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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Matthäus Kantakuzēnos; Matthäus von Bassi; Mattheson; Matthews ; Matthīas

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Matthäus (byzant. Kaiser) - Matthias (deutscher Kaiser)

in Pontus "bei den Menschenfressern" predigen und daselbst den Feuertod sterben, bald in Parthien, bald in Äthiopien missionieren und mit dem Schwerte getötet werden. Die röm. Kirche hat dem M. den 21. Sept., die griechische den 16. Nov. geweiht. (Vgl. Lipsius, Die apokryphen Apostelgeschichten und Apostellegenden, Bd. 2, 2. Hälfte, Braunschw. 1884.) In der kirchlichen Überlieferung gilt M. als der Verfasser des ersten kanonischen Evangeliums, das durch Darstellung der Lehre und Lebensgeschichte Jesu die Erfüllung der alttestamentlichen Weissagungen auf den Messias aus Davids Geschlecht zu erweisen versucht. Das Buch ist in seiner gegenwärtigen Gestalt ein planmäßiges Ganzes, das namentlich in der Verarbeitung der Aussprüche Jesu zu größern Redegruppen schriftstellerische Kunst verrät. Dennoch zeigt eine nähere Prüfung seine Entstehung aus ziemlich verschiedenartigen, teilweise sogar einander ausschließenden Bestandteilen. Nach einer Überlieferung aus der zweiten Hälfte des 2. Jahrh. hätte M. eine Zusammenstellung der "Reden des Herrn" in hebr. Sprache hinterlassen. Doch ist unser Matthäusevangelium sicher ursprünglich griechisch geschrieben. Über die neuern kritischen Forschungen s. Evangelien. Das sog. Hebräerevangelium ist in seinem Ursprung mit unserm Evangelium des M. verwandt.

Matthäus Kantakuzēnos, byzant. Kaiser, älterer Sohn des Johannes VI. Kantakuzenos, wurde von seinem Vater im Mai 1353 gegen den mit Johannes V. geschlossenen Vertrag zum Mitregenten ernannt und suchte sich selbst nach des Vaters Abdankung (Dez. 1354) mit den Waffen gegen Johannes V. zu behaupten, vermochte sich aber nur bis Juni 1358 zu halten, wo er von den Serben gefangen genommen und dem Kaiser überliefert wurde. 1380 übernahm M. mit Erlaubnis Johannes’ V. unter dessen Oberhoheit das Despotat von Misithra im Peloponnes, wo er sich bis zu seinem Tode (1383) hielt.

Matthäus von Bassi, der Stifter des Ordens der Kapuziner (s. d.).

Mattheson, Joh., Musikschriftsteller, geb. 28. Sept. 1681 zu Hamburg, trat schon als Knabe in der dortigen Oper auf, bei der er bis 1705 als Sänger und Komponist thätig war und wurde 1705 Sekretär bei der engl. Gesandtschaft, daneben 1715 Kapellmeister am Hamburger Dom. Er starb 17. April 1764 in Hamburg. 1713 begann M. mit dem Büchlein "Das neueröffnete Orchester" die lange und glänzende Reihe seiner Schriften über Theorie, Kritik und Geschichte der Musik. Die "Exemplarische Organistenprobe" (Hamb. 1719) und "Große Generalbaßschule" (ebd. 1731) enthalten die Harmonielehre jener Zeit; sein theoretisches Hauptwerk ist "Der vollkommene Kapellmeister" (ebd. 1739), eine Fundgrube für die Musikpraxis damaliger Zeit. Gleichwertig ist sein histor.-biogr. Hauptwerk "Grundlage einer Ehrenpforte" (Hamb. 1740). In der originellen "Critica musica" (2 Bde., ebd. 1722-25) ließ M. die erste deutsche Musikzeitung erscheinen. - Vgl. Meinardus, M. und seine Verdienste um die deutsche Tonkunst (Lpz. 1878).

Matthews (spr. mäthjuhs), W. Brander, amerik. Schriftsteller, bekannt unter dem Pseudonym Arthur Penn, geb. 21. Febr. 1852 zu Neuorleans, widmete sich, nachdem er Jura studiert hatte, der Schriftstellerei und hat besonders auf dem Gebiete des Lustspiels Tüchtiges geleistet. M. wohnt in Neuyork, aber seine Theaterstücke haben ihn öfters nach England geführt, wo sie beliebt sind. Die Titel der bedeutendern sind: "Margery’s lovers" (1884), "A gold mine", in Gemeinschaft mit G. H. Jessop verfaßt (1887), ebenso "On probation" (1889), "This picture and that" (1887). Von seinen übrigen Werken sind nennenswert: "The theatres of Paris" (1880), "French dramatists of the 19th century" (1881); die Novellen "The last meeting" (1885), "A secret of the sea" (1886), "A family tree" (1889), "With my friends" (1891) u. s. w.

Matthīas, Apostel und Jünger Jesu, wurde nach der Apostelgeschichte (1, 23 fg.) durch das Los an die Stelle des Judas Ischarioth berufen. Die kirchliche Tradition verwechselt ihn häufig mit Matthäus. Nach der ältern Legende ist er nicht aus Jerusalem hinausgekommen. Die röm. Kirche hat dem M. den 24. Febr., die griechische den 9. Aug. geweiht. Auch wird dem M. die Abfassung eines apokryphischen Evangeliums beigelegt. - Vgl. Lipsius, Die apokryphen Apostelgeschichten und Apostellegenden, Bd. 2, 2. Hälfte (Braunschw. 1884).

Matthīas, deutscher Kaiser (1612-19), geb. 24. Febr. 1557, war der dritte Sohn des Kaisers Maximilian II. und erhielt seine Erziehung durch den gelehrten Diplomaten Busbecq. Er ging, von der kath., doch antispan. Partei der niederländ. Südprovinzen aufgefordert, 1577 heimlich in die Niederlande und empfing hier 1578 unter großen Beschränkungen den Titel und die Huldigung als Statthalter, legte aber, als er sein Bemühen, sich Einfluß zu verschaffen, als verfehlt erkennen mußte, 1581 seine Würde nieder. Vergebens wartete er jetzt auf eine neue Versorgung, bis endlich 1593 sein Bruder Ernst Statthalter der Niederlande wurde und M. diesem als Statthalter im Erzherzogtum Österreich folgte. Völlig beherrscht von dem Bischof Khlesl (s. d.), förderte er nach Kräften die kath. Gegenreformation gegenüber den prot. Ständen. Als die zerfahrene Willkürherrschaft des Kaisers einen Krieg mit den empörten Ungarn und den Türken herbeiführte, legte der von seinen jüngern Brüdern als Oberhaupt anerkannte M. den Zwist bei (1606), und als Rudolf diese Abschlüsse verwarf, zwang ihn M. im Bunde mit den ungar. und österr. Ständen zur Abtretung der Herrschaft über Österreich, Ungarn und Mähren (1608). Den Ständen mußte M. für ihre Hilfe widerwillig religiöse Zugeständnisse gewähren. Bald überwarf sich Rudolf auch mit den treu gebliebenen Böhmen, diese riefen M. herbei, der seinem Bruder nun auch Böhmen, Schlesien und die Lausitz entriß (1611) und nach dessen Tode zum Kaiser erwählt wurde (13. Juni 1612). Nach außen hatte er gegen den unruhigen Bethlen Gabor von Siebenbürgen zu kämpfen, im Innern des Reichs verschärfte sich der Glaubenszwiespalt immer mehr, Reich und Erblande versagten M. die Mittel für einen Türkenkrieg, so daß er 1615 zu einem ungünstigen Frieden genötigt wurde. Der Gegensatz zu seinen prot. Ständen wurde noch größer, als der kinderlose M. auf das Drängen der andern Glieder seines Hauses den fanatisch bigotten Ferdinand, den spätern Kaiser Ferdinand II. (s. d.), zum König von Böhmen (1617) und Ungarn (1618) krönen ließ. Die Versuche der Regierung, die gewährten Religionsfreiheiten, besonders den von Rudolf II. den Böhmen 1609 erteilten Majestätsbrief (s. d.) umzustoßen, riefen eine steigende Unzufriedenheit hervor, die im Mai 1618 in Böhmen zur offenen Rebellion führte. Während die Böhmen