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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Marineamt - Marinestationskommandos

Oceanographie, Astronomie, Zoologie der Meere, Schiffshygieine, Nationalökonomie, Seerecht, russ., span. und franz. Sprache. Die M. ist der Direktion (s. d.) des Bildungswesens der Marine unterstellt. Das 1888 eingeweihte Gebäude der M. in Düsternbrook bei Kiel enthält die Räume für die Marineschule (s. d.) und die Unterbringung der Kadetten, ferner Modellsammlungen, das gesamte Seewesen umfassend, eine etwa 30 000 Bände starke Bibliothek des Seewesens und ein Museum von histor. Marinegegenständen und alten Schiffsmodellen.

Marineamt, s. Reichsmarineamt.

Marineartillerie, das gesamte Geschützwesen der Marine. Die deutsche M. ist zu einer Inspektion zusammengefaßt unter einem Konteradmiral oder Kapitän zur See als Inspecteur. Die Marineartillerieinspektion (Sitz Wilhelmshaven) ist dem Oberkommando der Marine unterstellt. (S. Küstenartillerie.)

Marinebildungsanstalten, s. Militärschulen.

Marineblau, Name für rötliche Sorten des Wasserblaus (s. d.).

Marinegeschütze, s. Schiffsgeschütze und Artillerie (Bd. 1, S. 951 a).

Marineinfanterie, Marinetruppen, die aus nichtseemännischem, nur infanteristisch ausgebildetem Personal bestehen. Die M. ist hauptsächlich zur Verteidigung der Reichskriegshäfen bestimmt, wird jedoch auch aus Mangel an seemännischem Personal zur Besatzung der Panzerschiffe mit herangezogen, wobei ihre Mannschaften, die "Seesoldaten", bei der Geschützbedienung Verwendung finden. Wirklichen Zweck hat die M. nur noch als Kolonialtruppe. Heute werden zum Polizeidienst an Bord, als sog. Stabswache, Seesoldaten nur selten noch auf größern Panzerschiffen verwendet. Die Oberleitung über die beiden Seebataillone der deutschen Marine liegt in den Händen der Inspektion der M. Das I. Seebataillon steht in Kiel, das II. in Wilhelmshaven. Über die französische M. s. Infanterie. - Vgl. Heye, Die M. vom 23. Dez. 1849 bis 1. Okt. 1890 (Berl. 1891).

Marineinspektionen, Kommandobehörden, die den Brigadekommandos der Armee entsprechen und den Kommandos der Marinestation unterstehen. Stabsquartier der I. Marineinspektion ist Kiel, der II. Marineinspektion Wilhelmshaven. An der Spitze steht ein Konteradmiral oder älterer Kapitän zur See als Marineinspecteur. Den M. unterstehen eine Matrosendivision, Werftdivision und die Schulschiffe, sofern diese sich nicht im Geschwaderverbande befinden, und das Wachtschiff der Reservedivision, sowie endlich die in der ersten Reserve befindlichen Schiffe und Fahrzeuge.

Marinekabinett, eine dem Militärkabinett entsprechende Behörde; es bearbeitet die Personalien und Kommandierungen der Seeoffiziere, Seekadetten, Marineinfanterieoffiziere, Maschineningenieure, Marine-, Zeug-, Feuerwerks- und Torpedooffiziere. Chef des M. ist ein höherer Seeoffizier, der gleichzeitig Flügeladjutant des Kaisers ist.

Marinekonferenz, internationale, eine Konferenz, die in Washington 1889 stattfand, um Mittel ausfindig zu machen, wie die fortwährend zunehmenden Schiffsunfälle, besonders durch Zusammenstöße, vermindert werden könnten. Von den 37 Seestaaten der Erde schickten 27 Seestaaten insgesamt 64 Teilnehmer, worunter 34 Seeoffiziere der Kriegs- und Handelsflotten und 30 Diplomaten und Juristen waren. Das Programm für die M. enthielt 13 Hauptteile, von denen aber nur der erste: "Regeln zur Verhütung des Zusammenstoßens auf See" gründlich durchberaten und zu endgültigem Beschluß gebracht werden konnte. - Vgl. Protocols of Proceedigs of the International Marine Conference (3 Bde., Washington 1890); G. Wislicenus, Ergebnisse der Internationalen M. zu Washington und ihre Bedeutung für Deutschlands Seewesen (Lpz. 1891).

Marineleim, s. Kitt.

Marinemalerei, Seemalerei, ein Zweig der Landschaftsmalerei, bringt Meer und Flüsse mit ihren wechselnden Erscheinungen bei Windstille und Sturm, dann in Verbindung mit Schiffen und Menschen, dem Getümmel des Hafentreibens, Seeschlachten u. dgl. zur Darstellung. Die Gemälde selbst heißen Seestücke. Im 17. Jahrh. bildete sich bei den Holländern die M. in vorzüglichem Maße aus. Jan van Goyen, Willem van de Velde, Jan Lingelbach, Jakob van Ruisdael, Ludolf Backhuysen sind die bedeutendsten Marinemaler jener Zeit. Unter den neuern sind zu nennen bei den Holländern: die beiden Linnig, Kockkoek, Schelfhout, die beiden Schotel, Louis Meyer, Jacobs, Mesdag, Courtens; bei den Deutschen: Krause, Weiß, L. Hermann, Weber, Eschke, Hildebrandt, Saltzmann, A. Achenbach, Dill; bei den Franzosen: Jos. Vernet, Gudin, Le Poittevin, Barry, Mayer; bei den Engländern: Turner, Stanfield, Calcott, E. W. Cooke, Brett, Moore, Collin Hunter, Wyllie;bei den Skandinaviern: Melbye, E. F. Sörensen, Larsen, Gude; bei den Russen: Ajwasowskij.

Marineo, Stadt in der ital. Provinz und im Kreis Palermo auf Sicilien, hat ein Spital, Wein-, Obst- und Olivenbau und (1881) 9631 E.

Marineordnung, enthält alle Bestimmungen, die auf den Eintritt und die Entlassung des gesamten Marinepersonals der Deutschen Marine Bezug haben, sowohl für den aktiven Dienst wie für den in der Marinereserve und Seewehr. Eine neue M. ist durch Allerhöchste Kabinettsorder vom 12. Nov. 1894 zur militär. Ergänzung der Wehrordnung vom 22. Nov. 1888 erlassen worden unter Aufhebung der alten M. vom 19. Nov. 1889. Sie enthält im ersten Teil Vorschriften über das Ersatzwesen und zwar über Rekrutierung, Ausscheiden und freiwilligen Dienst in der Marine; der zweite Teil behandelt die Listenführung, die allgemeinen Dienstverhältnisse der Mannschaften und die Ergänzung der Offiziere des Beurlaubtenstandes.

Marinepostbureau, s. Soldatenpostsendungen.

Marineschule, eine in Kiel befindliche Lehranstalt zur Ausbildung von Seeoffizieren. Ein einjähriger Kursus bereitet die Seekadetten (nach 2½jähriger praktischer Ausbildung an Bord von Schulschiffen) auf der M. für die Seeoffiziersberufsprüfung vor. Der Unterricht umfaßt in beiden Kursen Mathematik, Physik, Chemie, Englisch, Französisch, Artillerie-, Torpedo- und Minenwesen, Seemannschaft, Navigation, Landtaktik, Turnen, Fechten und Zeichnen; dazu tritt für den Offizierskursus: Schiff- und Maschinenbau, Fortifikation. Die M. ist der Direktion des Bildungswesens der Marine unterstellt. Lehrer sind teils Seeoffiziere, teils Gelehrte. Nach dem Examen werden die Seekadetten zu Offizieren gewählt und ernannt. (S. Militärschulen.)

Marinestationskommandos, die obersten Territorialbehörden der Marine. Der Bezirk der Marinestation der Ostsee umfaßt die Gewässer