000 Mann. Am folgenden Tage unterzeichnete Melas den Waffenstillstand von Alessandria. (S. Französische Revolutionskriege, Bd. 7, S. 195 a.) - Zu unterscheiden ist davon M. in der Provinz Mantua, bei welchem 6. Febr. 1814 ein Gefecht zwischen den Truppen Eugene Beauharnais' und Bellegardes statthatte.

Marennes (spr. -renn). 1) Arrondissement im franz. Depart. Charente-Inférieure, hat 808,86 qkm, (1891) 50 590 E., 34 Gemeinden und 6 Kantone. - 2) Hauptstadt des Arrondissements M., 2,5 km vom Meere, südwestlich von Rochefort, am rechten Ufer der Seudre, an der Linie Tonnay Cbarente-Le Capus der Staatsbahn, zwischen der Flußmündung und der Reede von Brouage, hat (1891) 2240, als Gemeinde 5415 E., Schiffbau, Salzgewinnung und großartigen Austernfang (jährlicher Versand 25 Mill. Stück), einen Hafen, Zollstätte, Civil- und Handelsgericht.

Marenzio, Luca, ital. Komponist, geb. um 1550 zu Coccaglio, gest. 22. Aug. 1599 zu Rom, ist einer der bedeutendsten Vertreter des Madrigals. Einzelne seiner zahlreichen Madrigalenbücher, von denen die neun Bücher fünfstimmiger (Vened. 1580-89) die berühmtesten sind, wurden wiederholt aufgelegt. Besonders ausgezeichnet sind die Kompositionen über elegische Gedichte durch ihren innigen, weichen, vornehmen und gewählten Ton; doch war M. auch ein Meister im heitern Chorlied, wie die dreistimmigen "Villanelle ed arie alla Napoletana" (1584-1605) beweisen. In den geistlichen Kompositionen pflegte er hauptsächlich die Motette, auch hier von den Zeitgenossen, die seine chromatische Melodieführung bezauberte, als Muster gefeiert. Kompositionen M.s sind abgedruckt in Proskes "Musica divina", Chorons "Principes de composition" u. a.

Mareotis, im Altertum eine Landschaft Unterägyptens, westlich vom Delta, am Südufer des nach ihr benannten Sumpfsees (jetzt Mariut) im S. von Alexandria.

Maresch, Joh. Anton, Musiker, s. Russische Hornmusik.

Maret (spr. -reh), Hugo Bernard, Herzog von Bassano, franz. Publizist und Staatsmann, geb. 1. März 1763 zu Dijon, kam etwa 1788 nach Paris und gab nach Ausbruch der Revolution das "Bulletin de l'Assemblée" heraus, das er später mit dem "Moniteur" verschmolz. Unter der Republik wurde er Legationssekretär in Brüssel, dann in Hamburg, dann Sektionschef im Ministerium des Äußern. Als solcher erhielt er 1792 eine Mission nach England und leitete hier die Verhandlungen bis zur Kriegserklärung (Anfang 1793). Im Juli 1793 zum Gesandten in Neapel ernannt, wurde er auf der Reise in Graubünden von den Österreichern aufgehoben und blieb 2½ Jahre in Kufstein interniert. 1796 unterhandelte er mit den Engländern in Lille und wurde im selben Jahre in den Rat der 500 gewählt. Nach Napoleons Rückkehr von Ägypten trat M. in dessen Dienst. Als Generalsekretär und Staatssekretär gehörte er zu den Vertrauten Napoleons, dessen offizielle Korrespondenz er führte und von dem er 1807 zum Grafen, 1809 zum Herzog von Bassano (s. d.) erhoben wurde. Auch auf dem russ. Feldzuge begleitete er, 1811 zum Minister des Auswärtigen erhoben, den Kaiser und leitete dann die Aushebungen, durch die Napoleon sich gegen die europ. Koalition aufrecht zu erhalten suchte. Gegen Ende 1813 mußte er das Portefeuille an Caulaincourt abgeben, da er ohne Grund allgemein als Gegner des Friedens galt. Während der Hundert Tage übernahm M. wieder das Ministerium des Staatssekretariats, ward nach der Rückkehr der Bourbonen verbannt und lebte bis 1820 in Linz und Graz. Amnestiert, kam er nach Paris zurück, ward 1831 von Ludwig Philipp zum Pair, im Nov. 1834 zum Minister des Innern und Kabinettschef erhoben, was er nur wenige Tage blieb, und lebte dann, mit litterar. Arbeiten beschäftigt, bis an seinen Tod, 13. Mai 1839, in Paris. - Vgl. Ernouf, M. duc de Bassano (Par. 1878; 2. Aufl. 1884).

Mareuil (spr. -röj), franz. Flecken bei Ay (s. d.).

Marey (spr. -reh), Etienne Jules, Physiolog, geb. 5. März 1830 zu Beaune im franz. Depart.