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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Maschinenbauer - Maschinenfabrik Augsburg

und Spekulationsgeist der Amerikaner, welche den Impuls zu dem mächtigen Aufschwung der Maschinenindustrie gegeben haben; vor allem hat dort der Bau von Werkzeugmaschinen einen hohen Grad der Ausbildung erreicht. Was die in neuester Zeit fortschreitende Entwicklung des Maschinenwesens in Rußland betrifft, so bestehen dort schon insofern ganz andere Verhältnisse, als dieselbe nicht wie anderswo von den industriellen Klassen, sondern von den obersten Staatsbehörden ausgegangen ist. Die Ausfuhr von Maschinen betrug in Mill. Mark:

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Länder 1836 1888 1890 1892

Großbritannien 212,7 263,8 344,2 286,8

Deutschland 49,2 57,7 67,9 63,6

Vereinigte Staaten von Amerika 30,7 58,8 78,1 81,8

Frankreich 23,7 29,4 39,5 30,1

Schweiz 14,4 15,8 18,3 16,4

Österreich-Ungarn 6,3 8,3 7,9 6,6

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Im J. 1892 spiegelt sich der schlechte Geschäftsgang wieder, der mit 1891 begann und Mitte 1891 noch nicht zum Abschluß gelangt war. Der europäische M. zeichnet sich durch Vielgestaltigkeit der Maschine einer und derselben Gattung aus; die Beschränkung auf einige wenige Typen gilt im allgemeinen für den nordamerikanischen M., in England zum Teil für die Herstellung der landwirtschaftlichen Maschinen, während das übrige Europa, darunter auch Deutschland, ähnlichen Auffassungen erst neuerdings zu huldigen beginnt.

In Bezug auf Leistungsfähigkeit, vorzügliche Arbeit, gutes Material, trefflich berechnete, den beabsichtigten Zweck erfüllende Konstruktion steht der deutsche M., der über das beste Ingenieurpersonal der Welt verfügt, in erster Linie. Sobald jedoch auf dem ausländischen Markt mehr auf billigen Preis als auf beste Ausführung gesehen wird, hat der deutsche M. den oft niedrigern Forderungen Englands und Belgiens gegenüber einen schweren Stand. Nordamerika ist bis jetzt auf dem europ. Markt nur mit einzelnen Maschinengattungen, z. B. mit Werkzeugmaschinen, Nähmaschinen, gewissen landwirtschaftlichen Maschinen und solchen für Haus- und Wirtschaftsbedarf erschienen; sein Absatz erstreckt sich vorzugsweise auf das übrige Amerika.

In Deutschland war bis vor wenig Jahren Chemnitz der Hauptsitz des M. Seitdem ist dieser Platz von Berlin mit etwa 250 Maschinenfabriken, die über 30 000 Arbeiter beschäftigen, überflügelt worden. Außerdem ist der M. in allen größern Städten oder doch in deren Umgebung vertreten. Der Verkehr mit dem Ausland betrug 1893:

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Maschinen Einfuhr Ausfuhr

Tonnen Wert in1000 M. Tonnen Wert in 1000M.

Lokomotiven und Lokomobilen 1 788 1 788 4 507 5 133

Maschinen vorwiegend aus Holz 2 531 1 814 1 441 1 052

Maschinen vorwiegend aus Gußeisen 29 770 17 267 67 260 40 356

Maschinen vorwiegend aus Schmiedeeisen 2 466 1 677 12 291 8 849

Maschinen vorwiegend aus andern Metallen 397 1 050 63 1 673

Dampfkessel 360 140 2 206 927

Nähmaschinen 3 514 1 737 7 905 6 133

Kratzen 237 1 302 166 997

Summe 41 123 26 775 96 407 65 175

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Demnach übertrifft die Ausfuhr um rund 55 000 t und 39,5 Mill. M. die Einfuhr. Die Zahl der Maschinenfabriken wird für Deutschland 1891 zu über 10 000, die der beschäftigten Arbeiter zu fast 200 000 anzunehmen sein. - Die Preise der wichtigsten Maschinengattungen betrugen ab Werk für 1 t in Mark:

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Maschinengattungen Anfang der Jahre

1880 1886 1890 1894

Leichter Maschinenguß 220 170 240 190

Schwerer Maschinenguß 192 150 170 170

Dampfmaschinen 570 553 583 643

Werkzeugmaschinen 825 748 752 725

Spinnereimaschinen 847 769 754 729

Webereimaschienen 770 680 638 611

Lokomotiven 1208 852 892 939

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Diese Angaben, die für Chemnitz gelten, sind Durchschnittswerte. Die erheblichen Preisveränderungen bestätigen, wie sehr der Geschäftsgang des Maschinenbaues der allgemeinen Geschäftslage unterworfen ist.

Maschinenbauer, im weitern Sinne alle diejenigen, welche sich mit der Herstellung von Maschinen befassen, also sowohl den Maschinenfabrikanten wie auch dessen Beamte und Arbeiter. Im engern Sinn versteht man unter M. namentlich die Maschinenschlosser und Monteure.

Maschinenbaukunde, s. Maschinenlehre.

Maschinenbaumeister, die technischen Beamten einer Marine, die sich mit der Neukonstruktion, Bauausführung und Reparatur der Kriegsschiffsmaschinen befassen. Sie werden teils zu den Werften, teils zum Reichsmarineamt kommandiert. In gleicher Weise sorgen die Schiffbaumeister für den Kriegsschiffbau, die Hafenbaumeister für den Hafen- und Werftbau. Alle drei Kategorien ergänzen sich aus Studierenden, die als Bauführer eingestellt werden, dann den Titel Baumeister und später Bauinspektor und Baurat (unter Vorsetzung der Bezeichnung ihres Faches) erhalten. Mit bestimmten Funktionen ist außerdem die Bezeichnung Direktor verbunden.

Maschinenbau- und Kleineisenindustrie-Berufsgeuossenschaft, s. Rheinisch-Westfälische Maschinenbau- und Kleineisenindustrie-Berufsgenossenschaft.

Maschinenelemente, zum Unterschiede von kinematischen Elementen (s. Kinematik) die baulichen (konstruktiven) Bestandteile der Maschinen. Man zählt hierzu zunächst diejenigen, welche zur Verbindung von Maschinenteilen dienen: Nieten, Keile, Schrauben (Befestigungsschrauben) und solche zur Übertragung von Bewegungen: Schrauben (Bewegungsschrauben), Lager und Lagerstühle, Zapfen, Achsen, Wellen, Kurbeln, Excenter, Zahnräder, Reibungsräder, Riemen- und Seilscheiben, Seile, Ketten, Seil- und Kettenrollen und Trommeln. Im weitern Sinne werden auch Kolben, Kolbenstangen, Stopfbüchsen, Pleuelstangen, Geradführungen, Kreuzköpfe, Cylinder, Röhren, Ventile und Schieber zu den Maschinenelementen gerechnet. Litteratur, s. Maschinenlehre.

Maschinenfabrik Augsburg in Augsburg, gegründet 1840 von L. Sander daselbst, 1844 übernommen von Karl Reichend ach und Karl Buz (Firma: "Karl Reichenbachsche Maschinenfabrik") und 1. Dez. 1857 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt, fertigt Dampfmaschinen, Dampfkessel, Turbinen, Kälteerzeugungsmaschinen, Pump-^[folgende Seite]