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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Marigliano - Marine

hielt er die Stelle eines Conservateur-Adjoint am Ägyptischen Museum, ging aber 1858 wiederum nach Ägypten und wurde vom Vicekönig mit der Leitung der Ausgrabungen betraut, welche an den wichtigsten Ruinenstätten des ganzen Landes auf Anordnung der ägypt. Regierung unternommen werden sollten. M. gründete zur Aufbewahrung der zu Tage geförderten Schätze in Bulak ein Museum (seit 1890 nach Giseh verlegt), das alle andern Sammlungen ägypt. Altertümer in den Schatten stellt. M. war Mitglied der Académie des inscriptions, erhielt den Rang eines Pascha und starb 18. Jan. 1881 zu Bulak. Über seine ersten Arbeiten hat M. in dem Prachtwerke "Le Sérapéum de Memphis" (Par. 1857 fg., unvollendet) berichtet, und dann mehrere Monumentenpublikationen folgen lassen, wie "Notice des principaux monuments du musée de Boulacq" (Alexandria 1864), "Abydos" (ebd. 1870-80), "Les papyrus égyptiens du musée de Boulacq" (Par. 1871-77), "Monuments divers (ebd. 1872-89; Text von G. Maspero), "Denderah" (Alexandria 1873-80), "Karnak, étude topographique et archéologique" (Lpz. 1875), "Les listes géographiques des pylônes de Karnak" (ebd. 1875), "Deir-el-bahari. Documents topographiques, historiques et ethnographiques" (ebd. 1877), "Les Mastabas de l'ancien empire" (aus den hinterlassenen Papieren M.s von G. Maspero herausgegeben, ebd. 1882-89) u. a. m.

Marigliano (spr. -riljā-), Stadt in der ital. Provinz Caserta, Kreis Nola, an den Nebenbahnen Neapel-Bajano und Caserta-Torre Annunziata-Castellammare des Mittelmeernetzes, mit schöner Kirche und großem Schloß, zählt (1881) 6310, als Gemeinde 11 487 E. Vesuvausbrüche beschädigten es 1631 und 1793.

Marignano (spr. -rinjā-), ital. Stadt, s. Melegnano.

Mariguana, eine der Bahama-Inseln (s. d.).

Mariinsk. 1) Bezirk im östl. Teil des russ.-sibir. Gouvernements Tomsk im Gebiet des Tschulym (Nebenfluß des Ob), hat 81 304,1 qkm, 94 846 E. (Russen und besonders russifizierte Tataren); Goldwäscherei, Ackerbau und Viehzucht. - 2) Bezirksstadt im Bezirk M., an der zum Tschulym gehenden Kija, hat (1893) 7100 E., Post, Telegraph, eine Kirche und Handel mit den Produkten der nahen Goldwäschereien. - 3) Russ. Stadt und Festung am untern Amur (s. d.).

Marilaun, Ritter von, s. Kerner, Anton.

Marille, Name der Aprikose.

Marina, La, Hafenort, s. Tarabulus.

Marine (zunächst frz.; vom lat. marinus, das Meer betreffend) bezeichnet im allgemeinen alles, was auf die Seeschiffahrt Bezug hat. Man teilt das Seewesen in Handelsmarine (s. d.) und Kriegsmarine und begreift darunter die Schiffe mit ihren Bemannungen, um nach deren Größe und Zahl ihre Bedeutung für die Geltung eines Landes zur See zu ermessen. Im engern Sinne wird jedoch unter M. das Seekriegswesen mit den verschiedenen Klassen von Schiffen, Mannschaften, Armierung, Bauwerften u. s. w. verstanden.

Eigentliche M., also Kriegsschiffe nebst entsprechender Ausrüstung zum Kampf auf See bestimmt, bauten zuerst die Korinther etwa 700 v. Chr.; nach Thucydides soll die erste Seeschlacht 664 v. Chr. zwischen Korinthern und Korcyräern geliefert worden sein. Themistokles begründete die Seemacht Athens durch den Bau einer Flotte von Trieren (s. d.).

In den Punischen Kriegen kämpfte die junge M. Roms mit wechselndem Erfolg gegen die altbewährten karthagischen Seefahrer und trug endlich den Sieg davon infolge ihrer Mannszucht und dadurch, daß der Kampf vermöge der Enterhaken und Enterbrücken mit den stürmenden Soldaten geführt wurde. Die schon von Themistokles eingeführte Rammtaktik durch den Sporn am Bug der Schiffe trat damit wieder in den Hintergrund. Zur Zeit der Schlacht von Actium (31 v. Chr.) erhielten die Kriegsschiffe eine freilich noch sehr primitive Artillerie von Katapulten und Ballisten, sowie Türme mit Bogenschützen; unter Konstantin d. Gr. kam das Griechische Feuer (s. d.) hinzu.

Im Mittelalter waren es zunächst die Normannen, die zur See Krieg führten und die durch ihre Wikingerfahrten der Schrecken der benachbarten Völker wurden. Taktische Formationen unter Segel traten zuerst in der bedeutendsten Schlacht des Mittelalters, bei Sluys 1340 zwischen Engländern und Franzosen, auf. Von jener Zeit an manövrierten die größern Schiffe der atlantischen Seestaaten nur unter Segel. Die Segelschiffe gestatteten die Aufstellung der Geschütze in der Breitseite, was nach Erfindung des Pulvers bei allen seefahrenden Nationen schnell in Aufnahme kam. Auch die Kampfweise änderte sich hiermit; der Fernkampf mit den Geschützen ging nur für den Augenblick der Entscheidung, bei der Enterung, in den Nahkampf über. Es wurden nun schon Schiffe mit drei Decks gebaut, die Gallionen, mit drei bis vier Masten und mit hoher Kampagne. Heinrich VIII. schuf eine stehende M. in England; er baute 1515 den Henry-Grace-à-Dieu, ein Linienschiff von 1000 t Gehalt, mit 2 Batterien zu 80 Geschützen.

Im Mittelmeer blieben bis in die neuere Zeit Ruderflotten in Gebrauch.

Bis zum 17. Jahrh. bestanden die M. nur zum kleinsten Teil aus eigentlichen Kriegsschiffen, zum größten aus bewaffneten Kauffahrern, die mit ihren Besatzungen gemietet wurden oder gestellt werden mußten. So gehörten zu der Flotte, die Elisabeth 1588 der Armada entgegenstellte, nur 34 der königlichen M. an, alle übrigen waren bewaffnete Handelsschiffe. Vom 17. Jahrh. ab beginnt die Zeit der ungefügen Linienschiffe (s. d.). Doch begann man auch schnellsegelnde Fregatten (s. d.) namentlich zum Kundschaftsdienst zu benutzen. Nur Schiffe von mehr als 50 Kanonen wurden als Schlachtschiffe gezählt. Es entstanden feste seetaktische Regeln, Reglements für Ausbildung des Personals an den Geschützen und im Entergefecht, Flaggen- und Salutreglements und eine eingehende Marineorganisation. Es ist die Zeit der heldenmütigsten Geschützkämpfe; auf Pistolenschußweite, backgebraßt, beschossen sich stundenlang stillliegend die mächtigen Kolosse, während die Zersplitterung der Schiffsteile mehr Verluste herbeiführte als die Vollgeschosse selbst. Schon wurden Brander (s. d.) mit Erfolg verwendet, namentlich bei Strom gegen vor Anker liegende Flotten abgelassen. In den Einzelgefechten spielte das Entern, nach vorherigem Geschützkampf, die entscheidende Rolle.

Auch die Dänen und Schweden hatten es im Laufe des 17. Jahrh. zu kräftigen M. gebracht; ebenso die Russen, deren M. durch Peter d. Gr. nach Muster der holländischen geschaffen wurde. Der Schauplatz ihrer Kämpfe blieb meist die Ostsee. Eine neue Periode der englischen M. trat durch Lord Jervis' und auf der Grundlage von dessen Leistungen