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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Mauerassel - Mauerschwalbe

Altertums und die Grottenmauern aufgeführt, deren Fugen durch Moos gedichtet werden. In Bezug auf den Zweck unterscheidet man: Grund- und Obermauern. Auf den Grund- oder Fundamentmauern ruht das ganze Gebäude. Sie übermitteln die feste Verbindung mit dem Boden (s. Grundbau). Die Obermauern teilt man ein in 1) Plinthen- oder Sockelmauern, welche den untern Gebäudeteil über dem Terrain bis zur Balkenoberkante des Erdgeschosses umfassen. 2) Frontmauern, welche die Dachtraufe des Gebäudes tragen. 3) Giebelmauern, welche das Gebäude nach der Länge hin abschließen. 4) Sog. hohe Wände, welche nur bei Gebäuden mit einseitiger Dachtraufe, also bei Pultdächern vorkommen, welche bei Seitenflügeln nach der Nachbargrenze angeordnet werden. 5) Drempel-, Versenkungs-, Kniestockwände, welche, oberhalb der Dachbalkenlage aufgeführt, zum Dachgeschoß gehören und somit eine Erhöhung der Frontmauern bilden (s. Kniestockwand). 6) Mittel- oder Längsscheidemauern, welche parallel zu den Fronten liegen. 7) Quer- oder Zwischenscheidungen, welche parallel zu den Giebeln gerichtet sind. 8) Brandmauern (s. d.) zur Trennung nebeneinander liegender Gebäude. 9) Einfriedigungsmauern (s. Einfriedigung). 10) Futter- oder Böschungsmauern (s. Erddruckmauer).

In Bezug auf die Bauart unterscheidet man: massive und halbmassive M., ferner: volle, durchbrochene und hohle M. Zu letztern gehören die Isolierungs- und Kästelmauern (s. Isolierschichten). Nach dem Material teilt man die M. ein in Bruchsteinmauern, Werkstein- (Haustein- oder Quadermauern), Ziegel- oder Backsteinmauern, in gemischtes Mauerwerk (aus verschiedenen Steinen) und in Gußmauerwerk (s. d.). In Bezug auf Form und Stellung: ebene, gerade, geneigte oder Futter-, auch Böschungsmauern, cylindrische, konische M., liegendes Mauerwerk (Pflaster) und schwebendes Mauerwerk, die Bogen (s. d.) und Gewölbe (s. d.).

Die Festigkeit einer M. hängt ab von der Stärke (s. Mauerstärke) oder Form, dem Material, dem Verband (s. Steinverbände) und dem Bindemittel (s. Mörtel).

Mauerassel, s. Asseln.

Mauerbohrer, eine im Altertum (unter dem Namen terebra) und Mittelalter (unter dem Namen Tarant, Fuchs, Krebs) angewandte Belagerungsmaschine: ein etwa 15 cm starker Baum, vorn mit einem scharfen Spitzbohrer, der vermittelst eines umgewickelten Seils in einer Rinne umgedreht und zugleich vorwärts geschoben wurde, um die Fugen fester Mauern zu öffnen und die Steine zu lockern.

Mauerbrecher, s. Widder (Kriegsmaschine).

Mauereidechse, s. Eidechsen.

Mauerfraß, Mauersalpeter, Mauerschwamm oder Salpeterfraß, die Zerstörung des Mauerwerks durch salpetersaure Salze, welche sich an manchen Steinarten in Form eines weißen Beschlags (Efflorescenz) oder eines schmutzigen, an feuchter Luft zerfließenden Überzugs bilden und besonders durch die Zersetzung animalischer und vegetabilischer Stoffe bei Vorhandensein starker Basen, wie Kalk, erzeugt werden. Daher sind es außer gewissen Kalksteinen besonders Mergelsteine, welche dem M. unterworfen sind und daher nicht zu Düngergruben, Abtritten, Stallungen und Kloaken oder an feuchten Orten verwendet werden dürfen, mindestens aber durch Isolierschichten (s. d.) zu schützen sind. Bereits von M. angegriffenes Mauerwerk muß durch neu eingesetzte, widerstandsfähige Steine, durch Abhacken des Verputzes, Auskratzen der Fugen, Anbringen von Teer- oder Asphaltüberzügen und Erneuern des Verputzes mit Cement wiederhergestellt werden. Minder schädlich als die salpetersauren Salze sind die an manchen Ziegeln sich bildenden, nach einiger Zeit wieder verschwindenden kohlensauren Efflorescenzen. (S. Hausschwamm.)

Mauerkreis, astron. Instrument, ein geteilter Kreis, der an einer in der Richtung des Meridians stehenden Mauer befestigt war und in Verbindung mit einer um seinen Mittelpunkt drehbaren Alhidade mit Dioptern oder einem Fernrohr zur Messung der Höhe von Gestirnen benutzt wurde. Einer der größten M. befand sich auf der Sternwarte zu Greenwich. Der M. ist als Vorläufer des viel vollkommenern Meridiankreises (s. d.) anzusehen.

Mauerkrone, lat. corona (s. d.) muralis, heraldisch ein aus Mauerzinnen und Zinnentürmen gebildeter Kronenreif, bei städtischen Wappen gebräuchlich. (S. Tafel: Kronen II, Fig. 47.)

Mauerlatten, s. Balkenlage.

Mauerläufer (Tichodroma muraria Illig.), ein Klettervogel aus der Gruppe der baumläuferartigen Vögel. Er ist 16 cm lang, hat einen langen, dünnen, schwach gebogenen Schnabel, kräftige Füße, nicht sehr lange abgerundete Schwingen; sein Gefieder ist hauptsächlich aschgrau, mit schwarzen Schwanz- und Schwungfedern, die teilweise karminfarben auf dem ausgebreiteten Flügel einen prächtig roten Spiegel bilden. Er bewohnt hohe felsige Gebirge, die ganze Alpenkette von den Pyrenäen bis zum Balkan, geht nördlich bis an die Karpaten und östlich bis Nordchina. (S. vorstehende Abbildung.)

^[Abbildung]

Mauermaterialien, s. Maurerarbeiten.

Mauerpfeffer, s. Sedum.

Mauerquadrant, ein kleines Sternbild am nördl. Himmel, von Lalande eingeführt, aber kaum noch gebräuchlich. M. ist auch ein astron. Instrument (s. Quadrant).

Mauerraute, Farnart, s. Asplenium.

Mauersalpeter, s. Mauerfraß und Kalksalpeter.

Mauersand, soviel wie Bausand (s. d.).

Mauerschwalbe (Cypselus apus Illig., s. Tafel: Langhänder, Fig. 4), Segler oder Turmschwalbe, ein 18 cm langer, 40 cm klafternder rußfarbener Vogel aus der Familie der Langhänder