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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Marinetrompete - Marionetten

der Ostsee und alle dortigen deutschen Häfen und Küsten, der Bezirk der Marinestation der Nordsee die Gewässer der Nordsee bis zur Linie Dover-Calais und nördlich Schottland bis 3° westl. L. von Greenwich; im N. reicht er bis 60° nördl. Br.; er umfaßt ferner alle an der Nordsee liegenden deutschen Häfen und Küsten. Der Kaiser-Wilhelm-Kanal ist vom Kieler Hafen bis zu der Brunsbüttel zunächst gelegenen Fähre dem Bezirk der Marinestation der Ostsee, von da ab bis zur Elbe dem Bezirk der Marinestation der Nordsee zugeteilt worden. Die vorbezeichneten Gewässer heißen die heimischen. Für die Verwendung der Schiffe im Auslande sind die verschiedenen Meere in bestimmte Bezirke, die außerheimischen Stationen, eingeteilt. An der Spitze der heimischen Marinestationen stehen Viceadmirale als Stationschefs mit den Befugnissen der Divisionscommandeure der Armee. Sie führen den Oberbefehl über alle Marineteile ihres Bezirks und alle Schiffe, die sich in den Gewässern desselben befinden, und sind Festungskommandanten der Küstenbefestigungen des Reichskriegshafens ihrer Station; sie sind verantwortlich für die Kriegsbereitschaft der Seestreitkräfte, die ihnen unterstellt sind. Dem Chef der Marinestation der Ostsee untersteht auch die Schiffsjungenabteilung, dem Chef der Marinestation der Nordsee die Leitung der um Schutze der Fischerei in der Nordsee erforderlichen Maßnahmen und das Lotsenkommando an der Jade.

Marinetrompete, s. Trumscheit.

Marinette, Hauptort des County M. und Hafen im nordamerik. Staate Wisconsin, rechts am Einfluß des Menominee-River in die Green-Bai des Michigansees, hat (1890) 11 523 E., gegen 2750 im J.1880 und mit der gegenüber liegenden Stadt Menominee im Staate Michigan 22 153 E. Beide Städte besitzen bedeutenden Holzhandel, Sägemühlen und etwas andere Industrie.

Marinewerft, s. Werft.

Marini oder Marino, Giambattista, ital. Dichter, geb. 18. Okt. 1569 zu Neapel, führte in jungen Jahren in der vornehmen Gesellschaft ein lockeres Leben und machte sich zuerst durch die Canzone der Küsse (Baci) bekannt. Wegen Beteiligung an einer Entführung eingekerkert, floh er 1599 nach Rom. Hier stand er im Dienste des Monsignore Crescenzio und dann des Kardinals Pietro Aldobrandini, mit dem er seit 1605 in Ravenna lebte. 1608 kam er an den Hof von Turin, erwarb die besondere Gunst des Herzogs Karl Emanuel, geriet aber in heftigen Streit mit Gaspare Murtola und andern litterar. Feinden, die sogar 1612 seine zeitweilige Gefangensetzung bewirkten. 1615 ging er nach Paris an den Hof der Maria de' Medici. Von ihr und Ludwig XIII. reich beschenkt, kehrte er 1623 mit ansehnlichem Vermögen nach Italien zurück und lebte in einer Villa auf dem Posilippo bei Neapel. Er starb hier 25. März 1625. M.s Hauptwerk, der "Adone" (Par. 1623 u. o., z. B. 4 Bde., Lond. 1789), spinnt eine mytholog. Fabel durch viele Episoden, 20 teilweise sehr umfangreiche Gesänge aus. Durch schlüpfrige Scenen, weit ausgeführte Bilder, Gegensätze, Wortspiele, Klügeleien schmeichelte M. dem Geschmack seiner Zeit, die ihn für einen großen Dichter hielt. Denselben glitzernden Stil zeigen seine lyrischen Gedichte ("Rime", Vened. 1602 u. ö.), auch seine Sonette und Madrigale aus Gemälde und Skulpturen ("Gabria", ebd. 1618), seine Idylle ("Sampogna"), ebd. 1620) und das religiöse Gedicht "La strage degli innocenti" (hg. mit "Breve racconto della vita del Sig. Giamb. M." von J. F. Camola, Rom 1633), das ihn in den letzten Jahren beschäftigte. Das Beste von M. sind gewisse Sonette, die mit glänzenden Farben die Natur seiner südl. Heimat malen. Den schwülstigen Stil hat man nach ihm Marinismus genannt. (S. Euphuismus.) Er beherrschte fast das ganze 17. Jahrh. (daher auch der Name Secentismus). - Vgl. Menghini, La vita e le opere di G. M. (Rom 1888).

Marinieren, eine Art der Fischkonservierung (s. d., Bd. 6, S. 841 a).

Marinismus, s. Marini, Giambattista.

Marino, Republik, s. San Marino.

Marino, Stadt in der ital. Provinz und im Kreis Rom, im Albanergebirge, südlich von Grotta-Ferrata, an der Linie Rom-Albano des Mittelmeernetzes, schön gelegen, hat (1891) 6862 E., in der Kirche La Trinità ein Bild von Guido Reni, Weinbau.

Marino, Giambattista, s. Marini.

Marinus, Päpste, s. Martin.

Mario, Giuseppe, Marchese di Candia, ital. Tenorist, geb. 1808 zu Turin, debütierte 1838 an der Großen Oper zu Paris und wirkte seit 1840 am Théâtre Italien, sang eine Reihe von Jahren während der Saison am Coventgarden-Theater zu London, später auch in Rußland und Amerika, meist mit Giulia Grisi (s. d.), mit der er sich 1844 verheiratete. 1872 verließ M. die Bühne, wurde 1880 königl. Konservator der Museen zu Rom und starb 11. Dez. 1883 daselbst.

Marion (spr. märrĭonn), Orte in den Vereinigten Staaten von Amerika, darunter: 1) Hauptstadt des County Grant in Indiana, nordöstlich von Indianapolis, an einem Nebenfluß des Wabash, Kreuzungspunkt mehrerer Bahnen, hat (1890) 8769 E.; Glaswerke, Fabriken von Leinsamenöl, Faßdauben und Möbeln. Natürliches Gas wird seit 1887 in bedeutendem Maße gewonnen. Ein Brunnen liefert mehr als 5 Mill. Kubikfuß täglich. - 2) Hauptstadt des County M. in Ohio, zwischen Columbus und Toledo, wichtiger Eisenbahnknotenpunkt mit (1890) 8372 E.

Marionetten (frz., "Püppchen", eigentlich "Mariechen"), die künstlichen Gliederpuppen, die durch Schnüre oder Drähte sich bewegen lassen und deren man sich auf den sog. Marionettentheatern als Darsteller bedient; von unten beweglich, heißen sie Burettini, verwandelbar Metamorphosen. Die M. waren schon bei den Griechen und Römern bekannt, auch bei chines. Gauklern. In neuern Zeiten haben die Marionettenspiele, namentlich in Frankreich, großen Beifall gefunden; ja man wollte sogar ihre Erfindung Pierre Brioché zuschreiben, der sie um die Mitte des 17. Jahrh. in Paris vervollkommnet hat. In Paris gab es schon 1674 eine Marionettenoper, und in mehrern großen Städten Italiens giebt es noch jetzt Marionettentheater (wie z. B. das Teatro Girolamo in Mailand) für ein gebildeteres Publikum. Auch in Deutschland war dies früher der Fall (wie z. B. Mahlmanns anonym erschienene dramat. Satiren "Marionettentheater", Lpz. 1806, zeigen), während das Marionettenspiel hier jetzt als Belustigung für Kinder und niederes Volk gilt. Die tragbaren Marionettenkasten (Fantoccini) deutscher Jahrmärkte (s. Puppenspiel) haben hohle Figuren, die durch untergestellte Finger bewegt werden. In England waren derartige M. im 17. und 18. Jahrh. sehr beliebt; 1830-40