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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Mastdarmgekröse - Mästung

Fällen klagen die Kranken über beständiges Jucken am After, Stuhlbeschwerden und über eine bald spärliche, bald reichliche Eiterabsonderung; bei größern Fisteln gehen wohl auch Darmgase oder Kotmassen durch dieselben ab. Nur sehr selten heilen M. von selbst; das einzige sichere Mittel zu ihrer Heilung ist die Operation, die in der Spaltung des ganzen Fistelganges vermittelst des Messers besteht.

Mastdarmgekröse, s. Gekröse.

Mastdarmkatarrh, s. Mastdarmentzündung.

Mastdarmknoten, soviel wie Hämorrhoidalknoten (s. Hämorrhoiden).

Mastdarmkrebs (Carcinoma recti), die krebsige Entartung (s. Krebs, mediz.) der Mastdarmschleimhaut, tritt besonders im höhern Lebensalter auf und hat eine Reihe sehr lästiger und qualvoller Symptome zur Folge. Hilfe ist nur von einer frühzeitigen Operation zu erwarten.

Mastdarmspiegel, röhrenförmige, aus Glas oder Metall gefertigte Instrumente, die behufs Untersuchung der Mastdarmschleimhaut in den After eingeführt werden.

Mastdarmvorfall (Prolapsus recti s. ani), diejenige Lageveränderung, bei welcher ein Stück Mastdarmschleimhaut aus dem After hervortritt und hier vorliegen bleibt. Der M. stellt eine weiche, rote, bei der Berührung nicht sehr empfindliche, ringförmige Geschwulst der Aftergegend dar, welche anfangs nur vorübergehend und nur bei der Stuhlentleerung hervortritt, allmählich aber dauernd vor dem After vorhanden ist. Geht der Vorfall nicht von selbst zurück, so läßt er sich anfangs leicht durch einen Druck mit der flachen Hand zurückbringen. Kommt es durch starke Zusammenziehung des Schließmuskels zu einer Einklemmung der vorgefallenen Darmstelle, so stellen sich heftige Schmerzen, Blutungen und Geschwürsbildung, bei fortgesetzter Einschnürung selbst Brand ein. Die Behandlung besteht in dem Zurückdrängen des Vorfalls vermittelst der flachen Hand oder eines feuchten Schwammes, in kalten Sitzbädern, aufsteigenden kalten Douchen und Bestreichen der vorliegenden Schleimhaut mit Lösungen von Höllenstein oder Zinkvitriol; veraltete Vorfälle erfordern operative Eingriffe.

Mastel, die weibliche Pflanze des Hanfs (s. d.).

Mastello, Flüssigkeitsmaß, s. Concia.

Master (engl., spr. mahstr), Meister; in Verbindung mit dem Taufnamen dient M. im Munde der Dienerschaft oder anderer Niedriggestellten zur Bezeichnung von Knaben oder junger titelloser Leute aus den höhern Ständen. (S. Mister.) M. of the Rolls ist der Titel des Präsidenten des engl. Court of Appeal (s. Court).

Mastic (engl. und frz.), Kitt (s. d.; vgl. Mastix).

Masticatĭo (lat.), s. Kauen.

Masticatorĭa (lat.), Kaumittel (s. d.).

Mastiff, englischer, s. Hunde (Bd. 9, S. 428 b).

Mastigophŏra, s. Geißeltierchen.

Mastikātor (lat.), Maschine der Gummiwarenfabrikation (s. d., Bd. 8, S. 556 a).

Mastītis (grch.), die Entzündung der Brustdrüse, s. Brüste.

Mastix, das Harz von Pistacia lentiscus L. (s. Pistacia), das durch Einschnitte in die Rinde gewonnen wird (namentlich auf den griech. Inseln, besonders im nördl. Teile der Insel Chios, wo in der Umgegend von etwa 20 Dörfern, Mastichochora genannt, der Mastixbaum kultiviert wird), in kleinen weißen oder gelben, durchscheinenden, in der Hitze wohlriechenden Körnern besteht und vielfach in der Medizin, zu Räucherpulver, Firnissen und Lacken Verwendung findet. Es erweicht beim Kauen und dient den orient. Frauen dazu, das Zahnfleisch zu stärken und den Atem frisch zu erhalten. Auch nennt man manche cement- oder kittartige Massen M., aus Mißverständnis des engl. und franz. Namens Mastic, d. i. Kitt (s. d.), welcher keineswegs für das Mastixharz gebraucht wird. Eine geringwertigere Sorte, von in Afghanistan und Belutschistan einheimischen Pistazienarten abstammend, kommt als Bombaymastix in den Handel. Sie bildet gelbe bis rotbräunliche Körner oder Thränen. Wert des Chiosmastix 5‒6 M. das Kilogramm, des Bombaymastix 1,5 M.; Wert der Ausfuhr der Insel Chios im Durchschnitt 500000 M. jährlich.

Mastixbrote, s. Asphaltstraße (Bd. 1, S. 998 a).

Mastkorb, s. Mars (im Seewesen).

Mastkur, s. Mitchellsche Kur.

Mastŏdonsaurier, Familie der fossilen Labyrinthodonten (s. d.) oder Stegocephalen mit verknöcherten Wirbeln, zwei Gelenkhöckern am Hinterhauptsbein, fehlenden Kiemenbogen. Die Zähne sind an ihrer Basis mit den Kieferknochen verwachsen und zeigen stark gewundene Schmelzfalten, die Knochen zeigen zum Teil beginnende Verwachsung mit den großen Hautpanzerplatten, wie bei den Schildkröten; der fast 1 m Länge erreichende Schädel hat einen ähnlichen Bau wie bei den Fröschen, aber mit spitz zulaufender Schnauze. Ihre Reste sind für das Triassystem bezeichnend und kommen hier in zahlreichen Arten von teilweise gigantischen Dimensionen (Mastodonsaurus, Trematosaurus, Capitosaurus), besonders in Württemberg, vor. Die nahe verwandten, carbonischen und permischen Formen der Gruppe hatten teilweise noch Kiemen (Branchiosaurus) und andere sonst nur den Fischen eigentümliche Organe, vereinigten aber mit diesen auch Merkmale von Amphibien, Eidechsen und Schlangen (Archegosaurus, Dolichosoma) und sind sonach einer der zahlreichen fossilen Kollektiv- oder Sammeltypen.

Mastodónten (Mastŏdon), Zitzenzahn, eine ausgestorbene Rüsseltiergattung, die sich von den in ihrem Gesamtbau ähnlichen Elefanten hauptsächlich durch die Bezahnung unterscheidet. In jedem Kiefer waren meist zwei oder mehrere Backzähne in Thätigkeit, welche zitzenförmige, zu Querjochen vereinigte, zahlreiche Höcker trugen. Außer den langen, wenig gekrümmten Stoßzähnen im Oberkiefer trugen einige Formen auch kleinere im Unterkiefer. Man kennt jetzt eine große Anzahl von Arten aus den mittlern und obern Tertiärgebilden (Miocän und Pliocän) aller Weltteile, mit Ausnahme Australiens, besonders aus den Diluvialgebilden Amerikas das Ohiotier (Mastodon giganteus Cuv.). Eine Gruppe der M., die Stegodonten Falconers aus dem Tertiär der Siwalischen Berge in Nordindien, bildete besonders in dem Bau der Backzähne einen engen Übergang zwischen M. und den echten Elefanten.

Mastricht, niederländ. Stadt, s. Maastricht.

Mästung oder Mast, die durch methodische Fütterung erzeugte Steigerung der Fett- und Fleischmasse beim Schlachtvieh. Bei fortschreitender Körperfülle, im Mastzustande, befinden sich die Tiere in einem unvollkommenen Gesundheitszustande. Gegen die zuerst in England Mode gewordene Übermästung der Tiere (Prämienvieh bei Ausstellungen) sind deshalb nicht nur vom mediz. Standpunkte aus, sondern auch betreffs der Fleischverwertung sehr berechtigte Einsprüche erhoben worden. Nur