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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Maulwurf - Maund

Mauls, besonders am Zahnfleisch, an der Zunge und der Backenschleimhaut, und an der Haut der Klauen kleine Bläschen, die sich rasch vergrößern und schließlich bersten. Oft liegt dann unter der durch die Blasenbildung in großer Ausdehnung abgehobenen Epithel- oder Epidermisdecke die entzündete und schmerzende, auch blutende Schleimhaut oder Cutis frei zu Tage. Diese nässenden Erosionen gehen nicht selten in Geschwüre über. Während der Bildung und nach Berstung der Blasen (Aphthen) ist die Speichelabsonderung vermehrt, die Nahrungsaufnahme fast völlig aufgehoben, weshalb die Tiere stark abmagern, und die Tiere vermeiden es, die Füße zu gebrauchen. Die Krankheitserscheinungen verschwinden rasch wieder, wenn die Erosionen und Geschwüre zu heilen beginnen. In gutartigen Fällen (den meisten) ist die Krankheit in 8-14 Tagen abgelaufen. Schwerere Fälle verlaufen oft plötzlich tödlich oder gefährden das Leben der Tiere durch komplikatorische Erkrankungen, wie Katarrhe und stärkere Entzündungen der Atmungsorgane, Eiterungen in den Weichteilen und Knochen, Abstoßungen der Klauen (Ausschuhen), ja Septichämie und Pyämie. Während beim Rind meist gleichzeitig Maul und Klauen erkranken, wird beim Schaf, bei Ziege und Schwein fast nur die Klauenseuche beobachtet.

Die M. u. K. gehört zu den ansteckenden Infektionskrankheiten. Der Inhalt der Blasen, der Speichel, die Milch und andere Absonderungen enthalten den Infektionsstoff, der seiner Natur nach nicht genau bekannt, jedenfalls aber belebter Natur ist. Die Seuche wird durch den Verkehr verbreitet, haftet aber auch lange Zeit in den Ställen.

Obwohl für gewöhnlich das Leben der Tiere nicht gefährdend (es giebt jedoch auch Ausbrüche der M. u. K., wobei 1-5 Proz. der erwachsenen, 50-80 Proz. der jungen Tiere zu Grunde geben), ist die M. u. K. doch die gefürchtetste Viehseuche, weil sie nicht selten den ganzen Viehbestand eines Landes auf einmal befällt und die Landwirtschaft schwer schädigt. Welchen Umfang die Seuche erreichen kann, geht daraus hervor, daß in einem Jahre (1889 90) in Deutschland allein gegen 1½ Mill. Tiere davon befallen wurden, davon 694 616 Rinder, 461 520 Schafe, 208 212 Schweine, und 1892 sogar über 4 Mill. Tiere daran erkrankten.

Zur Verhütung der Seuche sind von allen Staaten strenge Vorschriften und Gesetze (in Deutschland das Viehseuchengesetz) erlassen worden, wodurch Einfuhrverbote, Grenzvisitationen, Verbot von Viehmärkten, Überwachungen der Ställe, Desinfektion der infizierten Ställe u. s. w. möglich werden.

Die Seuche ist auch auf den Menschen übertragbar in Form einer fieberhaften aphthösen Erkrankung der Mundschleimhaut. Der Träger des Ansteckungsstoffs für den Menschen ist die Milch, wogegen das Fleisch kranker Tiere anscheinend ohne Nachteil genossen werden kann. Durch Siedehitze kann der Infektionsstoff in der Milch zerstört werden. - Vgl. Friedberger und Fröhner, Pathologie und Therapie der Haustiere (3. Aufl., Stuttg. 1892).

Maulwurf (Talpa), eine zu den Insektenfressern gehörende Säugetiergattung mit eigentümlichem Gebiß, einem knorpeligen, beweglichen Rüssel und sehr niedrigen fünfzehigen Beinen, von denen die vordern Grabfüße haben. Der gemeine M. (Talpa europaea L., s. Tafel: Insektenfresser, Fig. 3), welcher über Europa und Asien verbreitet ist, hat einen sehr weichen blauschwarzen, selten erbsengelben oder ganz weißen Pelz und fleischrote Pfoten. Er lebt unter der Erde, wo er sich eine komplizierte Wohnung und verschiedene Gänge zu seinen Jagden gräbt, nährt sich von Insekten und deren Larven, vorzüglich von Regenwürmern und Engerlingen, und kommt nur in den Sommermonaten des Nachts, selten bei Tage auf die Erdoberfläche nach Nahrung, wo er dann Schnecken und Käfer frißt, aber auch auf Mäuse und selbst kleine Vögel Jagd macht. Im Winter senkt er seine Gänge bis in frostfreie Tiefen, wo Insekten und Würmer Schutz gesucht haben; er hält keinen Winterschlaf. Irrigerweise behauptete man sonst, der M. sei blind. Allerdings sind seine Augen sehr klein, besitzen aber ein ziemliches Sehvermögen und können durch besondere Muskeln hervorgetrieben oder so zurückgezogen werden, daß die dichte Behaarung sie völlig verbirgt. Durch die Erdhaufen, welche er aufstößt, wird er dem Gartenbau schädlich, ist aber sonst durch seine Vertilgung zahlloser schädlicher Insekten sehr nützlich.

Ähnliche Gattungen, zum Teil mit mehrern Arten, sind die Goldmaulwürfe oder Goldmulle (Chrysochloris) im südl. Afrika, welche durch den Metallglanz ihres Pelzes unter allen Säugetieren einzig dastehen, die Sternmaulwürfe (Condylura), mit langem Schwanz und gelappter Endscheibe des Rüssels, und die Wassermaulwürfe (Scalops) in Nordamerika.

Maulwurfsgeschwulst, Tierkrankheit, s. Genickbeule.

Maulwurfsgrille (Gryllotalpa vulgaris L., s. Tafel: Schädliche Forstinsekten I, Fig. 3, Bd. 6, S. 998), Werre, Reit-, Reut- oder Rietwurm, plump gebaute, 4-5 cm lange Grille (s. d.), mit zu mächtigen gezahnten Grabwerkzeugen umgestalteten Vorderbeinen, ist weit verbreitet, aber strichweise selten, gräbt in Gärten, Feldern, Wiesen und Wäldern Gänge unter der Erde und richtet, indem sie dabei die feinen Wurzeln zerreißt, großen Schaden an. Ihren Gängen entsprechend, sterben die Pflanzen ab und es zeigen sich im Rasen schmale Gänge, die zum Teil die Sage des Bilmenschnitters mit veranlaßt haben. Daß sie die Wurzeln abfrißt, ist unerwiesen, wenigstens zieht sie in der Gefangenschaft tierische Nahrung bei weitem vor. Sie ist schwer auszurotten; am besten fängt man sie, da sie nachts und abends ihre Schlupflöcher verläßt, in eingegrabenen Töpfen, oder vertilgt sie durch Eingießen von Wasser in ihre Baue, durch Ausgraben u. s. w.

Maulwurfspflug, s. Drainierung.

Maumburg Ring, altröm. Bauwerk bei Dorchester (s. d.).

Maumee (spr. mahmih), Fluß in den nordamerik. Staaten Indiana und Ohio, entsteht durch die Vereinigung des St. Mary- und St. Josephsflusses bei Fort Wayne und fließt unterhalb Toledo in die Maumeebai des Eriesees. Auf seinem Unterlauf begleitet ihn der Miami-Erie-Kanal.

Maun (engl., spr. mahn), pers. Gewicht, s. Batman.

Mauna Kea, Mauna Loa, Vulkane auf Hawaii (s. d.).

Maund, Mahnd, Man oder Mun, ein Handelsgewicht in Ostindien, Persien, der Türkei und Turkestan sowie Ostafrika. In Bengalen hat das M. 40 Sibrs (seers) zu 10 Tschittacks (Chittacks); das M. brit.-ostind. Normalgewicht (standard), welches Zollgewicht sowie überhaupt das Gewicht der Behörden ist, auch neues Bazargewicht genannt wird, ist = 100 Pfd. engl. Troy (Troypfund) =