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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Marderfelle - Marenco (Carlo)

Marderfelle, die Felle von Marderarten, gehören zum edlern Pelzwerk und sind am besten von Tieren, die im Winter getötet sind. Dem Zobel am nächsten kommen die Felle des Baum- oder Edelmarders; die schönsten liefert Norwegen, dann Schweden (nordische M., Wert 12,50 bis 20 M.), die meisten Deutschland (Bayern und Württemberg), die Schweiz, Österreich, Italien und die Balkanhalbinsel (Landbaummarder, Wert 7,50 bis 10 M.); von allen gehen 80 bis 90 Proz. nach Rußland, das auch seine eigene nicht unbedeutende Ernte selbst verbraucht u. s. w. Häufiger sind die Stein - oder Hausmarder, deren Felle in Bündeln zu 40 Stück in den Handel kommen und auf der Balkanhalbinsel (Bosnien, Serbien und Griechenland) am größten und schönsten sind (Wert 8 bis 10 M.). Landbaummarder (Wert 6 bis 8,50 M.) kommen ans Deutschland, Österreich, Italien und Frankreich. Die Felle beider Marderarten werden oft auch zobelähnlich gefärbt. Bedeutende Mengen von M., die aber nur unter dem Namen amerik. Zobel in den Handel kommen, liefert der nordamerik. Marder (s. Zobelfelle). Eine besondere Art ist der iltisähnliche tatar. Marder Russisch-Asiens, dessen Fell, Kolinski genannt, wegen zu heller Farbe weniger geschätzt ist. Die Schweife der Marder geben vorzügliche Malerpinsel.

Mardi (frz.), Dienstag; M. gras (spr. gra, "fetter Dienstag"), Fastnacht; Mardisten, s. Feuilleton.

Mardin, Stadt im asiat.-türk. Wilajet Diarbekr, liegt terrassenförmig am Abhang des 1500 m hohen Masiusberges, dessen Gipfel ein verfallenes Fort trägt, hat etwa 12 000 E., darunter 5000 Christen.

Mardochai, s. Esther.

Mardochaitage, jüd. Fest, s. Purimfest.

Mardonius (altpers. Mardunniya), pers. Feldherr, Sohn des Gobryas, Schwiegersohn Darius I., unterwarf 493 v. Chr. im Auftrage seines Schwiegervaters Westthrazien und Macedonien. An weiterm Vordringen wurde er namentlich durch einen Sturm, der seine Flotte am Berge Athos zerschellte, gehindert. Danach scheint er in Ungnade gefallen zu sein. Erst 480 begleitete er wieder Xerxes auf dessen Zuge nach Griechenland. Nach der Schlacht von Salamis blieb er mit dem Landheer zurück, unterlag aber und fiel bei Platää (479).

Mare (lat.), Meer; M. Britannĭcum, der Kanal; M. Cantabrĭcum, der Biscayische Meerbusen; Cronĭum, das Nordpolarmeer; M. Erythraceum, das Rote Meer; M. Etruscum, das Tyrrhenische Meer; M. Hibernĭcum, die Irische See; M. Hyrcanĭum, das Kaspische Meer; M. mediterranĕum oder internum, das Mittelmeer; M. Germanĭcum, die Nordsee; M. Podamum, der Bodensee; M. Suevĭcum, , die Ostsee u. a. m.

Mare oder Nengoné, s. Loyalty-Inseln.

Mareca, s. Pfeifenten.

Maréchal (frz., spr. -schall), Marschall (s. d.); M. de camp (spr. kang), ehemals soviel wie Brigadegeneral; M. de France (spr. frangß), s. Marschall; M. des logis-chef (spr. dä loschih schefs), s. Wachtmeister; M. ferrant (spr. -ráng), Hufschmied.

Maréchal Niel (frz., spr. -scháll niéll), s. Rose.

Maréchaussee (frz., spr. -schoßeh), mittellat. mareschalchia, ehemals die Abgabe der Hintersassen der Feudalherren an Pferdefutter; ferner die 120 Gerichtsbezirke des höchsten franz. Gerichtshofs, der aus Marschällen unter Vorsitz des Connétable bestand, in denen gegen Falschmünzer, Straßenräuber, fahrendes Volk und Diebe summarisch verfahren wurde. Bald wurde der Name M. übertragen auf die Richter dieser Gerichtshöfe und deren Hilfspersonal, die Garde de la Prévóté. Diese militär. Polizeitruppe wurde von Franz I. organisiert, von Heinrich II. vermehrt und besonders auch mit der Überwachung der vielen, ohne ehrenvollen Abschied entlassenen Söldner, die damals die Straßen unsicher machten, betraut. 1720 erhielt die M. ihre endgültige Verfassung und wurde 1790 aufgelöst.

In den Niederlanden heißt die Gendarmerie M. und bildet als solche 4 Divisionen, von denen die 1. vier, die 2. drei, die 3. drei, die 4. zwei Distrikte umfaßt. Gesamtstärke 1894: 15 Offiziere, 450 Unteroffiziere und Mannschaften zu Pferd, 185 zu Fuß mit zusammen 30 Offiziers-, 456 Unteroffiziers- und Mannschaftspferden.

Marée (frz.), Ebbe und Flut; dann auch ungesalzene Seefische, daher chambre de la marée, Gerichtshof für Angelegenheiten des Fischhandels.

Maree, Loch (spr. lock märrih), schmaler See in der schott. Grafschaft Roß, in wilder Gegend, ist 21 km lang und bis 110 m tief. Im NO. erhebt sich der Ben Slioch (981 m), im SO. der Ben Eighe (1000 m).

Marées, Hans von, Maler, geb. 24. Dez. 1837 zu Elberfeld, studierte 1853 bei Steffeck, später in München, ging 1864 nach Rom, wo er sich dauernd niederließ und 5. Juni 1887 starb. M.' Streben ging dahin, eine strenge Stilform durch vollständiges Erfassen der Natur und durch Wiedergeburt derselben im Kunstwerk zu erlangen. Seine künstlerische Kraft entsprach nicht dem hohen Fluge seines Wollens. Er hat selbst kaum ein befriedigendes Werk hinterlassen, wohl aber auf Feuerbach, Böcklin, Hildebrandt u. a. mächtig eingewirkt. - Vgl. C. Fiedler, Hans von M. (Münch. 1889); K. Von Pidoll, Aus der Werkstatt eines Künstlers (Luxemb. 1890).

Marekanit, Mineral, s. Obsidian.

Mar Elias, Kloster bei Saida (s. d.).

Marellen, soviel wie Aprikosen.

Maremmen (ital., vom lat. maritima, am Meer gelegen), die ungesunden Sumpfgegenden an der Westküste Italiens, zwischen der Mündung des Cecina und Orbetello, in einer Länge von 150 km oft 11-30 km breit. Ehemals waren diese Gegenden fruchtbar, gesund und bewohnt. Die 2600 qkm großen Sümpfe, deren ungesundeste Strecken die von Campiglia und Piombino, die Ebene zwischen Castiglione della Piscaja und Grosseto und das Thal der Albegna bei Orbetello waren, werden bereits seit 1828 mit Erfolg urbar gemacht, und zwar dadurch, daß man trübe Bergwässer darüber leitet und den Abfluß absperrt, bis sich die anschlemmenden Substanzen abgesetzt haben und klares Wasser abfließt. Verschieden von den M. sind die Campagna di Roma und die Pontinischen Sümpfe (s. d.). Die Maremmenbahn (Livorno-Cecina-Rom) folgt der alten Via Aurelia.

Marenco, Carlo, ital. Tragödiendichter, geb. 1. Mai 1800 zu Cassolo in Piemont, widmete sich dem Studium der Rechte, später ausschließlich der Poesie, ward Rat der Generalintendanz von Savona und starb daselbst 20. Sept. 1843. Seine Tragödien, worunter die vorzüglichsten "Pia de' Tolomei", "Berengario", "Arrigo di Svevia", "Corso Donati", "Arnaldo de Brescia", "Corradino", "Il conte Ugolino", sind in einer Gesamtausgabe (4 Bde., Tur. 1835-40) erschienen. Nach seinem Tode wurden noch "Tragedie inedite" (Flor. 1856) veröffentlicht.