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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Maskenblume - Masora

lichen Aufzügen und Prozessionen gebraucht. Weil der Ursprung des griech. Trauerspiels mit dem Bacchusdienst zusammenhängt, so dienten sie gleich anfangs auch für die Bühne. Die antiken M. waren nicht, wie die modernen, eine Art Visier, das nur das Gesicht bedeckt, sondern eine Art Helm, der den ganzen Kopf verhüllte und außer dem Gesicht auch Haar, Ohren, Bart, sogar die von Frauen beim Kopfputz angewendeten Schmucksachen an sich trug. Die ersten griechischen M. bestanden aus Baumrinde; später machte man solche aus Leder, inwendig mit Leinwand oder Zeug gefüttert. Da aber die Form derselben sich leicht verschob und verknitterte, wurden endlich M. aus Holz und sogar aus Elfenbein verfertigt. Man unterschied viererlei Arten: tragische M., bei heroischen Stücken gebräuchlich und von imposantem, schreckhaftem Aussehen; komische M., denen man einen burlesken, grimassierenden Ausdruck und oft etwas lächerlich Verzerrtes gab; Satyrmasken, die, weil sie bei Possen und Schwänken dienen sollten, vom Verfertiger die närrischsten, drolligsten und groteskesten Formen erhielten; orchestrische M. mit regelmäßigen Zügen für die Tänzer. Meist hatten die alten M. sehr große Mundöffnungen, inwendig mit Metallstangen oder andern tönenden Körpern versehen, um der Stimme des Schauspielers eine Verstärkung zu geben, welche die Einrichtung und Größe der antiken Theater erforderte. Der Gebrauch der scenischen M. ging vom griech. Theater auf das römische über, und von diesem auf die ital. Commedia dell' arte (s. d.), und wurde im 17. Jahrh. auch auf fast allen andern europ. Bühnen eingebürgert.

Der Gebrauch der modernen M. stammt aus Italien, namentlich aus Venedig, wo sie selbst außer der Karnevalszeit zu allen Freudenfesten gehörten. Diesseit der Alpen waren M. schon im 14. Jahrh. gebräuchlich und wurden sonst von vornehmen Frauen getragen, um die Haut gegen rauhe Witterungseinflüsse zu schützen. Der Gebrauch solcher M. kam im 18. Jahrh. ab; an ihre Stelle traten Schminke und Schönpflästerchen.

Unter Maske des Schauspielers versteht man jetzt die Gesamtheit des Charakteristischen in seiner äußern Bühnenerscheinung. Kostümier und Friseur können den Schallspieler dabei zwar wesentlich unterstützen, aber aus dem Ganzen und Vollen heraus schafft die Maske nur der künstlerische Geist, welcher Alter, Stand, Zeitalter, Nationalität mit dem Naturell des Charakters, wie er es erfaßt hat, einheitlich verschmelzt. - Vgl. Flögel, Geschichte der komischen Litteratur (4 Bde., Liegnitz 1784-87); Valentini, Trattato sulla commedia dell' arte (Berl. 1826, mit Kupfern); M. Sand, Masques et bouffons (2 Bde.. Par. 1859); O. Benndorf, Antike Gesichtshelme und Sepulcralmasken (Wien 1878); Altmann, Die Maske des Schauspielers (3. Aufl., Berl. 1893).

In derBefestigungskunst ist Maske eine vorliegende Brustwehr, Baum- oder Strauchpflanzung, durch die ein Werk, eine Batterie u. s. w. der Sicht des Gegners entzogen (maskiert) wird.

Maskenblume, s. Mimulus.

Maskenblüte, soviel wie maskierte Blüte.

Maskenbouterolle, s. Schlachten.

Maskenschwein (Potamochoerus africanus s. Larvatus Marcgrave), Larvenschwein, ein über 1 m langes Schwein Südafrikas, vielleicht auch Madagaskars; zwischen seinen Augen befindet sich ein Wulst, die Schnauze ist verlängert, die schmalen Ohren sind oben in einen pinselartigen Haarbusch ausgezogen, der Schwanz trägt gleichfalls einen Endpinsel. Die Färbung ist auch bei den Ausgewachsenen sehr bunt, schön rotgelb mit weißen Abzeichen. Specifisch kaum verschieden vom M. ist das Pinselschwein (Potamochoerus penicillatus Gray), wohl nur eine westafrik. Lokalvarietät. M. heißt auch eine Rasse des Hausschweins.

Maskerade (frz. mascarade), jetzt soviel wie Maskenball. Früher nannte man so die prächtigen Aufzüge und komödienhaften Ballette mit Gesang und Tanz, die bei Hoffesten veranstaltet und gewöhnlich von Masken aufgeführt wurden. Ursprünglich aber ist M. eine Zusammenkunft von maskierten und verkleideten Personen, die ihr lustiges Wesen auf öffentlicher Straße trieben.

Maskieren (frz.), mit einer Maske versehen, verkleiden, s. Masken.

Maskierte Blüte, s. Blüte.

Maskoki, Indianerstamm, s. Creek.

Maskopei, s. Maatschappij.

Maskulinum (lat.), s. Genus.

Máslás (spr. mahschlahsch), Wein, s. Tokaj.

Masljanica (russ., spr. -itza), Butterwoche (s. d.).

Masmünster, frz. Masevaux, Hauptstadt des Kantons M. (11 585 E.) im Kreis Thann des Bezirks Oberelsaß, nahe der franz. Grenze, an der Doller und der Nebenlinie Sennheim-M. (19,2 km) der Elsaß-Lothr. Eisenbahnen, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Mülhausen), Nebenzollamtes und kath. Dekanats , hat (1890) 3512 E., darunter 159 Evangelische, Post, Telegraph; Baumwollspinnereien und -Webereien, Eisengießerei, Gerbereien und Ziegelei. - M. (Masonis monasterium 870) verdankt Ursprung und Namen einer im 8. Jahrh. gegründeten Frauenabtei, welche bis zur Französischen Revolution als Stift fortbestand und von deren Kirche der spätgot. Chor erhalten ist.

Mason (engl., spr. mehs'n), Maurer, Freimaurer; Masōnentum, Masoney, s. Freimaurerei.

Masora, Massora (hebr., "Überlieferung"), Sammlung von kritisch-exegetischen Bemerkungen, betreffend den Worttext und zum Teil auch die Vokalisierung der Bücher des Alten Testaments. Dieselben stammen ursprünglich von den alten jüd. Schriftgelehrten aus den beiden letzten Jahrhunderten v. Chr. und der darauffolgenden Epoche der Mischna, wurden lange zum Teil mündlich fortgesetzt, dann nach und nach gesammelt. Die gegenwärtige M. ist im 11. Jahrh. vollendet worden, und man teilt sie in die große und die kleine M., welche letztere nur in einem Auszuge besteht, von dem in die Bibel auch nur ein Teil übergegangen ist. Die M. ist für die Geschichte und die Kritik der hebr. Bibel sehr wichtig. Die Verfasser und Sammler der M. heißen Masoreten. Die allmählich in Unordnung geratene Sammlung wurde von Jakob ben Chajim aus Tunis für den Buchdrucker Dan. Bomberg zu Venedig geordnet und erschien zum erstenmal in der rabbin. Bibel (Vened. 1525 u. ö.). Masoretische Schriften erschienen von Elias Levita, "Masoret hammasoreth" (deutsch von C. G. Meyer, Halle 1772); Buxtorf, "Tiberias" (Bas. 1620); Frensdorf, "Das Buch Ochla W'ochlah" (Hannov. 1864) und "De Massora magna, Tl. 1. (ebd. 1876); Ginsburg, "The Massorah compiled from manuscripts" (3 Bde., Lond. 1880-87). - Vgl. Kuenen, Les origines du texte masoréthique de l'Ancien Testament (aus dem Holländischen übersetzt von Carrière,