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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Maschine (elektrische) - Maschinenbau

Arbeit (s. d.) gleich Null ist. Es zeigt sich, daß, wenn an der schiefen Ebene um k vertikal abwärts verschoben wird, die positive Arbeit Pk durch eine gleiche negative aufgewogen wird. Denn Q steigt längs der Länge um k, entgegen dem Sinne der Schwerkraft aber nur um k·h/l, so daß die Summe der Arbeiten Pk-(Q·h/l)·k = 0 wird, wenn P = Q·h/l ist. Die M. gerät also von selbst nicht in Bewegung, wenn bei dieser die Summe der Arbeiten gleich Null ist und bewegt sich von selbst nur im Sinne eines positiven Arbeitsüberschusses. Dies ist der Grund, weshalb eine M. nicht zur Herstellung eines Perpetuum mobile (s. d.) dienen kann.

Der Vorteil der M. liegt teils in der bequemern Anwendung der Kraft, teils auch darin, daß man mit Hilfe kleiner verfügbarer Kräfte größere überwinden kann. Wenn z. B. ein Stein von 100 kg 1 m hoch zu heben wäre, so ist es zunächst viel bequemer, an einer Kurbel zu drehen, als den Stein unmittelbar anzufassen. Ferner könnte man den Stein ohne M. überhaupt nicht heben, wenn man nicht eine Kraft über 100 kg zur Verfügung hätte. Mit Hilfe einer M. kann aber ein Mann den Stein heben durch Ausübung einer Kraft von 25 kg auf die Strecke von 4 m. An Arbeit kann man durch M. nichts ersparen, im Gegenteil wird ein Teil derselben durch die Reibung aufgezehrt. Man kann aber an Kraft durch einen Mehraufwand von Weg ersparen oder an Weg durch einen Mehraufwand von Kraft. Die Leistungsfähigkeit der Maschinenarbeit im Vergleich zur Handarbeit ist oft beträchtlich; eine Nähmaschine macht etwa 30mal soviel Stiche in derselben Zeit als die Hand einer geübten Näherin; die neuesten Schnellpressen liefern 80mal soviel Drucke als eine Handpresse.

Heute überträgt die Technik der M. auch viele solche Arbeiten, deren Ausführung bisher nur für die menschliche Hand möglich schien. Durch fortgesetzte Vervollkommnungen ist erreicht worden, daß die M. in vielen Fällen nicht bloß mehr, sondern auch Besseres leistet als der darin eingeübte Arbeiter. Die Spinnmaschine erzeugt mindestens einen ebenso feinen und durchaus gleichmäßigen Faden wie die geschickteste Spinnerin, der Webstuhl arbeitet durchschnittlich gleichmäßiger als der Handweber, die Nähmaschine sorgfältiger als die Näherin. Es giebt kaum einen Erwerbszweig mehr, der nicht mit Zuhilfenahme maschineller Arbeitskraft ausgeübt wird. Nur im Kunstgewerbe, wo die künstlerische, möglichst abwechselungsreiche Formgebung die Hauptrolle spielt, hat die Maschinenarbeit noch wenig Eingang gefunden. Im allgemeinen bildet die M. die Grundlage zu einem vorteilhaften Großbetrieb (s. d.) und hat dadurch die Hausindustrie und das freie Handwerk fast verdrängt. Erst neuerdings ist durch die Ausbildung der Kleinmotoren (s. d.) dem Kleingewerbe die Möglichkeit geboten, neben der Großindustrie zu bestehen.

Die Maschinenwissenschaft definiert die M. als eine solche Verbindung widerstandsfähiger Körper, vermöge deren mechan. Kräfte genötigt werden, bestimmte Bewegungen zu bewirken. Die Verbindung dieser widerstandsfähigen Körper geschieht durch kinematische Elementenpaare (s. Kinematik). In konstruktiver Beziehung baut sich die M. aus den Maschinenelementen (s. d.) auf. Nach ihrem Zweck teilt man die M. ein in Kraftmaschinen oder Motoren (s. d.), Zwischenmaschinen (s. Transmission) und Arbeitsmaschinen. Von den Motoren wird die zur Leistung nützlicher mechan. Arbeit nötige Kraft entnommen und mittels der Zwischenmaschinen auf die Arbeitsmaschinen übertragen. Die letztern verrichten die eigentliche beabsichtigte Arbeit und teilen sich in solche M., die zur Ortsveränderung, und solche, die zur Formveränderung von Körpern dienen. Die ortsverändernden M. oder Transportmaschinen (s. d.) spielen im Bau- und Verkehrswesen eine wichtige Rolle, während die formverändernden M. die Prozesse der mechan. Technologie (s. d.) durchführen und die große Gruppe der Werkzeugmaschinen (s. d.) mit einbegreifen. Der Dampfhammer ist ein Beispiel für eine M., bei welcher der Motor (Dampfcylinder mit Kolben und Steuerung), die Transmission (Kolbenstange) und die Arbeitsmaschine (Amboß und Bär) in einem Ganzen vereinigt sind.

Im Reichsadreßbuch der deutschen Montan- und Metallindustrie führt Rentzsch allein über 400 verschiedene Maschinensorten auf, während die Zahl aller vorkommenden Maschinenspecialitäten mindestens 1500 betragen dürfte. (S. Maschinenbau, Maschinenlehre.) - Vgl. Reuleaux, Die M. in der Arbeiterfrage (Mind. 1885).

Maschine, elektrische, s. Dynamomaschinen und Elektromotor.

Maschinenbagger, s. Bagger (Bd. 2, S. 282 a).

Maschinenbau, Kollektivbezeichnung für alle zur Erzeugung von Maschinen (s. d.) erforderlichen Arbeiten, also das Entwerfen und Zeichnen der Maschinen, Anfertigen der Modelle, Gießen, Drehen, Hobeln, die Schlosserarbeiten und das Montieren zusammen.

Als das eigentliche Stammland des M. und der Maschinenindustrie ist England zu betrachten. Begünstigt durch den Reichtum des Landes an Eisen und Steinkohlen sowie durch den praktischen Sinn und die Energie der Nation, fand die Dampfmaschine, als der von Anfang an gebräuchlichste Motor, nachdem sie durch James Watt im wesentlichen ihre heutige Gestalt erhalten hatte, in England zuerst Eingang und hat sich hier in raschem Fortschritt vervollkommnet, wie auch dem engl. Erfindungsgeist die praktische Gestaltung der wichtigsten Arbeitsmaschinen, namentlich der in der Landwirtschaft und der in der Spinnerei zur Anwendung kommenden, zu danken ist. In Frankreich hat die Theorie des M., welche durch die vorzüglichen technischen Lehranstalten eine sorgfältige Behandlung und weite Verbreitung findet, die Grundlage mancher bedeutenden Erfindung gebildet. Das verhältnismäßig kleine Belgien nimmt, dank einiger hervorragenden Firmen, auf dem Gebiete des M. eine ehrenvolle Stellung ein. Deutschland hat sich auf diesem Gebiet in den letzten Jahrzehnten mehr und mehr vom Ausland unabhängig gemacht, wobei ihm die vergrößerte Ausbeute seines Eisen- und Kohlenreichtums zu statten kommt; viel hat hierzu auch das Aufblühen technischer Bildungsanstalten sowie die intensive und extensive Wirksamkeit seiner zahlreichen Gewerbevereine beigetragen. Von andern europ. Ländern haben Österreich-Ungarn, die Schweiz, neuerdings auch Italien eine bedeutende Leistungsfähigkeit erlangt. In Nordamerika sind es die Kostspieligkeit menschlicher Arbeitskräfte und der Reichtum an Brennmaterial in Verbindung mit dem Unternehmungs-^[folgende Seite]