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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Mayapan - Mayenne (Departement)

Bibliothek zu Dresden", 1886) vollständig aufgehellt worden. Die Entzifferung der Hieroglyphen wurde besonders durch Schellhas (in der "Zeitschrift für Ethnologie', 1886) und Seler (Entzifferung der Maya-Handschriften in den "Verhandlungen der Berliner Anthropologischen Gesellschaft", 19. März 1887, und der "Zeitschrift für Ethnologie", 1887, S. 231 fg.) gefördert. Letzterer hat nachgewiesen, daß die Hieroglyphengruppen sich zusammensetzen aus einer Hieroglyphe, die sich auf den im Bilde darunter dargestellten Vorgang bezieht, einer zweiten, die die hieroglyphische Bezeichnung des betreffenden Gottes bildet, und zwei andern, die Attribute des Gottes angeben. Die Hieroglyphen selbst sind nicht Zusammensetzungen von Elementen, die einen bestimmten Lautwert repräsentieren, sondern sind im wesentlichen ideographisch konstituiert. - Vgl. Die Maya-Handschrift der königl. öffentlichen Bibliothek zu Dresden, hg. von Förstemann (2. Aufl., Dresd. 1892); Seler, Der Charakter der aztekischen und der Maya-Handschriften (in der "Zeitschrift für Ethnologie", Berl. 1888, 1891); Schellhas, Die Göttergestalten der Maya-Handschriften (ebd. 1892); Brinter, A primer of Mayan hieroglyphs (Boston und Halle 1895).

Mayapan, s. Yucatan.

Mayavölker, eine Anzahl sprachverwandter Stämme, die seit alten Zeiten die Halbinsel Yucatan, den größten Teil des Gebietes der heutigen Republik Guatemala und Teile der zu Mexiko gehörigen Staaten Chiapas und Tabasco, wie Teile der Republiken Salvador und Honduras bewohnen. Stoll ("Zur Ethnographie der Republik Guatemala", Zür. 1884) klassifiziert sie folgendermaßen: I. M. von Guatemala. 1) Mamgruppe (Iril, Mame, Aguateca); 2) Quichegruppe (Cakchiquel, Tzutuhil, Quiche, Urpanteca); 3) Pokonchigruppe (Quekchi, Pokonchi, Pokomam, Chorti). II. M. von Yucatan, Tabasco und Chiapas. 1) Tzentalgruppe (Chontal, Tzental, Tzotzil, Chauab, Chol); 2) Maya (s. d.); dazu noch die Bewohner von Peten, die wilden Lacandones und die ausgestorbenen Mopan. III. Huaxteca (s. d.). - Vgl. Stoll, Die Sprache der Iril-Indianer (Lpz. 1887); ders., Die Maya-Sprachen der Pokomgruppe (Wien 1888).

Maybach, Albert von, preuß. Minister, geb. 29. Nov. 1822 zu Werne in Westfalen, kath. Konfession, studierte die Rechte, trat 1845 in den Justizdienst, wurde 1850 Gerichtsassessor beim Appellationsgericht in Hamm und 1854 Regierungsassessor und Mitglied der königl. Direktion der Ostbahn; 1855 wurde er zum staatsseitig zu bestellenden Mitglied der Privatdirektion und 1857 nach Übergang des Unternehmens in Staatsverwaltung zum Vorsitzenden der Direktion der Oberschlesischen Eisenbahn ernannt. Nachdem er vom Dez. 1858 bis 1863 als Geh. Regierungsrat und vortragender Rat im Handelsministerium thätig gewesen war, wurde er vorübergehend als Ministerialkommissarius mit der Leitung der Eisenbahnverwaltung in Saarbrücken betraut und 1. Okt. 1863 Vorsitzender der Direktion der Ostbahn. 1867 übernahm er den Vorsitz der königl. Eisenbahndirektion in Hannover, zu deren Präsidenten er 1871 ernannt wurde. Nach vorübergehender Beschäftigung als Ministerialdirektor im Handelsministerium trat er 1874 an die Spitze des Reichseisenbahnamtes und wirkte als solcher für den Gedanken einer Übertragung der deutschen Eisenbahnen auf das Reich. 1877 wurde er Unterstaatssekretär im Handelsministerium, 1878 zum Handelsminister und, nachdem das Handelsministerium geteilt worden war, 1879 zum Minister der öffentlichen Arbeiten ernannt. In dieser Stellung wußte er den Widerstand, den die Verstaatlichung der Privatbahnen anfangs im preuß. Landtage fand, bald zu besiegen. Die seitdem erzielten glänzenden Erfolge des Staatsbahnsystems (s. Preußen, Geschichte) sind in erster Linie das Verdienst M.s. 1882-89 war er als Vertreter des Wahlkreises Gummersbach-Waldbroel und 1889-93 als Vertreter des Kreises Saarbrücken-St. Wendel Mitglied des Abgeordnetenhauses, seit Juli 1879 Chef des Reichsamtes für die Verwaltung der Reichseisenbahnen in Elsaß-Lothringen, außerdem Mitglied des Bundesrats und des preuß. Staatsrats. 1888 wurde ihm der Schwarze Adlerorden verliehen. Im Juni 1891 erhielt er die erbetene Entlassung.

Maybole (spr. mehbohl), Stadt in der schott. Grafschaft Ayr, unweit der Küste des Firth of Clyde, hat (1891) 5470 E.

Mayen. 1) Kreis im preuß. Reg.-Bez. Koblenz, hat 576,27 qkm und (1890) 63 938, 1895: 66 938 (33 559 männl., 33 379 weibl.) E., 2 Städte und 76 Landgemeinden. - 2) Kreisstadt im Kreis M., an der Nette, an der Nebenlinie Andernach-Gerolstein der Preuß. Staatsbahnen, Sitz des Landratsamtes und eines Amtsgerichts (Landgericht Koblenz), hat (1895) 10 688 (1890: 9599) E., darunter 309 Evangelische und 321 Israeliten, Postamt erster Klasse, Telegraph, alte Thorburgen, höhere Bürgerschule; Fabrikation von Tuch, Kraut, Tabak, Wollgarn und Leder, 6 Brauereien, Basaltlava- und Dachschieferbrüche, Handel mit Mühl- und Werksteinen.

^[Abb.]

Mayenbad, Mineralbad bei Mindelheim (s. d.). Mayenfeld, Stadt in Graubünden, s. Maienfeld.

Mayenne (spr. maienn), Fluß im nordwestl. Frankreich, entspringt im S. des Depart. Orne, am Multonnewalde in 300 m Höbe, fließt zuerst nach W., dann nach S., wird bei M. schiffbar, vereinigt sich oberhalb Angers mit der Sarthe und mündet als Maine (s. d.) in die Loire, nachdem sie rechts Varenne, Colmont, Ernée und Oudon, links Iouanne und Ouette aufgenommen hat.

Mayenne (spr. maiénn), Departement in Frankreich , der westl. Teil der Provinz Maine und der nördliche von Anjou, wird von Ille-et-Vilaine (W.), Maine-et-Loire (S.), Sarthe (O.) und Orne und Manche (N.) begrenzt, hat 5171 qkm, (1891) 332 387 E., d. i. 65 auf 1 qkm und eine Abnahme von 2,26 Proz. gegen 1886. Es zerfällt in die drei Arrondissements Laval, Château-Gontier und M. mit 27 Kantonen und 276 Gemeinden. Hauptstadt ist Laval. Das Departement besteht aus einer welligen, gegen S. abgedachten Ebene und gehört fast ganz zum Bassin der Loire. Es wird von der M. und deren Zuflüssen, zum Teil von der Sarthe und Vilaine bewässert, hat mildes Klima und im ganzen fruchtbaren Boden. Von demselben sind 3840 qkm Ackerland, auf welchem viel Getreide (1892: 1 618 192 hl Weizen, 42 351 hl Roggen, 830 501 hl Gerste, 669 123 hl Hafer), Apfel und Birnen zu Cider und Poire, Hanf und Flachs gebaut werden. Sehr bedeutend ist die Viehzucht, namentlich die Rindvieh-, Schweine- und Pferde-^[folgende Seite]