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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Matrikularbeiträge - Matrosenartillerieabteilungen

zu den Reichsbedürfnissen. Die Wormser M. von 1521 bestimmte die zu stellenden Kontingente und die Kriegssteuern (Römermonate), eine andere die Beiträge für die Unterhaltung des Kammergerichts (Kammerziele). Im Laufe der Zeit hatten aber hierin das Herkommen und eigene Reichsschlüsse Veränderungen herbeigeführt, so daß die Reichsstände nur nach einer Usualmatrikel zu jenen Leistungen herangezogen wurden. Auch im Deutschen Bunde bestimmte eine Bundesmatrikel die Stärke der Truppen, welche jedes Bundesmitglied zum Bundesheere stellen sollte. Aus dem alten Deutschen Bunde sind auch in das neue Deutsche Reich übergegangen die Matrikularbeiträge der Einzelstaaten, d. h. die Zuschüsse zu den gemeinsamen Reichsausgaben, soweit letztere nicht durch eigene Einnahmen des Reichs, wie Zölle, Verbrauchssteuern, Postüberschüsse u. s. w., gedeckt werden. Diese Beiträge werden nach der Bevölkerungszahl der einzelnen Staaten berechnet und durch das Etatsgesetz für jedes Jahr festgesetzt. Die Matrikularbeiträge waren bei Aufrichtung des deutschen Gesamtstaates nur als eine vorläufige Aushilfe betrachtet worden, indem die Absicht bestand, das Reich finanziell ganz auf seine eigenen Finanzquellen zu gründen. Durch das Zolltarifgesetz vom 15. Juli 1879, §. 6, sind die Matrikularbeiträge eine dauernde Einrichtung geworden.

Die rechnungsmäßige Höse ^[richtig: Höhe] der Matrikularbeiträge der deutschen Bundesstaaten betrugen nach dem Reichshaushaltsetat in Tausend Mark:

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Staaten 1885/86 1887/88 1883/89 1889/90 1890/91 1891/92 1892/93 1893/94 1894/95 1896/97

Preußen 62 633 100 882 127163 134 260 182 993 190 803 192 043 225 631 234 159 214 470

Bayern 23 284 31 471 29 578 29 295 40 501 42 780 41 860 46 063 50 333 51 929

Sachsen 6 820 11 297 14 518 15 081 20 557 21 434 22 495 27 258 27 373 29042

Württemberg 8 678 11 488 10 857 10 709 14 964 15 841 15 169 16 502 18 217 18 452

Baden 6 053 8 318 7 999 7 717 11 369 11 983 11 803 13 381 14 081 14 356

Hessen 2 150 3 413 4 258 4 536 6 182 6 446 6 359 7 355 7 761 7 976

Mecklenburg-Schwerin 1 325 2 057 2 524 2 727 3 717 3 875 3 697 4 161 4 520 4 579

Sachsen-Weimar 711 1 121 1 392 1 488 2 029 2 115 2 088 2 417 2 548 2 600

Mecklenburg-Strelitz 230 352 428 466 636 663 626 699 766 779

Oldenburg 775 1 220 1 512 1 619 2 207 2 301 2 273 2 633 2 775 2 868

Braunschweig 802 1 324 1 696 1 766 2 407 2 510 2 592 3 104 3 156 3 331

Sachsen-Meiningen 475 766 965 1 019 1 389 1 448 1 434 1 663 1 750 1 795

Sachsen-Altenburg 356 575 726 766 1 043 1 088 1 095 1 287 1 336 1 382

Sachsen-Coburg-Gotha 447 709 885 943 1 285 1 340 1 323 1 531 1 614 1 662

Anhalt 534 882 1 131 1 177 1 604 1 672 1 747 2 109 2 126 2 251

Schwarzburg-Sondershausen 163 262 330 349 476 496 483 553 590 600

Schwarzburg-Rudolstadt 184 299 378 397 542 565 550 628 671 680

Waldeck 130 202 249 268 365 381 366 415 448 443

Reuß älterer Linie 117 198 259 265 361 377 404 496 491 518

Reuß jüngerer Linie 233 392 510 524 715 745 769 921 936 1 010

Schaumburg-Lippe 81 132 168 176 240 251 251 294 306 316

Lippe 276 440 549 584 796 830 823 956 1 004 1 033

Lübeck 146 241 308 321 437 456 492 608 598 640

Bremen 360 589 751 785 1 070 1 116 1 159 1 393 1 410 1 507

Hamburg 1 042 1 331 2 445 2 459 3 351 3 494 4 016 5 166 4 366 5 235

Elsaß-Lothringen 4 432 6 476 7 797 8 436 11 179 11 724 11 443 12 840 13 661 13 695

Summe 122 437 186 937 219 376 228 133 312 415 326 734 327 360 380 614* 397 496 413 149

^[Tabellenende]

* Nach dem dritten Nachtrag zum Reichshaushaltsetat 1893/94 sind 550 000 M., soweit dieselben nicht durch regelmäßige Einnahmen Deckung finden, durch Matrikularbeiträge aufzubringen. Dieser Betrag ist vorläufig nur der Endsumme zugesetzt.

Matrikularbeiträge, S. Matrikel.

Matrimonium (lat.), Ehe; M. putativum, Putativehe (s. d.), Glaubensehe; matrimonial, die Ehe betreffend, ehelich.

Matrize (vom lat. mater), im allgemeinen Bezeichnung für eine vertiefte Form, in die ein erhabener Körper paßt, oder in der ein solcher angefertigt werden soll; bei der Lochmaschine (s. d.) soviel wie Lochring oder Lochscheibe; bei der Blechbearbeitung (s. d.) soviel wie Stanze; in der Stereotypie (s. d.) der vom stehenden Satz gefertigte Abdruck, der die Lettern vertieft zeigt und auch Mater genannt wird. Der Ausdruck M. kommt auch in der Schriftgießerei (s. d.), Stempelschneidekunst (s. d.) und Galvanoplastik (s. d.) vor.

Matrizenprägmaschine, s. Setzmaschine.

Matrona (lat.), bei den Römern jede ehrbare verheiratete Frau. Die Tracht der M. war die lange weiße Stola, der Palla (s. d.) genannte Überwurf und das in sechs schlichte Flechten geteilte, von wollenen Bändern (vittae) durchwundene Haar.

Matrona, der lat. Name des Flusses Marne.

Matronale, Pflanze, s. Hesperis.

Matronalia, ein im alten Rom 1. März von den Matronen zu Ehren der Juno (s. d.) gefeiertes Fest, wobei in den Häusern für das Glück der Ehe geopfert, die Sklaven von den Hausfrauen bewirtet und diese von den Angehörigen beschenkt wurden.

Matronymikon, soviel wie Metronymikon (s .d.).

Matrosen, Seeleute, die unter dem Befehl von Schiffsoffizieren ein Schiff auftakeln, beladen oder stauen, über See führen und entlöschen und auf der Reise alle Reparaturen an Tauwerk und Segeln besorgen. Ein befahrener Matrose (s. Jungmann, Schiffsjunge, Vollmatrose) muß steuern und rudern können. An Bord von Kriegsschiffen werden die M. militärisch mit dem Geschütz, Gewehr und Torpedo ausgebildet. Die Uniform der Kriegsschiffsmatrosen ist international fast gleichmäßig, im kalten Klima blau, im heißen weiß, Beinkleid und Hemd mit großem Kragen. An den Mützen wird stets neben der Kokarde ein schwarzseidenes langes Band mit dem Namen des Schiffs oder des Marineteils am Lande, dem der Matrose angehört, in Gold gestickt getragen. Die Einstellung der M. erfolgt in der deutschen Marine bei den Matrosendivisionen (s. d.). - Matrosenpressen hieß das früher besonders in Hafenstädten betriebene gewaltsame Aufgreifen von Menschen zum Matrosendienst, das in einigen Seestaaten beim Kriegszustande ein zwar grausames, aber gesetzlich anerkanntes Mittel bot, das Seevolk, wenn die freiwillige Dienstleistung nicht ausreichte, zu ergänzen und zu vermehren.

Matrosenartillerieabteilungen, eine Truppe der deutschen Marine, mit dem Zweck, die Artillerie