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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Martico - Matrikel

1864 nach Neusatz verlegt. Andere sind die czechische (Matice česká, seit 1830) in Prag, die kroatische (seit 1842) in Agram, die kleinrussische (seit 1848) und die polnische (Macierz polska, seit 1882) in Lemberg, die mährische (seit 1852) in Brünn, die dalmatinische (seit 1862) in Zara, die slowakische (1863 gegründet, später unterdrückt) in Turocz St. Marton, die slowenische (seit 1866) in Laibach. Auch die Oberlausitzer Wenden haben eine 1847 gegründete M. (Maćica srbska) in Bautzen, seit 1880 mit einer Abteilung für die Niederlausitz in Cottbus. Ústředni matice školská (Central-Schul-Matica) ist der Name des czech. Schulvereins.

Matico, s. Matiko.

Matière (frz., spr. -tĭähr), soviel wie Materie; M. première, Rohstoff.

Matiko (Folia Matico), die Blätter von Piper angustifolium R. et P. (s. Piper), kenntlich an ihrer stark ausgeprägten gitterartig erhabenen Nervatur der Unterseite. Geruch aromatisch, Geschmack bitter, brennend. Man verwendet sie in der Medizin als Blutstillungsmittel und gegen Gonorrhöe.

Matikoinjektion von Grimault, s. Geheimmittel.

Matikokampfer, der krystallisierbare Bestandteil des ätherischen Matiköls von Piper angustifolium R. et P., bildet hexagonale Krystalle von der Formel C12H20O, die schon bei 94° schmelzen.

Matinée (frz.), Vormittag; Morgenunterhaltung, besonders musikalische; Morgenkleid.

Matjesheringe, s. Hering (Bd. 9, S. 67 b).

Matkowsky, Adalbert, Schauspieler, geb. 6. Dez. 1857 bei Warschau, wandte sich 1877 dem Theater zu und war Schüler Oberländers. M. trat zuerst in der Theatergesellschaft "Urania" auf und wurde dann am Dresdener Hoftheater engagiert, wo er die jugendlichen Liebhaber spielte, nach Dettmers Tode (1880) aber seinen Rollenkreis durch Karl Moor, Fiesco, Tasso u. s. w. erweiterte. Von 1886 bis 1889 gehörte M. dem Hamburger Stadttheater an; dann trat er in den Verband des Berliner Hoftheaters.

Matlock (spr. mätt-), Stadt in der engl. Grafschaft Derby, 27 km im N. von Derby, vor und in der Schlucht des Derwent, aus vier Ortschaften bestehend, hat (1891) 5285 E., vielbesuchte warme Quellen (20° C.), Hotels, Wasserheilanstalten, schöne Promenaden zum High-Tor (120 m), den Heights of Abraham und den Kalksteinhöhlen der Penninischen Bergkette; Baumwollspinnerei, Papierfabriken und Bleigruben.

Mato Grosso (port., "dichter Wald"), Staat der Vereinigten Staaten von Brasilien mit 1 390 000 qkm und (1892) 83 000 E. Es wird im N. von Amazonas und Grão-Para, im O. von Goyaz, São Paulo und Parana, im S. von Paraguay und im W. von Bolivia begrenzt und umfaßt den obern Lauf der Flüsse Paraguay im S., Guaporé, Tapajoz (Arinos) und Xingu im N. Der Rio Grande oder Araguaya und Parana im O., Guaporé (Itenez), Mamoré und Madeira im W. gehören dem Staate als Grenzflüsse an. Nur im obern Guaporé- und Paraguaygebiet finden sich die wenig ausgedehnten Kulturstriche. Alle tropischen Produkte gedeihen. Mehr als neun Zehntel des Landes befinden sich im Besitze der zahlreichen unabhängigen Stämme, darunter Kariben am Xingu. Hauptstadt ist Cuyabá (s. d.).

Mato Grosso, Cidade de, früher Villa Bella, Stadt in Brasilien, rechts am obern Guaporé, gegenüber der Einmündung des Rio Alegre, unweit der boliv. Grenze, war bis 1835 Hauptstadt der Provinz M. G., hat seit Erschöpfung der Goldwäschereien der Umgegend nur noch 1000, früher 6000, ja sogar 20 000 E.

Matotschkin-Scharr, Meerenge zwischen der nördl. und südl. Insel von Nowaja Semlja, verbindet die Barentssee mit dem Karischen Meer, ist 88 km lang, an den Enden 10-12, in der Mitte 4-5 km breit und wird Mitte Juli eisfrei. Der beste Ankerplatz (21. m tief) ist am Kap Baranij.

Mátra, Berggruppe im ungar. Komitat Heves, südl. Vorlagerung der Centralkarpaten, ist in dem Saskö (Adlerstein) 1009 m hoch.

Mátraer Lokalbahn, Privatbahn (132,4 km, 31. Juli 1887 eröffnet), im Betriebe der ungar. Staatsbahnen. Die Hauptlinie verbindet Kis-Terenne mit Kis-Ujszallás, die Zweigbahn Mátra-Mindszent mit Mátra-Novák.

Matralien, Fest der Matuta (s. d.).

Matratze, s. Bett.

Matrei. 1) Deutsch-Matrei, Markt im Gerichtsbezirk Steinach der österr. Bezirkshauptmannschaft Innsbruck in Tirol, an der Sill, in 988 m Höhe, an der Brennerbahn, hat (1890) 499 E., alte Pfarrkirche mit einer von Wallfahrern viel besuchten Statue, welche ein Ritter 1210 aus Palästina brachte. Auf einem Fels (1002 m) das Matreier Schloß des Fürsten von Auersperg, auch Trautson genannt. - 2) Windisch-Matrei, Markt in der Bezirkshauptmannschaft Lienz in Osttirol, Hauptort des Iselthals, in 973 m Höhe, an der Vereinigung des Tauern- und Virgenthals und an der Einmündung des reißenden Bürgerbachs, Sitz eines Bezirksgerichts (1005,40 qkm, 7836 deutsche E.), hat (1890) 585 E., Post. Das Matrei-Kalser-Thörl (2205 m) ist eine der großartigsten Aussichtswarten der Alpenwelt. In der Nähe die Burg (jetzt Hotelpension) Weißenstein (1032 m) und die uralte St. Nikolauskirche.

Mätresse, soviel wie Maitresse.

Matriarchat (grch.-lat.), s. Mutterrecht.

Matricaria L., Pflanzengattung aus der Familie der Kompositen (s. d.) mit gegen 20 Arten teils in der gemäßigten Zone der Alten Welt, teils in Südafrika. In Deutschland wächst nur die gemeine oder echte Kamille (M. Chamomilla L., s. Tafel: Aggregaten II, Fig. 3), eine kleine einjährige Pflanze mit doppelfiederteiligen Blättern, deren Zipfel sehr schmal sind. Die Blütenköpfchen haben weiße Strahl- und gelbe Scheibenblütchen (Fig. 3 b). Der Blütenboden ist ziemlich stark gewölbt und ebenso wie der obere Teil des Blütenstiels im Innern hohl (Fig. 3 a). Durch dieses letztere Kennzeichen kann man die echte Kamille sofort von andern ihr ähnlichen Kompositen unterscheiden. Die Kamille ist durch ganz Mittel- und Südeuropa als Ackerunkraut verbreitet. Die Blütenköpfchen dienen schon seit langer Zeit als krampfstillendes und schweißtreibendes Mittel. Sie sind als Flores chamomillae vulgaris offizinell.

Matrikel (lat. matricula) heißt jedes schriftliche Verzeichnis gewisser Personen oder Einkünfte; so auf Universitäten das Verzeichnis, in welches die Studenten bei ihrer Aufnahme als akademische Bürger eingetragen (immatrikuliert) werden; bei den Geistlichen das Verzeichnis der einer Pfarrstelle zugewiesenen Einkünfte und Bezüge (Pfarrmatrikel). Die deutsche Reichsmatrikel bestand in dem Verzeichnis sämtlicher Stände des Deutschen Reichs und ihrer Beiträge